Wohnungen in Wien auch in der Pandemie stark nachgefragt
Auf den Wohnungsmarkt wirkten sich gestiegener Optimismus, die Konjunktur und die niedrigen Zinsen aus. Auch bei institutionellen Investoren seien Wohnungen nach wie vor sehr gefragt.
Während sich die Mieten "weitgehend stabil" entwickelten, gebe es einen "markanten Preisanstieg" bei Eigentums- und Vorsorgewohnungen. Das Ausmaß der Teuerung hänge stark von der Lage der Immobilie ab.
Heuer sei in der Bundeshauptstadt mit rund 17.600 Wohnungsfertigstellungen zu rechnen (ein Plus von 1.000 Einheiten gegenüber dem Vorjahr), 2022 mit rund 18.500, doch schon 2023 wieder mit einer Abnahme, wie Schunker mit Blick auf die Zahl der entsprechenden Baubewilligungen in einem Online-Pressegespräch ausführte.
"Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen wird das Angebot nochmal deutlich übersteigen", ist sich die Immobilienexpertin sicher. Die Zahl fertiggestellter Neubauwohnungen werde "ab 2023 deutlich geringer ausfallen". 2020 habe es noch viele Baubewilligungen gegeben, die heuer und nächstes Jahr noch für viele Fertigstellungen sorgten.
Neuer Wohnraum entsteht in Wien derzeit hauptsächlich in Stadtentwicklungsgebieten bzw. Stadtrandlagen wie etwa rund um den Hauptbahnhof, in Donaustadt, Floridsdorf, Liesing und Favoriten. Generell herrscht ein Mangel an Baugrundstücken.
Von der Angebotsstruktur gibt es laut EHL eine Verschiebung in Richtung Mietwohnungen. "Heuer haben wir 65 Prozent der Wohnungen im Mietsektor, sowohl freifinanziert als auch gefördert", berichtete Schunker. Die durchschnittliche Vermietungsdauer liege bei fünf Jahren - die Mindestdauer beträgt drei Jahre. Doch auch das Angebot von Eigentumswohnungen bewege sich "auf niedrigem Niveau" und werde sich voraussichtlich nächstes Jahr "nochmal deutlich verknappen".
Entspannung ortet die EHL-Wohnen-Chefin allerdings bei den massiv gestiegenen Baukosten infolge von Lieferkettenproblemen während der Coronapandemie, diese hätten "ihren Höhepunkt überstiegen". "Bei Stahl und Holz ist die Rohstoffverfügbarkeit wieder besser geworden und daher sind die Preise wieder gesunken", so Schunker.
Vorsorgewohnungen seien "nach wie vor ein stark nachgefragtes Anlagemodell". Die durchschnittlich Größe der verkauften Einheiten gehe weiter leicht zurück. Es werde eher nach Zimmeranzahl gekauft - Zweizimmerwohnungen seien 35 bis 45 Quadratmeter groß, Dreizimmerwohnungen bis zu 65 Quadratmeter. Der durchschnittliche Gesamtkaufpreis hingegen liege heuer bei 245.000 Euro, ein Anstieg um 10.000 Euro gegenüber 2020. Der Quadratmeterpreis im Vorsorgesegment dürfte 2021 um 8,8 Prozent auf im Schnitt 4.850 Euro (2020: 4.454 Euro) weiter kräftig zulegen, erwartet EHL. Dies sei auch auf die gestiegenen Bau- und Materialkosten zurückzuführen. Da die Mieten moderater steigen als die Kaufpreise, schwächt das die Renditen. Diese liegen den Angaben zufolge aber immer noch bei etwa 3,2 Prozent.
Eine Immobilienpreisblase wie zuletzt etwa die Nationalbank (OeNB) befürchtet die EHL-Managerin nicht. "Wir sehen, dass tatsächlich Kapital am Markt vorhanden ist und die Käufer über genügend Eigenmittel verfügen", so Schunker mit Bezug auf die Vorsorgewohnungskäufer. Doch auch bei den Eigennutzern sei von einer Eigenkapitalquote von 20 bis 30 Prozent auszugehen. Banken seien bei der Kreditvergabe "nach wie vor sehr restriktiv und checken die Einkommensverhältnisse bzw. Sicherstellungen".
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