APA - Austria Presse Agentur

Zentralmatura drückte Erfolgsquoten bei Reifeprüfung

Nach der Einführung der Zentralmatura sind die Erfolgsquoten der Schüler beim Haupttermin der Reifeprüfung im Sommer zurückgegangen. Das zeigt eine am Dienstag präsentierte Analyse der Statistik Austria. Schafften etwa an den AHS vor Einführung der neuen Matura zwischen 86 und 88 Prozent der Schüler in Abschlussklassen die komplette Reifeprüfung beim Haupttermin, waren es 2017/18 nur 77 Prozent.

Ähnlich war auch die Entwicklung an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS): Hier schafften vor Einführung der neuen Reifeprüfung knapp 90 Prozent die Matura (schriftlich und mündlich) beim Haupttermin im Sommer, nach Einführung der neuen Matura (mit vorwissenschaftlicher Arbeit, schriftlicher und mündlicher Prüfung) sank die Erfolgsquote um rund zehn Prozentpunkte. Zum Teil werden die geringeren Erfolgsraten dann bei den Nebenterminen im Herbst und Winter kompensiert - wer nur einen Teil der Matura nicht geschafft hat, braucht nur mehr diesen bei einem Nebentermin zu absolvieren.

Allerdings bleiben auch unter Berücksichtigung der Nebentermine seit Einführung der Zentralmatura mehr Schüler der Abschlussklassen insgesamt ohne Maturaerfolg im jeweiligen Schuljahr: Betrug dieser Anteil in den Jahren vor der neuen Reifeprüfung zwischen rund fünf und sechs Prozent an den AHS (vier bis fünf Prozent an den BHS), liegt dieser Anteil nun bei sieben bis neun Prozent (BHS: sieben bis acht Prozent).

Das führte konsequenterweise auch zu Änderungen beim Übertritt ins Hochschulsystem: Der Anteil der Personen, die erst nach dem zweiten Wintersemester nach der Matura oder gar nicht immatrikulierten, stieg an.

Veränderungen seit der Einführung der Zentralmatura gab es aber auch anderweitig. Offenbar "säuberten" die Lehrer ihre Klassen, um geringere Fünferquoten bei der Matura zu erzielen. So stieg etwa sowohl der Prozentsatz jener Schüler, die nicht aus der vorletzten Klasse in die Maturaklasse aufsteigen durften, als auch der Prozentsatz jener Schüler, die in den Maturaklassen durchfielen und deshalb nicht zur Reifeprüfung antreten durften.

Mit einem komplexen Analysemodell ermittelten die Statistiker außerdem Erfolgsfaktoren für ein Bestehen der Matura gleich beim ersten Termin im Sommer. So steigt etwa die Wahrscheinlichkeit auf einen Erfolg mit dem Bildungsstand der Eltern. Negativen Einfluss auf die Erfolgswahrscheinlichkeit hat dagegen, wenn die Mutter des Schülers nicht in Österreich geboren wurde. Mädchen haben eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit als Burschen, und Absolventen einer AHS-Unterstufe eine höhere als Absolventen einer Hauptschule bzw. Neuen Mittelschule.

Ebenfalls eine Rolle spielt, welche Schule ein Schüler besucht bzw. welche Klasse in einer Schule. "Es macht einen Unterschied, in welcher Schule bzw. in welcher Klasse Sie sind - selbst wenn man alle anderen Faktoren gleichhalten würde", so Statistik Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer bei einer Pressekonferenz. Geringe Effekte hat dagegen die Umgangssprache des Schülers bzw. der anderen Schüler in der Klasse sowie das Bundesland.

In einem Modellbeispiel stellten die Statistiker außerdem eine fiktive Kärntner AHS-Schülerin in einer Schule mit einem 90-prozentigen Anteil von Schülern mit deutscher Umgangssprache dar, die zuvor auch eine AHS-Unterstufe besucht hat. Ist ihre Umgangssprache nicht Deutsch, sind beide Eltern im Nicht-EU-Ausland geboren und beide Akademiker, beträgt die Wahrscheinlichkeit, die Matura auf Anhieb zu schaffen, rund 85 Prozent. Die gleiche Wahrscheinlichkeit besteht für die Tochter zweier in Österreich geborener Eltern mit höchstens Pflichtschulabschluss mit deutscher Umgangssprache. Die Tochter zweier in Österreich geborener Akademiker mit deutscher Umgangssprache liegt dagegen bei 94 Prozent.