"Beetlejuice Beetlejuice": Tim Burton ungefiltert
In einer der ersten und besten Szenen von "Beetlejuice Beetlejuice" werkelt ein blauer Dämon, gespielt von Danny DeVito, im Fundbüro der Unterwelt herum. Da passiert ein Unfall und aus den verschiedenen Kisten im Regal rollen die Körperteile einer Frau: ein Finger hier, ein zweigeteilter Kopf da. Ein Glied nach dem anderen, flickt sie sich selbst mit einem Tacker wieder zusammen - und das alles zur Melodie von "Tragedy" von den Bee Gees.
Es ist die italienische Schauspielerin Monica Bellucci, die dann in einem schwarzen Brautkleid in die Nacht hinaushuscht, um Rache an ihrem Ex-Mann zu nehmen, dem titelgebenden Trickster, der sie einst mit einer Axt in Stücke hackte. Ihren Hochzeitstag beschreibt Beetlejuice auf Italienisch in einer schwarz-weißen Rückblende wie folgt: "Die Zeremonie war traditionell, wir tranken gegenseitig unser Blut und bissen Hühnern die Köpfe ab." Belluccis Geist taucht leider nur hier und da im Film auf, aber wenn sie es tut, gleitet die Geschichte in eine wunderschöne Gothic-Träumerei ab. Ihr im Zickzack getackertes Gesicht ist nicht nur eine Anspielung auf Boris Karloffs Frankenstein-Monster, sondern auch auf solch nette Burton-Kreationen wie Sally Finkelstein aus "Corpse Bride". Es ist purer Tim Burton.
Sein ursprünglicher "Beetlejuice" aus dem Jahr 1988 ist eher ein verspielter Kultklassiker als ein Meisterwerk, aber er bescherte dem kalifornischen Regisseur seinen großen Durchbruch und ebnete wahrscheinlich den Weg für Filme wie "Batman" (1989) und "Edward mit den Scherenhänden" (1990). Nach mehreren gescheiterten Versuchen hat er nun einen zweiten Teil gedreht und schon beim gespenstischen Vorspann mit der Filmmusik von Danny Elfman kommen Nostalgiegefühle in einem hoch.
Keatons zotteliger Unruhestifter mit seinem schwarz-weiß gestreiften Anzug hat jetzt einen Job in einem hochbürokratischen Fegefeuer. Er ist immer noch beleidigt, dass er Lydia, als sie noch ein Mädchen war, nicht heiraten konnte. Die wird als Erwachsene erneut von Winona Ryder gespielt und nutzt ihr Talent, mit Geistern zu kommunizieren, für eine trashige Fernsehshow (ihr egozentrischer Freund wird wunderbar von Justin Theroux gespielt). Sie hat eine launische Tochter im Teenageralter (perfekt besetzt: "Wednesday"-Star Jenna Ortega), die sich für die ihrer Meinung nach betrügerischen Behauptungen ihrer Mutter, tote Menschen zu sehen, schämt. Als Lydias Vater stirbt, reisen alle, inklusive ihrer narzisstischen Stiefmutter (eine herrlich überspannte Catherine O'Hara) zurück ins Haus aus dem 1988er Film, wo damals Geena Davis und Alec Baldwin herumspukten. Es dauert nicht lange, und Keatons dämonischer Unhold taucht wieder auf, weil jemand seinen Namen nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal sagt.
Es ist alles eine sehr liebenswürdige, handgemachte Hommage an das Original mit dem schwarz-weiß gestreiften Sandwurm und den deutsch-expressionistischen Gängen, die ins Jenseits führen. Im Wartezimmer in der Unterwelt sitzt ein Surfer, dessen Beine von einem Hai abgebissen wurden und Willem Dafoe spielt einen jenseitigen Geisterdetektiv. Keaton darf auch diesmal wieder seine Augen aus dem Kopf ploppen lassen und einen dämonischen Groucho Marx spielen. Natürlich ist es praktisch, dass der inzwischen 73-jährige Schauspieler im Original weiß geschminkt war, sodass sein Beetlejuice auch heute noch so aussieht wie damals. Die Weichen für einen dritten Teil wären theoretisch gestellt, aber wir wollen es nicht heraufbeschwören. Manche Clowngeister sollte man ruhen lassen. Dreimal ist womöglich einmal zu viel.
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