Diagonale23 setzt auf Emotionalität und Widersprüche

Co-Intendant Peter Schernhuber
Die diesjährige Diagonale werde ein widersprüchliches und emotionales Festival. Das sagte Co-Intendant Peter Schernhuber gleich zu Beginn der Programmpräsentation, die am Donnerstag in Graz und ein zweites Mal am Freitag in Wien stattfand. Schernhuber verabschiedet sich mit der aktuellen Festivalausgabe gemeinsam mit Sebastian Höglinger vom Festival des österreichischen Films, das seit 1998 in Graz stattfindet. Gemeinsam präsentierten sie die Highlights des Programms.

Bereits bekannt war, dass das Festival am 21. März mit der bei der Berlinale uraufgeführten Clubkulturparabel "Das Tier im Dschungel" von Patrick Chiha, dem Kurzfilm "NYC-RGB" von Viktoria Schmid und der Verleihung des Großen Diagonale-Schauspielpreises an Margarethe Tiesel starten wird. Neu hingegen sind etliche der insgesamt 115 im Wettbewerb gezeigten österreichischen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme und Beispiele für innovatives Kino.

Bei den Spielfilmen hob Höglinger die Horrorsatire "Razzennest" von Johannes Grenzfurthner und den "Wohnungsmarktkrimi" "Die Vermieterin" von Sebastian Brauneis als Beweise für die Existenz von Humor im österreichischen Kino hervor. Mit Ulrich Seidls "Sparta" und Marie Kreutzers Sisi-Neuverortung "Corsage" laufen zwei prominente Streifen im Wettbewerb, die bereits im Vorfeld für heftige Diskussionen gesorgt haben.

Die Sparte Dokumentarfilm bietet ein breites Spektrum von Themen. "Zoo Lock Down" von Andreas Horvath etwa bietet einen surrealen Blick auf den menschenleeren, und umso lebendigeren Salzburger Zoo während der ersten Phase der Pandemie. "Vienna Calling" von Philipp Jedicke und "27 Storeys" von Bianca Geissinger beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit zwei ebenso unterschiedlichen Wiener Sozitopen. "Feminism WTF" von Katharina Mückstein wird im begleitenden Diskursangebot wohl für intensive Diskussionen sorgen. Erstmals zu sehen sein wird das halbe Selbstporträt "Jedermann und ich" von Katharina Pethke und Schauspieler Philipp Hochmair.

Insgesamt 75 Kurzfilme verteilen sich auf die Sparten Kurzspielfilm, Kursdokumentarfilm und Innovatives Kino; darunter auch der Trailer der Diagonale23, "See you in L.A." von Anna Spannlang. Als innovativer Langfilm ist unter anderem der Pornohorrorfilm ""2551.02 - The Orgy Of The Damned" von Norbert Paffenbichler zu sehen, der Höglingers Charakterisierung zufolge eher nicht für ein zart besaitetes Publikum gemacht worden sein dürfte.

Mit dem gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria, dem Österreichischen Filmmuseum und dem ORF kuratierten Spezialprogramm "FINALE" blickt die Diagonale23 auf das Verhältnis des österreichischen Films zu Endzeit, Apokalypse und zu verschiedenen Abgründen. Hier gibt es unter anderem ein Wiedersehen mit dem schrägen Liebesfilm "Richtung Zukunft durch die Nacht" von Jörg Kalt aus dem Jahr 2002 und der Generationenstudie "Atemnot" von Käthe Kratz (1984). Ein weiteres historisches Special ist dem 1999 verstorbenen Autor, Filmemacher und Kritiker Bernhard Frankfurter, seines Zeichens Initiator des begehrten Carl-Mayr-Drehbuchpreises, gewidmet,

Die Schiene "In Reverenz" widmet sich der widersprüchlichen Grazer Filmschauspielerin Marisa Mell (1939-1992), von der vier selten gezeigte Filme zu sehen sein werden. Bereits am 15. März eröffnet im Graz Museum die begleitende Ausstellung "Magic Marisa".

Die Personale der Diagonale gilt diesmal dem österreichisch-serbischen Filmemacher Goran Rebić, von dem die Diagonale unter anderem "Jugofilm" (1997) und seine Ode an den zweitlängsten europäischen Fluss, "Donau, Duna, Dunaj, Dunav, Dunarea" von 2003.

Im Rahmen des Dialogprogrammes werden zahlreiche Filmschaffende und Schauspieler in Graz erwartet, unter anderem Stefanie Reinsperger, ihr Kollege Philipp Hochmair, Filmkritiker Olaf Möller, sowie die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Erika Pluhar. Die Preisverleihungen in den verschiedenen Kategorien finden am 26. März im Grazer Orpheum statt. Neu ist ein Preis für die beste Filmkomposition.

Als logistische Drehscheibe und Treffpunkt fungiert wieder das Kunsthaus, das begleitende musikalische Programm findet im Club PPC statt. Die Diagonale-Bar wird im Volksgarten-Pavillon eingerichtet.

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