APA - Austria Presse Agentur

Wirtschaftliche Situation im Iran "ist miserabel"

"Die Situation ist miserabel und sie wird noch schlechter." Ein düsteres Bild bezüglich der wirtschaftlichen Lage des von US-Sanktionen betroffenen Iran zeichnete am Sonntag der österreichische Wirtschaftsdelegierte Christoph Grabmayr am Rande des Besuchs von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in Teheran. Auch österreichische Firmen seien davon massiv betroffen.

Als er 2017 in den Iran gekommen sei, habe es große Hoffnungen gegeben, dass sich die Lage wegen des in Wien geschlossenen Atomdeals verbessern würde. Nach der Aufkündigung desselben durch US-Präsident Donald Trump hätten sich diese Hoffnungen aber zerschlagen. "Es ist immer schlechter geworden, das Licht am Ende des Tunnels, das man immer sucht, waren die Lampen des entgegenkommenden Zugs."

Die von Trump erlassenen Sanktionen würden in Wahrheit nicht nur strategische Bereiche wie Erdöl, Gas oder der Autoindustrie umfassen, sondern auch andere Sektoren wie etwa die Textilindustrie, deren strategische Bedeutung "nicht immer leicht zu sehen" sei. Dass etwa T-Shirts mit dem Konterfei des islamischen Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Khomeini tatsächlich international bedrohlich seien, sei zumindest zu hinterfragen.

Ein Hauptproblem sei aber der nicht mehr vorhandene Zahlungsverkehr. "Es dürfen zwar Medikamente eingeführt werden, aber man kann sie nicht bezahlen." Selbst wenn an sich diplomatische und wirtschaftliche Vertretungen im Iran von den Sanktionen nicht betroffen sein sollten, könnten keine Bankgeschäfte mehr abgewickelt werden. So flögen auch österreichische Handelsvertreter regelmäßig nach Wien, um Bargeld zu holen. Da ihr Gehalt auf österreichische Konten überwiesen werde, müssten sie sich in der Regel einmal im Monat Geld von der Amtskasse der Botschaft in Teheran holen und die Summe später zurückzahlen.

Mehrere österreichischen Firmen hätten auch wegen der wichtigeren Handelsbeziehungen mit dem USA ("Das Volumen beträgt das 30-fache") ihre Zelte im Iran abgebrochen, etwa die Voest oder die Raiffeisenbank International. Die österreichischen Warenexporte in den Iran seien 2019 im Vergleich zu 2018 um über 50 Prozent zurückgegangen, bei den Importen sogar um fast 100 Prozent, hieß es seitens der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) im Teheran.

Etwas skurril seien auch die Bestimmungen rund um die "humanitären Ausnahmen" der US-Sanktionen. "Eine Kiste Perrier-Mineralwasser kann importiert werden, weil das Nahrungsmittel sind. Wenn ich aber Filter für die Wasserversorgung in Teheran einführen will, ist das mit Sanktionen verbunden."

Unter den Sanktionen leide insbesondere die Mittelschicht im Iran, erläuterte Grabmayr. Selbst wenn dies für den Besucher in Teheran mancherorts noch gar nicht so deutlich werde. Durch den Währungsverfall seien beispielsweise importierte Güter wie Fernseher oder Autos massiv teuer geworden. "Die Kaufkraft ist extrem gesunken, die Ersparnisse der Mittelklasse sind nichts mehr wert." Auch könnten sich viele Menschen etwa keine Hochzeiten mehr leisten. Viele würden mittlerweile auch absagen, als Gäste zu kommen, weil sie das Geld für Geschenke nicht mehr aufbringen könnten.

Die "Top fünf Prozent" hätten die misslicheren Entwicklungen hingegen gut überstanden, analysierte der Handelsdelegierte weiter. "Die sind so reich, dass sie es nicht spüren oder haben Konten im Ausland. Und die armen Leute waren schon vorher arm." Ein Viertel der Bevölkerung sei von staatlicher Hilfe abhängig. "Sie leben etwa von Essensbons."