Aufregung um "Schutz- und Nutzungskonzept" für Wörthersee
Die Diskussionen um die Seenbenutzung in Kärnten werden oft emotional geführt. So hat am Montag ein Bericht mit dem Titel "Schutz- und Nutzungskonzept Wörthersee" vom Herausgeber "Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 12 - Wasserwirtschaft" zu Aufregung geführt, nachdem die "Kleine Zeitung" über darin festgehaltene 34 Maßnahmen berichtete. Besitzer von Seeliegenschaften, Motorbootlenker, Veranstalter und Touristiker gaben sich erschrocken, es geht um Rückbaumaßnahmen.
Grund für Paket: neue Untersuchungen
Die Landespolitik spricht zwar von einem Entwurf, so die Kärntner Wirtschaftskammer. Demnach sollen die Maßnahmen-Vorschläge weder in Abstimmung mit landesinternen Experten erarbeitet noch in Abstimmung mit politischen Vertretern erstellt worden sein. Doch die Touristiker sind zornig.
Anlass für das empfohlene Maßnahmenpaket seien (nicht näher definierte) "neueste Untersuchungen", wonach der ökologische Zustand des Wörthersees nach den Zielvorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie nur als "mäßig" einzustufen sei, heißt es im Zeitungsbericht. Grund dafür seien qualitative und quantitative Rückgänge bei den Makrophyten (Wasserpflanzen). "Damit wird das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie verfehlt und es müssen Maßnahmen zur Verbesserung initiiert werden", so elf ausgewiesene Experten nach entsprechenden Erhebungen und Workshops.
34 Maßnahmen gelistet
Insgesamt wurden 34 Maßnahmen gelistet. Es geht unter anderem um den Rückbau von Ufermauern, die Sanierung von Seeeinbauten, weniger Bojen und mehr Schutzzonen im Uferbereich. Und, dem mondänen Wörtherseebefahrer besonders wichtig, geht es auch um Motorboote: Zur Debatte steht ein Fahrverbot im Sommer und ein Wochenendfahrverbot.
Oder aber folgende Lösung: An geraden Tagen dürfen nur Boote mit geraden Bootsnummern gesteuert werden und umgekehrt, so die "Kleine Zeitung". Sogar Wasserskishows könnten keine Fans mehr begeistern. Auch das Schifffahrtsgesetz zum Schutz der Ökologie erweitert werden und könnte den Tourismus treffen. Im Feld "Umsetzbarkeit" ist allerdings die Anmerkung "schwierig" zu finden. Öffentliche Seezugänge - eigentlich soll das Land neue Flächen für die Allgemeinheit kaufen - könnten wieder aufgelassen und dem Naturschutz dienen, heißt es.
Wirtschaftskammer-Tourismusspartenobmann Josef Petritsch: "Es ist völlig inakzeptabel, dass hier einige Beamte - offenbar in ihrer Dienstzeit und mit Unterstützung eines externen Dienstleisters - eine persönlich motivierte Fleißaufgabe abliefern. Den Urhebern dieses Machwerks scheint jedes Verständnis für die wirtschaftliche Realität und die möglichen Folgen einer derartigen Negativpropaganda mitten in der touristischen Sommersaison zu fehlen." Man behalte sich sogar rechtliche Schritte wegen Ruf- und Kreditschädigung sowie auf Schadenersatz vor.
Der Kärntner Tourismusreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) nannte es in einer Aussendung "inakzeptabel, dass offenbar im stillen Kämmerchen und ohne Einbindung des Tourismus solche überbordenden und weltfremden Maßnahmen" entstünden. Durch solcherlei "Ideen" werde die Existenz von Unternehmen gefährdet. Er will die Causa in der Regierungssitzung am Dienstag thematisieren.
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