Wolf und Bär: Mattle drängt weiter auf Schutzstatus-Senkung
"Großraubtiere müssen jagdlich bewirtschaftet werden, wie wir es von anderen Wildarten kennen", fügte Mattle hinzu. Beim Wolf könne von einer gefährdeten Wildart "nicht mehr die Rede sein." "Und beim Bär müssen wir uns eingestehen, dass er in Tirol dauerhaft keinen Platz hat." Hier brauche es für den Alpenraum "Ausnahmeregelungen", verlangte der Landeschef. Denn bezogen auf Tirol sei für ihn klar: "Eine Millionen Menschen (inkl. Gästen, Anm.) und rudelweise Wölfe und Bären im Land, das geht sich nicht aus. Im Naherholungsraum soll man sich nicht vor Begegnungen mit einem Großraubtier fürchten müssen." Berichte über Wolfsrudel hatte es im Bundesland zumindest bisher noch nicht gegeben.
In Tirol können Wölfe seit dem Frühjahr auf Basis einer Verordnung geschossen werden - und nicht mehr wie zuvor auf Grundlage eines Bescheides. Die schwarz-rote Landesregierung hatte zuvor die Daumenschrauben angezogen und eine entsprechende Gesetzesnovelle auf den Weg gebracht. Die Abschussverordnung galt nunmehr generell für einen Wolf - und nicht für ein bestimmtes Individuum. Vorerst gab es im Bundesland - mit Stand Mittwoch - acht aufrechte Abschussgenehmigungen.
An einer Tatsache hat die Novelle aber bis dato nichts geändert: Ein "Problemwolf" geschossen wurde in Tirol - im Gegensatz zu anderen Bundesländern - bisher noch nicht. Mattle schrieb dies der "Tabuisierung durch die EU" zu und hatte folgende zusätzliche Erklärung parat: "Die Jägerschaft bemüht sich, hat aber leider immer noch die Konsequenzen und den Ärger mit den NGOs im Hinterkopf. Die Entnahme auf Grundlage der Verordnung ist legal und die Jägerschaft ist durch die Anonymität geschützt. Die EU und der WWF haben uns aber so lange erzählt, dass der Wolf über allem steht, dass es auch Jäger gibt, die sich nicht drüber trauen."
Gerüchte, dass zwar geschossen, aber nicht gemeldet wird, beurteilte der Landeshauptmann folgendermaßen: "Wir haben Jägern und Bauern eine legale Möglichkeit für den Umgang mit Großraubtieren gegeben. Wir haben mit der neuen Regierung schnell Pflöcke eingeschlagen, sodass Wölfe leichter entnommen werden können. Indem wir weg vom Bescheid und hin zur Verordnung gehen, gibt es keine unnötigen Verzögerungen mehr."
Man nütze in Tirol jedenfalls alle rechtlichen Möglichkeiten für die Entnahme von Problemtieren, die europäische Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie gebe aber nicht mehr her, meinte Mattle: "Deshalb braucht es in ganz Europa ein Umdenken".
Gegenwind hatte es für Schwarz-Rot in Tirol zuletzt nicht nur von NGOs wie dem WWF gegeben, sondern auch durch zwei renommierte Europarechtler. Die beiden an der Uni Innsbruck lehrenden Juristen Walter Obwexer und Peter Hilpold bewerteten die Vorgehensweise Tirols gegenüber der APA als eindeutig EU-rechtswidrig. Für Hilpold werden die Probleme "wohl in Kauf genommen", Obwexer schlug eine Rückkehr zur Bescheid-Variante vor. Auch NGOs orteten einen glatten Bruch von EU-Recht, die Landesregierung räumte einen "juristischen Grenzgang "ein.
Der Wolf lässt wegen zahlreicher Schafsrisse immer wieder die Emotionen hochkochen. Auch Bärensichtungen nahe von besiedeltem Gebiet wie zuletzt im Unterland sorgen offenbar für Verunsicherung.
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