APA - Austria Presse Agentur

Die 95. Oscars: Willi, Billy und andere ÖsterreicherInnen

Sonntagnacht heißt es bei der 95. Oscar-Gala im Dolby Theatre aus österreichischer Sicht: Vier gegen Willi.

Schließlich sieht sich Editorin Monika Willi in der Kategorie Bester Schnitt der Konkurrenz von vier Werken gegenüber, die den Sieg der 54-Jährigen für ihre Arbeit an Todd Fields "Tár" verhindern könnten. Sollte sich die Wahlwienerin jedoch durchsetzen, wäre sie die vierte Person aus Österreich seit 2008, die Hollywood mit einer Goldstatuette verlässt.

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Der Erfolgslauf begann 2008 mit dem Auslandsoscar für Stefan Ruzowitzkys Nazidrama "Die Fälscher", setzte sich mit den beiden Nebendarstellertrophäen für Christoph Waltz 2010 und 2013 fort, die dieser für "Inglourious Basterds" sowie "Django Unchained" einheimste, und fand bis dato mit dem Auslandsoscar für Michael Hanekes "Amour" ebenfalls im Jahr 2013 seinen vorläufigen Abschluss.

Wirft man auf der Suche nach österreichischen Oscargewinnern hingegen den Blick weiter zurück in die Geschichte, so spiegeln sich in den Preisträgerlisten die Verwerfungen des vergangenen Jahrhunderts wieder. Eine ganze Kohorte an Filmschaffenden wurde schließlich in der damaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn geboren und emigrierte später in Richtung Traumfabrik - sei es aus freien Stücken auf der Suche nach der großen Karriere, sei es gezwungenermaßen auf der Flucht vor den Nazis.

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Inkorporiert man diese Zwangsemigranten nun wieder ohne deren Einwilligung? Und lässt man dann nur deutschsprachige "Altösterreicher" in die virtuelle Ruhmeshalle des rot-weiß-roten Oscarfilmschaffens und schließt damit Menschen wie Michael Curtiz aus, der 1886 als Manó Kaminer mit Muttersprache Ungarisch in Budapest das Licht der Welt erblickte und 1944 für den Klassiker "Casablanca" den Regieoscar einheimste? Und was wäre mit Komponist Miklós Rózsa, 1907 in Budapest geboren, der ebenfalls drei Oscars im Laufe seines Lebens erhielt?

Österreichischer Oscarbezug

Auch selbst die beiden Granden der Oscartriumphatoren mit Österreichbezug sind nicht ganz so eindeutig unter dem rot-weiß-roten Lorbeerkranz zu versammeln, wie man auf den ersten Blick glauben könnte. Regielegende Fred Zinnemann wurde 1907 im heute polnischen Rzeszów geboren, während sein Kollege Billy Wilder 1906 in Galizien ebenfalls in einer deutschsprachigen Familie das Licht der Welt erblickt. Da die Familien der beiden letztlich aber nach Wien übersiedelten, konnten die späteren Starregisseure gemeinsam die Schulbank drücken und in Berlin erstmals Filmluft schnuppern.

Zu Legenden wurden beide dann in Kalifornien, wohin Zinnemann bereits 1929 ausgewandert war und wo er insgesamt vier Oscarstatuetten erhielt, darunter als bester Regisseur für "From Here to Eternity" (1954) und "A Man for All Seasons" (1967). Diese Leistung stellte Billy Wilder mit sechs Oscars noch in den Schatten - nachdem er 1933 nach Hitlers Machtergreifung aus Berlin geflohen war.

Die Trias der deutschsprachigen Altösterreicher komplettiert Produzent Sam Spiegel, der 1901 in Jarosław im Karpatenvorland des heutigen Polens das Licht der Welt erblickte und mit Hitlers Aufstieg eine wahre Odyssee an Emigrationsländern hinter sich brachte, bis er letztlich in Hollywood seine neue Heimat fand. Hier erhielt er als Produzent dreimal die begehrte Oscartrophäe für den besten Film, darunter 1963 für "Lawrence of Arabia".

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Gebürtiger Wiener war Komponist Max Steiner, der bei Größen wie Richard Strauss und Gustav Mahler lernte, aber bereits 1904 im Alter von 16 Jahren Österreich gen England verließ, bevor er schließlich in Hollywood andockte. 1935 erhielt er für seinen Soundtrack zu "The Informer" seinen ersten Oscar, dem sich 1943 jener für "Now Voyager" und 1945 die Ehrung für "Since You Went Away" anschlossen.

Steiners ebenfalls jüdischer Kollege Erich Wolfgang Korngold stammte indes aus Brünn. Der spätere zweimalige Oscarpreisträger (1936 für "Anthony Adverse " und 1939 für "Robin Hood") war 1934 während des Austrofaschismus als erfolgreicher Opernkomponist ("Die tote Stadt") auf Einladung Max Reinhardts nach Hollywood gekommen und blieb.

Einziger Teilzeitösterreicher, der bis dato mit einem Hauptdarstelleroscar gekrönt wurde, war Maximilian Schell - wenn der damals Achtjährige allerdings 1938 mit seiner Familie vor den Nazis geflüchtet war und auch Schweizer Staatsbürger wurde. Es ist eben alles sehr kompliziert.