"A Haunting in Venice": Poirot gruseliger als je zuvor

Kenneth Brannagh spielt ernuet den belgischen Privatdetektiv
Hercule Poirot ist zurück - und das gruseliger als je zuvor. Nachdem Kenneth Brannagh bereits die beiden Bestseller "Mord im Orient Express" und "Tod auf dem Nil" von Krimidoyenne Agatha Christie adaptiert hat, legt der 62-Jährige nach. Das dritte Poirot-Abenteuer mit dem Briten in der Hauptrolle basiert nun auf der weniger bekannten Vorlage "Die Schneewittchen-Party" und hebt sich nicht nur damit von den beiden Vorgängerwerken ab. Ab Donnerstag im Kino.

So entfernt sich "A Haunting in Venice" weit mehr von der literarischen Vorlage als die ersten Werke der neuen Poirot-Serie. Unter anderem wandert das Geschehen von England nach Venedig, wo sich der desillusionierte belgische Privatdetektiv (Brannagh) in den freigewählten Ruhestand zurückgezogen hat. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, Poirots Glauben an die Menschheit ebenso - bis seine Freundin Ariadne Oliver (Tina Fey) auftaucht.

Die umtriebige Literatin überredet Poirot, an einer Séance in einem vermeintlich von Geistern besessenen alten Palazzo teilzunehmen, der der Opernsängerin Rowena Drake (Kelly Reilly) gehört. Sie hat das Medium Joyce Reynold (Michelle Yeoh) engagiert, um mit ihrer verstorbenen Tochter Desdemona (Emma Laird) Kontakt aufzunehmen. Diese hatte sich, von den Geistern toter Kinder geplagt, aus dem Fenster gestürzt.

Neben Poirot und Ariadne findet sich eine ganze Reihe an Besuchern in dem schattigen Gemäuer ein. Und wie nicht anders zu erwarten, eskaliert der Abend, als alsbald die erste Leiche auftaucht, die eindeutig keines natürlichen Todes gestorben ist. Poirot sperrt die versammelte Mannschaft über Nacht ein und macht sich daran, den Mord zu lösen, der nicht der einzige bleiben wird. Dabei wird der sonst so rationale Belgier allerdings von den Geistern der Vergangenheit verfolgt.

Mit "A Haunting in Venice" schlägt Brannagh respektive die aktuelle Poirot-Reihe neue Töne an. Das Ganze hat sich vom nostalgischen Whodunit weit entfernt und gleicht mehr einem Horrorthriller mit Schockeffekten. Gefilmt in farbsatten Bildern, mit pittoresken Venedig-Aufnahmen und samt prominentem Cast lockt aber auch Teil 3 des Franchise wieder vertrauensselige Krimifans ins Kino. Allzu entspannt sollte sich der Agatha-Christie-Freund allerdings nicht in den Sessel sinken lassen, weiß man doch nie, was hinter der nächsten modrigen Ecke des Palastes lauert bei diesem Gruselstreifen, für den die isländische Oscar-Preisträgerin Hildur Guðnadóttir die Musik komponiert hat. Da kann man sich nur auf die kleinen grauen Zellen der Hauptfigur verlassen und hoffen, dass sich die auch nicht von vermeintlich übernatürlichen Phänomenen ins Bockshorn jagen lassen.

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