APA - Austria Presse Agentur

"Die Nachbarn von oben": Beziehungskomödie mit Twists

Zwei Ehepaare, die verschiedener nicht sein könnten. Bei Anna und Thomas ist die Luft schon lange raus, der Alltag besteht aus Sticheleien und Mikroaggressionen. Ganz anders läuft es bei den Nachbarn, Lisa und Salvi, die vor Lebens- und Liebeslust nur so strahlen. Allerdings sorgen ihre lautstarken Orgien für Unmut bei Anna und Thomas ein Stockwerk darunter. Am 2. Juni kommt "Die Nachbarn von oben" ins Kino.

Schließlich kommt es in der neuen Beziehungskomödie der Schweizer Erfolgsregisseurin Sabine Boss zum Aufeinandertreffen der beiden Welten. Bei einem Dinner sollen die nächtlichen Störungen nämlich besprochen werden. Aber alles kommt anders, als das lebensfrohe Pärchen dem zerstrittenen Ehepaar eine Einladung zum Gruppensex macht.

Die Trailer von "Die Nachbarn von oben" versprechen feuchtfröhliche Abendunterhaltung, aber das ist der Film nur bedingt. Denn was folgt, ist viel mehr Kammerspiel als kecke Partykomödie. Dabei fällt zwischen den vier Streithähnen zwar durchaus der ein oder andere witzige Spruch, besonders zu Beginn. Zur Halbzeit macht der Film aber die Kehrtwende hin zum bierernsten Ehedrama, bei dem die brüchige Beziehung von Thomas und Anna auf dem Spiel steht.

Ganz zusammenpassen will dieser Genremix nicht. Weil sich die Handlung über einen circa einstündigen Abend abspielt, fühlen sich dramaturgische Eskalationen und krasse Charakterentwicklungen hastig und nicht nachvollziehbar an. Auch Dialoge wirken teilweise forciert, besonders bei den Pseudohippies Lisa und Silva, die sofort mit der vollen Bandbreite an Esoterikklischees ins Haus fallen.

Positiv hervor sticht das Schauspiel von Roeland Wiesnekker, der gekonnt den - in dieser Situation nachvollziehbar - genervten Thomas darstellt. Am anderen Ende des Spektrums: der verführerische, aber leicht dümmliche Salvi, dargestellt von Maximilian Simonischek. Dieser kann durchaus für Schmunzler sorgen, wirkt aber ab einem gewissen Zeitpunkt deplatziert, da er später fast zum Statisten verkommt, der hauptsächlich ernste Szenen mit lauten Geräuschen komödiantisch brechen soll. Die verzweifelte Anna, gespielt von Ursina Lardi, sowie die esoterische Psychologin Lisa, von Sarah Spale verkörpert, ergänzen das Spiel souverän, stechen aber nicht unbedingt hervor.

Zwar versteht der Film, wie er sich als theaterartiges Kammerspiel in überwiegend einem Set interessant präsentieren kann. Gemessen an seiner Thematik ist er aber relativ prüde. Das alteingesessene Ehepaar ist zu Beginn peinlich berührt, als das frische Pärchen seine Sex- und Drogenexzesse minutiös schildert. Ironischerweise scheint der Film aber selbst Angst davor zu haben, bei der Thematik mehr Biss zu zeigen - sei es bei den eher zahmen Witzen oder der im Nachhinein doch genrekonformen Handlung.