APA - Austria Presse Agentur

Zeugeneinvernahme geht am 94. Tag von Grasser-Prozess weiter

Nach einem lauten Verhandlungstag vergangene Woche geht es am Dienstag am 94. Prozesstag mit den Zeugeneinvernahmen im Grasser-Prozess weiter. Als erstes geladen ist die Ehefrau des Zeugen der vergangenen Woche, der in einem emotionalen Prozesstag Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser schwer belastet hat - gleichzeitig aber auch widersprüchliche Aussagen zu früheren Vernehmungen tätigte.

Die Zeugin bestätigte am Dienstag im Wiener Straflandesgericht die Aussagen ihres Ehemannes, wonach sie vom drittangeklagten Immobilienmakler Ernst Karl Plech - der kurz nach Prozessbeginn aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig wurde - aus heiterem Himmel im Frühling 2004 aus dessen Immobilienfirma hinausgeworfen wurde. Sie habe sich das nicht erklären können, weil sie zu Plech zuvor ein freundschaftliches Verhältnis hatte.

Begründung durch Plech habe sie keine erhalten. Erst ihr Mann habe ihr dann gesagt, dass die Beendigung der Zusammenarbeit nichts mit ihrer Maklertätigkeit zu tun hatte, sondern weil ihr Mann vorher mit Plech zusammengekracht war. "Er hat mir gesagt, dass Herr Plech ihm gesagt hat, dass der Buwog-Verkauf nicht rechtens ist, dass da Leute finanziell mitschneiden. Michael hat von Plech gesprochen, und den Namen Grasser erwähnt", so die Zeugin. "Er hat gesagt, er möchte das zur Anzeige bringen, ich hab ihn gebeten er soll tunlichst davon ablassen.." Denn was könne ein Einzelner schon gegen einen Finanzminister ausrichten?

Ihr Ehemann, der ehemalige Grasser-Mitarbeiter Michael Ramprecht, hatte in der Vorwoche ausgesagt, dass Plech ihm damals beim Tennisspielen mitgeteilt hatte, dass der Verkauf der Bundeswohnungen (u.a. Buwog), ein "abgekartetes" Spiel war um bei der Privatisierung gemeinsam mit Grasser mitzukassieren. Er, Ramprecht, habe dann Plech angedroht dies zur Anzeige zu bringen - was er dann aber doch nicht tat. Erst im Herbst 2009, nachdem die Millionenprovision beim Buwog-Verkauf bekannt wurde, ging Ramprecht mit einem "profil"-Interview an die Öffentlichkeit und belastete Grasser.

Ramprechts Ehefrau konnte sich damals die Beendigung des Dienstverhältnisses mit Plech von einer Sekunde auf die andere nicht erklären, wie sie am Dienstag aussagte. Dass sie und ihr Mann für eine Wohnung einen Kredit von Plech erhalten hatten, räumte sie ein, sie hätten den Kredit fristgerecht zurückgezahlt. Grasser, Walter Meischberger und Peter Hochegger habe sie im Zusammenhang mit Plech nie wahrgenommen. Ihr Wissen zu der angeklagten Causa Buwog basiere lediglich auf den Aussagen ihres Mannes, eigene Wahrnehmungen zum Verkaufsprozess hatte sie keine.

Sie habe ihren Ehemann gebeten, keine Anzeige zu erstatten und sei dabei vom Bruder ihres Gatten unterstützt worden, der ebenfalls bei Plech arbeitete und noch blieb, als seine Schwägerin gefeuert wurde. Dass Ramprecht belastende Tonbandaufnahmen von Plech habe, wie er zuletzt vor Gericht aussagte, davon wisse sie nichts. Dass Plech damals gedroht habe, die Familie Ramprecht zu "vernichten", habe ihr ihr Schwager erzählt.

Die Befragung durch Richterin Marion Hohenecker dauerte nur gut eine halbe Stunde, danach fragte Grasser-Anwalt Manfred Ainedter. "Warum waren Sie so dagegen?" wollte er wissen. "Was hats gebracht?" meinte die Zeugin. Ihr Mann werde in der Öffentlichkeit schlecht dargestellt. "Ich hab für uns, für die Familie, nur Nachteile gesehen". Nach der Zeugin ist dann der Bruder von Ramprecht geladen.