Animal": Eine Animateurtortour
Die Wiener Szenegröße hat im letzten Viertel von "Animal" einen kurzen Einsatz als vermeintlicher Deus ex Machina, als österreichischer Tourist, der Kalia zunächst den Schuhplattler beibringt und dann als Begleiter für eine Nacht ein kleines Fenster in ein mögliches anderes Sein eröffnet. Denn ansonsten ist Kalias Leben auf einer griechischen Insel geprägt vom steten Wechsel aus dem Licht der Bühne in die Schatten der eigenen Existenz.
Mit einer bunten Truppe aus anderen Animateuren spielt man Bingo, macht Wasserballett, Gesangsnummern oder tanzt, was Exarchou, die bei ihrem zweiten Spielfilm auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, in langen Sequenzen nachzeichnet. Dabei bleibt letztlich vieles, wenn nicht alles unausgesprochen. Exarchou setzt vollends auf die Gesichter ihrer Darsteller. Viel Alkohol und viel depressives Auf-dem-Bett-Sitzen dominieren als Antipode zu den Clubaufnahmen.
Stets schimmert in den Gesichtern der Menschen eine große Melancholie durch, eine profunde Resignation, notdürftig mit etwas Schminke übertüncht. Exarchou hat ihren Ulrich Seidl gelernt, bleibt allerdings mit der Handkamera näher an ihren Charakteren, setzt früher Schnitte. Und der Humor spielt in "Animal" keine Rolle.
Allerdings hält die österreichische Koproduktion die Spannung nicht lang genug aufrecht, findet nicht den rechten Rhythmus nach der Etablierung ihrer Charaktere, lässt sich am Ende zu viel Zeit - auch wenn Dimitra Vlagopoulou ihre Kalia mit Herzblut spielt und Abgründe allein mit ihrer Mimik und Körperspannung auftun kann. Die Signature-Nummer ihrer Protagonistin ist "I can boogie - but I need a certain song". Und der ist ihr schon lange abhanden gekommen.
Kommentare