Charme und Champagner: Musiker André Rieu ist 75
Alles swingt, die Musik zaubert den meisten ein träumerisches Lächeln aufs Gesicht, und bei manchem rollt eine Träne von der Wange. Am heutigen 1. Oktober wird Rieu 75 Jahre alt. Vielen gilt er als regierender Walzerkönig. In der Walzer-Stadt Wien gastiert er am 6. und 8. November. Nicht im Musikverein oder Konzerthaus, sondern in der Stadthalle.
Seit fast 40 Jahren begeistert er sein Publikum weltweit. Ans Abdanken denkt er nicht: "Ich werde 140 Jahre alt und bin also erst etwa auf der Hälfte", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Gerade erst beendete der Niederländer eine Tournee in Südamerika.
Eine neue CD kommt heraus, und im nächsten Jahr steht die große Geburtstagstournee in Deutschland an - zehn Konzerte von Hamburg bis München. Das hat wenig mit einem Platz "hinter den Geranien" zu tun, wie die Niederländer sprichwörtlich den Ruhestand nennen.
Und warum sollte er auch. "Ich finde es wunderbar", sagt er. Und das strahlt er auch aus. Legendär sind die sommerlichen Freiluftkonzerte auf dem Vrijthof, dem historischen Platz in seiner Heimatstadt Maastricht. Tausend Lichter strahlen, elegante Paare schweben über die Bühne, und der Maestro mit seiner noch immer vollen Haarpracht im blütenweißen Hemd und dunklem Frack strahlt und gibt den Takt an: den Dreivierteltakt. Rieu und sein Johann-Strauß-Orchester versetzen Zehntausende Menschen in Champagner-Laune.
"In der klassischen Musik wird der Walzer ja nicht hochgeschätzt", sagt er. "Er ist zu leicht, hat zu viel Humor." Aber leicht ist nicht gleich simpel, sagt der Musiker. "Man muss Walzer schön spielen, und es ist gar nicht so einfach, ihn mühelos und leicht klingen zu lassen." Offenbar gelingt es ihm. Denn oft hält es das Publikum nicht auf den Stühlen und wagt es auch zwischen diesen ein Tänzchen.
Die Liebe zum Walzer begann bei ihm als Kind, erinnert sich der Musiker. Sein Vater war Dirigent, und wenn der den Donauwalzer von Johann Strauss (Sohn) als Zugabe spielte, löste sich die ernste Stimmung, erinnert sich Rieu. "Die Menschen lächelten."
André Rieu hatte keine einfache Kindheit und Jugend. Der Vater war streng und stellte hohe Anforderungen. Doch das hat dem Sohn die Liebe zur Musik nicht austreiben können. Im Gegenteil. Er machte sie auch zu seinem Beruf, aber eben ganz anders. "Meine Eltern mochten nie die Art, wie ich Musik mache," sagt er. Er möchte sein Publikum einbeziehen. "Ich möchte nicht von oben herab dirigieren, auf dem Pult, mit dem Rücken zum Publikum."
Es dauerte lange, um die Wunden der Vergangenheit zu verarbeiten. "Mist aufräumen", nennt er das. Das tat er gemeinsam mit seiner Frau Marjorie, Tochter eines jüdischen Flüchtlings aus Berlin und einer Niederländerin, die dafür sorgte, dass dieser während des Krieges untertauchen konnte. Seit 50 Jahren sind beide ein Paar, sie haben zwei inzwischen erwachsene Söhne. "Meine Familie ist das Fundament für alles", sagt er. "Wir haben es einfach schön miteinander." Und das auch stilvoll: bei Maastricht im eigenen Schloss aus dem 15. Jahrhundert. Einst soll dort D'Artagnan gewohnt haben, einer der Drei Musketiere.
Die Liebe zur Musik und zur Geige blieb. Musik ist für ihn eine Herzensangelegenheit. "Ich kann keine Musik machen ohne Gefühl", sagt er, und das spricht viele Menschen an. Inzwischen ist sein Repertoire weitaus größer als Walzer: Oper, Musical, Film, Pop. Er selbst ist ein großer Fan von Popmusik. Wenn man ihn nach Favoriten fragt, dann nennt er spontan: "Queen und Bruce Springsteen."
Er gab weit über 3.000 Konzerte in 45 Ländern, hat Millionen Fans in den sozialen Netzwerken, füllt Fußballstadien und verkaufte über 40 Millionen Alben. André Rieu - das ist auch ein Millionen-Unternehmen in Familienhand. Deswegen wird er seinen Geburtstag auch nicht nur mit Familie und guten Freunden feiern. Er besucht mit dem ganzen Unternehmen - Musiker, Mitarbeiter und Angehörige - einen Märchenpark im Süden der Niederlande. "500 Menschen, drei Tage lang, das ist doch gesellig."
(S E R V I C E - https://www.andrerieu.com/de)
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