Zählung von Amphibien und Reptilien in Österreichs Gärten

Große Lücken im Amphibienmonitoring
Mehr als die Hälfte der in Österreich heimischen Reptilien- und Amphibienarten gelten als gefährdet. Allerdings gibt es bei der Bestandsaufnahme der Tiere einen großen weißen Fleck: die privaten Gärten. Um die Lücke zu schließen, riefen mehrere Organisationen rund um die Umweltschutz-NGO Global 2000 am Mittwoch Gartenbesitzer dazu auf, für das Projekt "BIOM Garten" etwaige Reptilien und Amphibien zu fotografieren und bei der Meldestelle "artenzählen.at" hochzuladen.

"In Österreich gibt es zwei Millionen Hausgärten mit einer Fläche von knapp 1.850 Quadratkilometern - ähnlich groß wie der Nationalpark Hohe Tauern", sagte Dominik Linhard, Biologe bei Global 2000, bei einer Pressekonferenz. Bisher wisse man aber kaum, wie viele Reptilien und Amphibien diese Gärten bevölkern und welche Faktoren für eine Ansiedelung entscheidend sind.

Um mehr Licht in das Reptilien- und Amphibienleben zu erhaschen, wurde die Web-App "artenzählen.at" als zentrale Meldestelle ins Leben gerufen, die aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die heimische Biodiversität auch vom Klimaschutzministerium gefördert wurde. Hier können via einer Web-App in wenigen und einfachen Schritten Sichtungen in die Datenbank eingetragen werden.

Gleichzeitig werden die forschenden Bürgerinnen und Bürger als "Citizen Scientists" dazu aufgerufen, Informationen zu ihrem Garten zu übermitteln. Diese breite Daten-Erfassung zur Gartenausstattung und etwaigen biodiversitätsfördernden Strukturen, erlaubt etwa den Wissenschafterinnen und Wissenschafter auf der Uni Wien herauszufinden, welche Gärten sich besonders gut für Amphibien und Reptilien eignen.

Neben den Beschreibungen der "Citizen Scientists" werden die Gärten und deren Umgebung zusätzlich noch aus der Luft genau analysiert. Mit Geodaten aus Luftbildern und 3D-Modellen der Geländeoberfläche können die Fundorte noch detaillierter beschrieben und dadurch auch neue potenzielle Lebensbereiche identifiziert werden. Letztendlich werden alle gesammelten Daten aufbereitet, ausgewertet und im Biodiversitäts-Atlas Österreich veröffentlicht, der vom Biodiversitäts-Hub der Universität für Weiterbildung Krems betrieben wird.

Das Projekt wird auch vom Naturschutzbund Österreich unterstützt, der mit "naturbeobachtung.at" eine der ältesten Meldeplattformen in Österreich betreibt. Neben der Datensammlung geht es aber auch um Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung. "Wir möchten das Bewusstsein dafür stärken, wie wichtig es ist, diese Tiere zu schützen. Zu diesem Zweck wollen wir unsere 'Citizen Scientists' mit Webinaren und Informationsveranstaltungen zum Thema aufklären und begeistern", erklärte Andreas Maletzky, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie.

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