APA - Austria Presse Agentur

Zyklon "Amphan" traf in Indien und Bangladesch auf Land

Ein starker Wirbelsturm hat mit viel Wind und Regen das Festland in Indien und Bangladesch erreicht. Bis Zyklon "Amphan" ganz an Land sei, dauere es aber etwa vier Stunden, teilte der meteorologische Dienst Indiens am Mittwochnachmittag mit. Es sei einer der schlimmsten Stürme der vergangenen 20 Jahre in der Region. Das Coronavirus machte notwendige Evakuierungen noch schwieriger als sonst.

Zuvor wurden nach Behördenangaben als Vorsichtsmaßnahme mehr als drei Millionen Menschen in Notunterkünfte gebracht, die meisten davon in Bangladesch. Behörden der beiden Länder gehen davon aus, dass unter anderem dicht besiedelte Städte wie Kolkata mit seinen 15 Millionen Einwohnern, Küstenregionen mit vielen schlecht gebauten Hütten und das Rohingya-Flüchtlingslager mit mehr als einer Million Bewohnern betroffen sein werden.

Corona macht die große Evakuierung noch schwieriger als sonst. Um Abstand zu gewährleisten, stellten Behörden beider Länder nach eigenen Angaben mehr Notunterkünfte zur Verfügung als sonst bei solchen Stürmen. Es würden etwa gerade leer stehende Schulen genutzt. Teils würden in den Unterkünften Masken oder Desinfektionsmittel verteilt.

"Normalerweise werden vor so einem Mega-Zyklon Hunderte Menschen in Bussen und mit Lastwägen gemeinsam in große öffentliche Gebäude wie Schulen oder Turnhallen evakuiert", sagte Hilfekoordinator Felix Neuhaus bei AWO International. "Unter Einhaltung der Abstandsregeln ist das jetzt aber kaum umsetzbar." Bei der Hilfsorganisation Save the Children hieß es vor dem Eintreffen des Zyklons, die Menschen würden wohl nicht in erster Linie an Social Distancing denken, wenn es darum gehe, sich in Sicherheit zu bringen.

Wirbelstürme kommen im Golf von Bengalen immer wieder vor. Bei einem großen Zyklon im Jahr 1999 starben knapp 10.000 Menschen. Experten gehen davon aus, dass die Windstärke in den vergangenen Jahren unter anderem wegen des Klimawandels tendenziell zugenommen hat. Die Opferzahlen waren aber in den vergangenen Jahren generell kleiner, da es inzwischen mehr gute Notunterkünfte und Evakuierungspläne gibt.