"Bluish": Wie Quallen durchs Kunststudium treiben
Verfolgten Kraxner und Czernovsky in ihrem bei der Viennale 2021 mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichneten Spielfilmdebüt "Beatrix" noch eine Frau in ihrem recht unspektakulären Alltag, sind es in "Bluish" - wie bei der letztjährigen Viennale zu sehen war - bereits zwei. Unverändert schwingt dabei ein Fokus auf Zwischenräume, Alleinsein und Schwermut mit. Auch die Kameraarbeit hat sich gegenüber dem Erstling "Beatrix" kaum verändert. Erneut setzt Antonia de la Luz Kašik auf viel Statik, nur sind die Figuren dieses Mal auch tatsächlich öfters im 4:3-Format gehaltenen Bild zu sehen.
Bei beiden Frauen handelt es sich um junge Kunststudentinnen. Eine wirkt so, als kenne sie den Unialltag bereits zur Genüge (Leonie Bramberger), die andere ist neu im Land und voller Euphorie (Natasha Goncharova). Man sieht sie beim Pflanzen putzen, Nägel lackieren, im Warteraum sitzen, Jacken aufhängen und ja, hin und wieder auch auf der Uni. Gesprochen wird wenig. Die eine wohnt alleine, die andere hat einen wenig redseligen Freund. Beide vereint, an einem Punkt im Leben zu stehen, an dem viele Weichen gestellt werden. Nur auf welche Gleise sollen sie führen?
Antworten liefert der Film keine, auch mit Hintergrundinfos zu den handelnden Figuren wird gespart. Und dennoch vermittelt "Bluish" ein sehr gutes Gefühl für die beiden Studentinnen. Man fühlt mit der einen mit, die wie eine müde, leicht depressive Qualle durch ihr Studium, das Schwimmbecken und ganz allgemein ihr Leben treibt. Und man fiebert mit der anderen mit, hofft, dass sie Anschluss in Wien findet und vielleicht mal als Künstlerin groß rauskommt.
Wen das nicht abholt, dem sei geraten, die Einschlafübung eifrig mitzumachen. Alle anderen fragen sich im Anschluss und noch Tage später womöglich: Was treiben die Studentinnen gerade?
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