"Fast perfekte Weihnachten": Fast zu biederer Weihnachtsspaß

Seniorinnen sorgen für ein wenig weihnachtliches Chaos
Weihnachten könnte so schön sein. Wenn alle Lieben einträchtig zusammenkommen und auch beim Festessen und der Bescherung friedlich bleiben. Also quasi nie. Diese Erfahrung macht auch Monsieur Vincent Barand - allerdings schon vor dem Heiligen Abend. Denn die erwachsenen Kinder haben was Besseres vor und rücken damit erst kurz vor dem Weihnachtsessen raus. Das ist die Ausgangssituation für die französische Weihnachtskomödie "Fast perfekte Weihnachten". Ab Donnerstag im Kino.

Das Filmland Frankreich ist gespalten. Einerseits liefert die Grande Nation auch weiterhin immer wieder Arthouseperlen für Cinephile, andererseits erfreuen sich simpel gestrickte und eher deftige Komödien breiter Beliebtheit. Auch Clément Michels "Noël Joyeux" setzt auf eher vordergründigen Humor und eine durchschaubare Handlung. Denn der enttäuschte Familienvater und Weihnachtsfan Vincent (Franck Dubosc spielt ihn so steif wie seine gefrorene Weihnachtsgans) lässt sich beim Weihnachtsgottesdienst vom Priester inspirieren, der Nächstenliebe predigt, und setzt sich zum Schrecken seiner schon von einem gemütlichen Fest zu zweit träumenden Frau Beatrice (glaubwürdig genervt: Emmanuelle Devos) in den Kopf, einer netten Seniorin einen unvergesslichen Weihnachtsabend zu bescheren und sie einzuladen. Das wird ein Fiasko - was sonst?

Schon die Rekrutierung des Weihnachtsgastes in einem der lokalen Altersheime wird ein Spießrutenlauf, für den Vincent eine große Portion Hartnäckigkeit benötigt. Die 85-jährige Monique (Danièle Lebrun) erweist sich vorerst als Idealwahl, außer dass die zarte, zurückhaltende Person ein wenig zu viel trinkt und ein wenig zu oft vom Tod spricht. Doch Monique ist traurig. Sie möchte diesen Abend nicht ohne ihre beste Freundin Jeanne (Danielle Fichaud) verbringen. Also - zu Weihnachten soll man ja nicht kleinlich sein - holt man Jeanne dazu. Die erweist sich als ein wenig rüde und direkt. 30 Jahre war sie im Gefängnis, bekennt sie. Die Barands erstarren. "Als Gefängniswärterin!", serviert Monique die Pointe eines wohl häufig gemachten Scherzes der beiden Freundinnen.

Doch so ein Abend mit lästigen Gästen kann sich ganz schön ziehen, und das macht auch dieser Weihnachtsfilm, dem man die mühsame Balance anmerkt, einerseits die Spießbürgerlichkeit der französischen Bourgeoise kritisieren, gleichzeitig aber die Political Correctness bewahren zu wollen. Das Chaos bleibt also überschaubar, der Zimmerbrand wird rasch gelöscht, und beim Streit mit den Nachbarn entpuppt sich eine robuste Ex-Kugelstoßerin wie Jeanne als echte Verstärkung. An griffbereiten Weihnachtskugeln ist in dem festlich geschmückten Haus ja kein Mangel! Und weil es ein Familienfilm sein soll, herrscht am Ende nicht Chaos sondern Frieden und Versöhnung. Gut für die Welt, schlecht für den Film.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

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