Actionreiche Weihnachten mit "Operation White Christmas"

Dafür wird sich der psychopathische "Problemlöser" Bob noch rächen
Ein Türke, ein Skinhead und eine Koreanerin schließen sich zusammen, um weiße Weihnachten in Klagenfurt zu retten. Regisseur Flo Lackner inszenierte mit seinem offiziellen Kinodebütfilm "Operation White Christmas" eine überdrehte Actionkomödie als Lobgesang auf Videotheken und das Fest der Liebe. Dafür konnte er unter anderem den Kabarettisten Roland Düringer als psychopathischen Killer gewinnen. Ab Donnerstag in den heimischen Kinos.

Enis (Rauand Taleb, "4 Blocks"), ein Türke mit österreichischen Adoptiveltern (Dany Sigel, Franz Buchrieser), betreibt in Klagenfurt eine Videothek - die einzige weit und breit, und noch dazu schlechtgehend. Ein Haufen Schulden plagen ihn, daher ist es auch kein Wunder, dass er die Jubiläumsfeier vor seinem Stammpublikum als eine Art Schwanengesang anlegt. Das kann seine platonische Freundin Domino (Yvonne Yung Hee Borman) nicht länger mitansehen. Die koreanische Hackerin hat ohne Enis' Wissen im Darknet den "Problemlöser" Bob (Roland Düringer) kontaktiert, der gewillt ist, die Schulden der Videothek zu zahlen. Als Gegenleistung soll dann Enis in weiterer Folge den Wirtschaftsbesuch der kasachischen Präsidentin in Klagenfurt zu Weihnachten verhindern.

Das Einzige, das den baldigen Staatsbesuch aber verhindern könnte, wäre Schnee. Dafür stehen Eurofighter bereit, die etwaige Schneewolken mit Chemie bekämpfen sollen. Enis und Domino bleibt nichts anderes übrig, als den Neonazi Fred (Tim Wilde) und seine Glatzentruppe um Hilfe zu bitten. Denn Fred mag nun mal traditionell weiße, heimatverbundene Weihnachten. Ihnen gegenüber steht aber ein Einsatzkommando der Polizei unter der Leitung von Enis' überkorrektem Bruder Tim (Tim Seyfi), der so gar kein Verständnis für das chaotische Leben seines jüngeren Bruders hat. Und auch der Druck von "Problemlöser" Bob auf Enis wächst...

"Operation White Christmas" ("OWC") ist zwar offiziell das Kinodebüt von Flo Lackner, doch der Regisseur und Drehbuchautor ist in der Kärntner Filmszene schon lange kein Unbekannter mehr. Sein Abschlussfilm an der Filmschule Wien war der mit eigenen Mitteln finanzierte "Planet USA" (2013), eine Hommage an Actionfilme à la Michael Bay ("Transformers"). Der Dreh damals muss etwas Besonderes gewesen sein, denn vom damaligen Cast findet man erstaunlich viele Namen in "OWC" wieder, wie Tim Seyfi ("Kebab mit Alles!"), Charles Rettinghaus (Synchronstimme von u.a. Jean-Claude van Damme), Tim Wilde und Santiago Ziesmer ("Spongebob Schwammkopf"). Ergänzend dazu kommen dann noch ein herrlich psychopathisch agierender Roland Düringer, Andreas Vitasek als Polizeibrigadier und Petra Morzé als Landeshauptfrau von Kärnten.

Obwohl eine Komödie, nimmt "OWC" zwei Sachen sehr ernst: Weihnachten und Videotheken, für Flo Lackner die letzte Bastion für Filmenthusiasten gegen übermächtige Streamingdienste. Das Werk mit Trashappeal ist gespickt mit Filmzitaten und One-Linern, manche aber etwas zu forciert. Leider kommt die Handlung manchmal etwas konfus daher. Um das wiederum auszugleichen, (über-)erklärt eine Erzählerstimme aus dem Off die Zusammenhänge.

Der Fokus liegt aber auch mehr auf den Charakteren. Der Streit zwischen Videothekenbesitzer Enis und seinem Polizistenbruder Tim, die unklare, aber doch herzliche Beziehung zwischen Tim und Domino - all dem merkt man die Liebe von Drehbuchautor und Regisseur Lackner zu seinen Figuren an. Und wie er es schafft, den Skinhead-Anführer und Antihelden Fred im Laufe der Zeit zu drehen und sympathische Züge zu verleihen, ist auch wieder sehenswert.

Lackners Weihnachtsfilm der etwas anderen Art ist ein Werkstattprojekt der Mona Filmproduktion. Solche Filme sollen den Nachwuchs fördern und haben ein niedriges Budget, im Falle von "OWC" gerade mal rund 1,4 Millionen Euro. Das merkt man der mit 107 Minuten etwas überlang geratenen Actionkomödie aber nicht an. Trotz des weihnachtlichen Themas ist "Operation White Christmas" aber nur bedingt ein Film für die ganze Familie. Dafür ist er doch an manchen Stellen zu brutal und fäkalhumorig. Dass Lackner trotzdem den Sinn des Festes der Liebe und der Freude rüberbringt, ist wiederum ein gelungener Balanceakt.

Von Rodja Pavlik/APA

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