APA - Austria Presse Agentur

"Die Fabelmans": Spielbergs Reise in die Vergangenheit

Hollywoodikone Steven Spielberg hat sich auf eine nostalgische Reise in die Vergangenheit gemacht. Der 76-jährige Starregisseur erzählt in "Die Fabelmans" leicht abgewandelt seine eigene Kindheit und Jugend und damit die Geschichte, wie der kleine Steven, äh Sammy seine Leidenschaft für das Kino entdeckt. Ein aufgelegter Oscar-Favorit, ist das Werk doch sieben Mal für die Gala am 12. März nominiert. Vorher, am 9. März, läuft das Biopic in den heimischen Kinos an.

"Die Fabelmans" ist eine Liebeserklärung an das Kino und macht dies gleich in den ersten Minuten deutlich, als der junge Sammy Fabelman (Meteo Zoryon Francis DeFord) von seinen Eltern Burt (Paul Dano) und Mitzi (Michelle Williams) das erste Mal ins Kino mitgenommen wird. Trotz anfänglicher Angst vor der Dunkelheit ist der Bub von den Bildern der "Größten Show der Welt" fasziniert und stellt das darin vorkommende Zugsunglück daheim mit den teuren Spielzeugloks nach.

Das Filmen dieses Kinderzimmerunfalls hilft ihm, seine Eindrücke zu verarbeiten und stellt den Auftakt zu einer langen Filmkarriere dar, in der sich heute über 100 Filme und Serien finden, bei denen Spielberg Regie führte, sie produzierte oder schrieb. Auch als Teenager (Newcomer Gabriel LaBelle) ist Sammy praktisch nicht von seiner Kamera zu trennen, spannt seinen Freundeskreis ein, um Kriegsszenen zu arrangieren oder inszeniert mit den kleinen Schwester Horrorstreifen.

Auch ist es der Blick durch die Linse der Heimkamera, der Sammy deutlich macht, dass die Ehekrise der Eltern gröbere Ausmaße hat, als er zuvor wahrhaben wollte. Immer schon war deren Beziehung durch die große Dichotomie zwischen der künstlerisch interessierten, freien Mutter und dem technischen Genie des Vaters, eines Pioniers der Computerindustrie, geprägt. Träume und Technik treffen hier aufeinander, wobei beide Elemente Sammy befruchten. Die Eltern finden aber spätestens mit einem neuerlichen Umzug aufgrund eines neuen Jobs des Vaters nicht mehr zueinander. Eine familiäre Katastrophe bahnt sich an.

All dies inszeniert Spielberg in der ihm eigenen, heute etwas altertümlichen Bildsprache der 1980er, in der alles stets perfekt ausgeleuchtet ist und bei der Narration Orts- oder Zeitsprünge mit entsprechenden Inserts avisiert werden, um das Publikum nicht zu verwirren. Nichts bleibt unausgesprochen, offen oder ambivalent zwischen den Akteuren. Menschen werden mit einem Augenzwinkern betrachtet, auch im Schlechten das Gute gesehen. Stets hilft der Humor und die Selbstironie über die Unbilden des Lebens hinweg, auch wenn Sammy und seine Familie am neuen Lebensmittelpunkt Kalifornien erstmals mit Antisemitismus konfrontiert werden.

In Summe ist "Die Fabelmans" ein Alterswerk geworden, in der einer der legendären Filmemacher der Traumfabrik in immer wieder stimmigen Einzelsequenzen auf sein Leben, das Werden des Kinos und bis zu einem gewissen Grad auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts zurückblickt. Dafür hat Spielberg die alte Gang wieder einmal zusammengetrommelt. Am Drehbuch schrieb neben Spielberg Tony Kushner mit, der bereits an Spielbergs Interpretation der "West Side Story" beteiligt war, Stammkameramann Janusz Kamiński ist erneut mit an Bord, und natürlich zeichnet Altmeister John Williams für die Filmmusik verantwortlich - wenn sich der 91-Jährige auch völlig zurücknimmt in dieser Familiengeschichte. Gemeinsam geht man auf eine Reise in die 1980er, stilistisch wie atmosphärisch.