APA - Austria Presse Agentur

Neue Hinweise auf Zusammenhang von Blutgruppe und Corona-Verlauf

Schon früh in der Pandemie gab es Hinweise auf eine Verbindung zwischen bestimmten Blutgruppen und einer schweren Covid-19-Erkrankung.

Ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung hat nun den Einfluss von über 3.000 Proteinen auf die Erkrankung analysiert. Bei sechs davon fanden sie einen kausalen Zusammenhang mit dem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. Eines dieser Proteine bestimmt die Blutgruppe, berichten die Forscher im Fachjournal "PLOS Genetics".

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In ihrer Studie haben die Wissenschafter um Alish Palmos vom King's College London und Vincent Millischer von der Medizinischen Universität Wien eine "Mendelsche Randomisierung" genannte Methode zur Analyse von mehr als 3.000 Proteinen aus dem Blut genutzt. Damit lassen sich unter Verwendung großer genetischer Datensätze kausale Beziehungen zwischen genetischen Risikofaktoren und gesundheitlichen Auswirkungen herstellen.

Das sei möglich, "weil genetische Varianten, die von den Eltern vererbt werden, bei der Empfängnis zufällig an das Kind zugewiesen werden, ähnlich wie bei einer randomisierten kontrollierten Studie, bei der Personen Gruppen zugewiesen werden", erklärte Millischer in einer Aussendung. Die Wissenschafter haben in der Studie die Gruppen durch ihre genetische Neigung zu unterschiedlichen Werten von Blutproteinen definiert. "Das ermöglicht eine Bewertung der kausalen Zusammenhänge von hohen Blutproteinspiegeln zum Schweregrad der Covid-19-Erkrankung", so Millischer. Gleichzeitig könne man damit Umwelteinflüsse ausschließen.

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Proteine ausfindig gemacht

In der Studie wurden zwei Covid-19-Schweregrade berücksichtigt: Krankenhausaufenthalt einerseits oder Notwendigkeit zur Beatmung bzw. Tod andererseits. Anhand der Daten aus einer Reihe von genomweiten Assoziationsstudien fanden die Forscher fünf Proteine (GCNT4, CD207, RAB14, C1GALT1C1 und ABO), die kausal mit einem erhöhten Risiko einer Spitalseinweisung, Beatmung bzw. Tod verbunden waren, ein Protein (FAAH2) war nur mit einem höheren Risiko für einen Spitalsaufenthalt verknüpft. Diese Unterschiede deuten den Forschern zufolge darauf hin, dass in verschiedenen Krankheitsstadien unterschiedliche Mechanismen am Werk sind.

Auf der anderen Seite identifizierten sie acht Proteine, die kausal vor einem schweren Verlauf schützten: Höhere Werte der Proteine SELL, SELE und PECAM-1 verringerten das Risiko eines Krankenhausaufenthalts oder vor Beatmung bzw. Tod, höhere Spiegel der Proteine LCTL, SFTPD, KEL und ATP2A3 waren nur mit einem geringeren Risiko für einen Spitalsaufenthalt verbunden und höhere Werte von ICAM-1 mit weniger Risiko für Beatmung bzw. Tod.

Eines der Proteine (ABO), bei dem ein kausaler Zusammenhang mit dem Risiko für einen schweren Covid-19 festgestellt wurde, bestimmt die Blutgruppe. Daher gehen die Wissenschafter davon aus, dass die Blutgruppen eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob Menschen schwere Formen der Krankheit entwickeln.

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Blutgruppe A als Kandidat für Folgestudien

Sie betonen allerdings, dass ihre Studie keinen direkten Zusammenhang zwischen einer bestimmten Blutgruppe und dem Risiko eines schweren Covid-19-Verlauf herstellt. Sie verweisen aber auf frühere Forschungsergebnisse, wonach der Anteil der Menschen mit Blutgruppe A bei Corona-positiven Personen höher ist. Diese in Österreich am häufigsten vorkommende Blutgruppe (41 Prozent) sei daher ein Kandidat für Folgestudien.

Die in der Studie identifizierten 14 Proteine stellen nach Ansicht der Forscher potenziell wichtige Ansatzpunkte für die weitere Forschung dar, um die Mechanismen hinter der Krankheit besser zu verstehen. Die Proteine würden auch eine Reihe möglicher Angriffspunkte für Medikamente aufzeigen, die bei der Behandlung von schweren Covid-19-Verläufen eingesetzt werden könnten.