XXXLutz Werbung: "Politischer Kindergarten" sorgt für Kritik

XXXLutz Werbung: "Politischer Kindergarten" sorgt für Kritik
XXXLutz-Werbung zeigt Spitzenkandidat:innen als streitende Kinder im "politischen Kindergarten" und erntet Kritik.

Der Werbespot des Möbelhändlers XXXLutz zeigt Spitzenkandidat:innen für die Nationalratswahl als streitende Kinder. Kleinkind-Versionen von Karl Nehammer, Herbert Kickl und anderen Spitzenpolitiker:innen singen "Der Wahlkampf ist ein Kindergarten", während sie an einem Windrad drehen, mit Spielzeugautos fahren, auf einem Schaukelpferd reiten oder sich mit Burgersauce anpatzen. "Es wird nur gestritten" und "auf Blödsinn rumgeritten", ließ der Möbelhändler die Kinder zur Melodie von Bi-Ba-Butzemann anstimmen. 

Die Message ist zwar keine neue und mit recht billig wirkender KI hat XXXLutz nicht allzutief in die Trickkiste gegriffen, aber Herbert Kickl in Lederhosen auf dem Schaukelpferd hat uns dann doch nicht ganz kalt gelassen. Der Burger war übrigens eine Anspielung auf Karl Nehammers Aussage, mit einem Burger recht günstig ein Kind eine warme Mahlzeit bieten zu können.

Kritik seitens der Kindergärten

Die Sprecherin des Netzwerks für elementare Bildung (NEBÖ) Natascha Taslimi sah darin eine "Diffamierung der Bildungsarbeit im Kindergarten". Der Wahlkampf sei bedauerlicherweise kein Kindergarten, da dort respektvolles Gespräch und Emotionsregulation herrschen. Sie forderte XXXLutz zu einer Entschuldigung bei Elementarpädagog:innen auf und schlug der PR-Agentur eine Weiterbildung in elementarer Bildung vor. 

Die Versäumnisse der Bildungspolitik der letzten Jahre – vor allem was die Kindergärten betrifft – hätte wohl von XXXLutz kreativer aufgegriffen werden können. Wahrscheinlich sollte der Konzern dann doch eher bei der unpolitischen XXXLutz-Familie bleiben, die wir seit Jahren kennen.

Österreicher entscheiden kurz vor der Wahl unabhängig von Wahlprognosen

Das Marktforschungsinstitut Marketagent hat das Wahlverhalten in Österreich untersucht, das politische Interesse ist hierzulande demnach mittelmäßig. Nur die Hälfte bezeichnet sich als politisch interessiert, ein Großteil nimmt das Stimmrecht aber aktiv wahr. Nur rund ein Viertel der Wahlberechtigten zwischen 16 und 75 Jahren wählt immer die gleiche Partei, wobei Personen rechts der Mitte häufiger zur Stammwählerschaft zählen. Die meisten entscheiden flexibel, erst kurz vor der Wahl und lassen sich nicht von Wahlprognosen beeinflussen. An der Umfrage haben rund 1.000 Menschen teilgenommen.

Kinder- und Ernährungsorganisationen fordern bessere Verpflegung an Schulen

Zukunft Essen, Volkshilfe Österreich, SIPCAN und Netzwerk Kinderrechte stellen Österreichs Schulessen ein schlechtes Zeugnis aus und verlangen von der kommenden Regierung Maßnahmen für bessere Verpflegung. Laut SIPCAN-Studie bietet rund ein Drittel aller Schulen noch keinen warmen Mittagstisch an. Außerdem werde an den meisten Schulen nicht kontrolliert, ob der Speiseplan gesund sei, hieß es.

Das berge Gefahren für die Gesundheit der Kinder, viele hätten Adipositas oder seien übergewichtig. Vor allem für Kinder in Armut sei gesundes Essen in Bildungseinrichtungen essenziell. Die Organisationen appellierten an die nächste Regierung, in der kommenden Legislaturperiode konkrete politische Schritte zu setzen, um bis 2030 jedem Kind in Österreichs Schulen und Kindergärten eine kostenlose Mahlzeit pro Tag zu ermöglichen.

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