APA - Austria Presse Agentur

"Alles glänzt" bei Punkband Feine Sahne Fischfilet

Sie polarisiert und begeistert: Die Polit-Punkband Feine Sahne Fischfilet hat sich zuletzt auch in Österreich eine ansehnliche Fangemeinde erspielt. Mit dem am Freitag erscheinenden Album "Alles glänzt" macht die Gruppe aus Ostdeutschland "den nächsten logischen Schritt", wie Sänger Jan "Monchi" Gorkow und Drummer Olaf Ney im APA-Interview betonen: "Es ist eine Weiterentwicklung, trotzdem sind wir uns treu geblieben. Das mag abgedroschen klingen, aber so fühlen wir das."

Das 2018 erschienene Album "Sturm & Dreck" der 2004 gegründeten Band schaffte es in Deutschland auf Platz drei der Charts, hierzulande immerhin auf den zwölften Rang. "Seit es die Band gibt, haben wir alles gespielt, wo es die Möglichkeit dazu gab", sagt Ney. Aktionen gegen Rechtsextremismus machten ebenso Schlagzeilen wie legendäre Shows, in Wien sah man Feine Sahne Fischfilet zuletzt als Support beim Stadionkonzert der Toten Hosen. 2020 war ein Pause geplant, die Pandemie prolongierte die Bühnenabstinenz.

Man konnte sich also auf die Arbeit an "Alles glänzt" konzentrieren: "Wir haben noch nie so viel Zeit im Proberaum verbracht", erzählt Gorkow. "Das merkt man an der Platte, dass wir uns Zeit genommen haben. Es ist ein Standardsatz, den ich aber genauso fühle: Wir sind bei uns geblieben, ohne stehen zu bleiben. Wir haben musikalisch und textlich alles gegeben, was geht. Jedes Lied hat eine persönliche Geschichte. Persönliches in die Texte reinzunehmen, kann immer gegen dich verwendet werden. Aber genauso berührt es die Menschen."

Auf dem Album gibt es einen Song über einen Seenotretter ebenso wie über die Kids der Ex-Freundin des Sängers, ein Lied ist einem ermordeten Fan gewidmet. "Das sind Geschichten, die ganz viel mit uns gemacht haben", so Gorkow, der offen und ohne Scheu bekennt: "Ich bin eher prollig geprägt und kann viele Sachen gar nicht so aussprechen, wie ich es mit der Band kann. Dafür bin ich extrem dankbar."

Zwischen ernste Texte haben Feine Sahne Fischfilet Leichteres bzw. positive Lieder gepackt. "Ich bin nicht 18 und will die ganze Zeit nur Parolen grölen", nickt Gorkow. "Ich bin froh, dass wir nicht mehr Texte wie mit 20 oder 25 schreiben. Wir haben Lust aufs Leben und keine Lust, im Selbstmitleid zu ertrinken, keinen Bock, an der Welt zu verzweifeln. Es gibt genug Lieder auf der Platte, die auf das Leben anstoßen, über Momente, in denen man nicht alles zerdenkt und immer nur das Schlimme sieht."

Dass die Formation weiter ein kritisches Auge auf gesellschaftliche Probleme hat, macht aber gleich der erste Song am Album, "Kiddies im Block", deutlich. "Das Lied beschreibt Realitäten - nicht nur in Ostdeutschland. Bestimmt wird es auch Sozialbaugettos in Wien geben", so Gorkow. "Arm und reich, dieses Thema ist omnipräsent. Das bekommen ganz viele Leute mit. Wenn man solche Gedanken in Lieder packt, ohne Parolen zu dreschen, dann berührt das die Leute vielleicht noch viel mehr."

Im Song "Gib mir mehr" heißt es: "Frage mich, was noch echt ist, alles glänzt, dass mir schlecht wird". Gorkow erläutert: "Ich finde es natürlich gut, wenn Leute sich mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. Aber wenn auf einmal alle Klimaaktivisten sind, gegen Nazis sowieso alle, und Feministen auch schon alle seit Tag eins - nachhaltig und bio sowieso... Prinzipiell habe ich nichts dagegen, aber ich fühle es oft nur nicht. Ich habe vielmehr oft das Gefühl, die Leute wissen, wofür es Applaus gibt. Das holt mich überhaupt nicht ab. Da bin ich lieber unter Leuten, die auch mal was Falsches sagen. Natürlich gibt es Grenzen. Aber eine echte Diskussion holt mich ab. Wenn sich Leute nur in ihrer Blase bewegen, turnt mich das ab."

Einen großen Anteil an der Qualität von "Alles glänzt" hat Produzent Philipp Hoppen (Die Ärzte, Deichkind, Kraftklub), wie die beiden Musiker unisono erwähnen. "Er macht sehr viel über emotionale Beziehung - wir auch. Wir haben sofort gemerkt, dass es zwischen uns passt", sagt Ney. "Ein Produzent ist wie ein Trainer beim Fußball", ergänzt Gorkow. "Du musst ein gutes Team haben, aber der Trainer kitzelt aus dir noch mehr raus, wo es notwendig ist. Das hat er bei mir mit Sicherheit gemacht."

Angst muss man keine haben, dass der Erfolg die Musiker von Feine Sahne Fischfilet verändert hat: "In den letzten Jahre mag es sehr steil nach oben gegangen sein, aber das ist homogen passiert", sagt Ney. "Dass man sich für uns interessiert, dafür bin ich dankbar. Aber ich sage das mal ganz großkotzig: Ich würde alles genauso gerne machen, wenn wir nicht bekannt geworden wären." Oder wie es "Monchi" geradeaus auf den Punkt bringt: "Wir sind normale Typen mit einem Schuss, so wie alle irgendwie einen Schuss haben."

Live kann man Feine Sahne Fischfilet heuer zweimal in Österreich erleben: Am 19. Mai gastiert die Band in der Wiener Open Air Arena und am 9. Juni am Nova Rock in Nickelsdorf.

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - www.feinesahnefischfilet.de)