Ehemaliger Bundespräsident Heinz Fischer wird 85

Heinz Fischer gemeinsam mit seiner Frau Margit
Der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer feiert am Montag seinen 85. Geburtstag. Vor sieben Jahren endete seine zweite Amtszeit als Staatsoberhaupt, seitdem ist es etwas ruhiger um den Langzeitpolitiker geworden, gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat er sich jedoch nicht. Wiederholt kommentiert oder bewertet Fischer das aktuelle politische Geschehen, ist ihm doch das menschliche Zusammenleben nach eigenem Bekunden "ein Dauerinteresse".

Ab und zu meldet sich Fischer daher in demokratiepolitisch relevanten Fragen zu Wort. Heuer etwa in der Diskussion um eine Abwählbarkeit des Nationalratspräsidenten oder in der Frage um die künftige Weisungskette in der Justiz. Auch im offenen Machtkampf um den SPÖ-Vorsitz stellte er sich öffentlichkeitswirksam hinter Ex-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner. An dieser Partizipation wird sich auch in Zukunft wohl nicht so schnell etwas ändern, gilt der Jubilar doch als Prototyp eines Vollblutpolitikers.

Die Politik war ihm mehr oder weniger bereits in die Wiege gelegt, entstammt der gebürtige Grazer doch einer sozialdemokratisch geprägten Familie. Sein Vater, Rudolf Fischer, war von 1954 bis 1956 Staatssekretär im Handelsministerium im Kabinett von Julius Raab.

Fischer selbst studierte nach der Matura an einem Gymnasium in Hietzing an der Universität Wien Rechtswissenschaften, wo er 1961 zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert wurde. Nicht nur in akademischen Kreisen für Aufsehen sorgte der damals 24-Jährige ein Jahr später, indem er den "Fall Borodajkewycz" ins Rollen brachte. Fischer veröffentlichte Uni-Mitschriften von Ferdinand Lacina, aus denen die antisemitischen Äußerungen des Historikers Taras Borodajkewycz hervorgingen, woraufhin Fischer geklagt und 1963 in erster Instanz verurteilt wurde. Jedoch gelang ihm 1965 die Wiederaufnahme des Verfahrens, das mit einem Freispruch endete. Gegen Borodajkewycz wurde letztlich ein Disziplinarverfahren an der Hochschule für Welthandel eingeleitet.

Seine politische Karriere begann Fischer im Jahr 1962 als Mitarbeiter in der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion. Neben der politischen Tätigkeit setzte er seine akademische Laufbahn fort. 1978 wurde er habilitiert, 1994 schließlich zum Professor für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck ernannt.

Als Bruno Kreisky 1971 die absolute Mehrheit erreichte, bekam Fischer ein Mandat im Nationalrat, dem er mit Ausnahme seiner Zeit als Wissenschaftsminister (1983-1987) bis 2004 angehörte. Zum geschäftsführenden SPÖ-Klubobmann wurde er 1975, zwei Jahre später stellvertretender Parteivorsitzender.

Im Jahr 1990 wurde er zum Präsidenten des Österreichischen Nationalrates gewählt. Diese Funktion bekleidete Fischer bis 2002. Von 2002 bis 2004 - während Schwarz-Blau II - war er Zweiter Nationalratspräsident, ehe er sich um das Präsidentenamt bewarb. 1992 wurde er zudem zum stellvertretenden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Europas gewählt. Diese Funktion übte er bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten aus.

Im April 2004 setzte sich Fischer dann mit 52,4 Prozent der Stimmen gegen ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner durch und wurde am 8. Juli als achter Bundespräsident der Zweiten Republik angelobt. Mit Amtsantritt stellte er seine Parteimitgliedschaft ruhend. Am 25. April 2010 wurde Fischer schließlich mit 79,3 Prozent der Stimmen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt.

Wie er dem Nachrichtenmagazin "News" in einem Interview zu seinem bevorstehenden Jubiläum verriet, spielten Geburtstage in seinem Leben "keine besondere Rolle", so Fischer: "Aber der 70er, der 80er, der 85er, das sind schon Termine, an denen man ein bisschen über sein Leben, über die Familie, über die Entwicklung unserer Gesellschaft und Zivilisation nachdenkt. Das menschliche Zusammenleben ist ein Dauerinteresse von mir, nicht nur an Geburtstagen."

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