Großes Interesse an ORF-"Sommergespräch" mit Herbert Kickl
Im Schnitt 869.000 Zuseherinnen und Zuseher verfolgten das Interview auf ORF 2. Der Marktanteil betrug 35 Prozent. Zum Vergleich: Sowohl Grünen-Chef Werner Kogler als auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger bewegten sich zwischen 500.000 und 550.000 Zusehern bei deutlich niedrigerem Marktanteil.
Knapp geschlagen geben musste sich Kickl jedoch den "Liebesg'schichten und Heiratssachen". Das altbewährte ORF-Kuppelformat brachte es auf im Schnitt 889.000 Zuseher. Gegenüber seinem "Sommergespräche"-Interview im Vorjahr legte Kickl deutlich zu. 2023 verfolgten durchschnittlich 715.000 Zuseher Kickls Aussagen. Endgültig gewichtet waren es 767.000 Zuseher.
Kickl nutzte das "Sommergespräch" nicht nur, um Anspruch auf das Amt des Bundeskanzlers zu stellen, sondern sparte auch nicht mit Kritik an der Interviewführung Martin Thürs. Wiederholt sprach er mit kritischen Fragen konfrontiert ausweichend von "unsauberem Journalismus". FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker legte am Dienstag per Aussendung nach und attestierte Thür eine "journalistisch dürftige und intellektuell fragwürdige" Interviewführung. Den ORF bezeichnete er als "zwangssteuerfinanzierte Propagandaanstalt".
Weiter gehen die "Sommergespräche" am Montag, 26. August. Dabei empfängt Martin Thür SPÖ-Chef Andreas Babler am Traunsee. Dass dieser bei den anstehenden ORF-Wahlduellen nicht im abschließenden Duell (23. September) vertreten ist, sondern stattdessen Herbert Kickl auf ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer trifft, stieß der Partei sauer auf. Vor den vergangenen Nationalratswahlen traten bei der allerletzten Konfrontation stets die Spitzenkandidaten der größten und zweitgrößten Partei an. In dieser Logik müssten einander beim abschließenden Duell Nehammer und Babler gegenüberstehen, argumentierte SPÖ-Mediensprecherin Muna Duzdar.
ORF-Chefredakteur Johannes Bruckenberger verteidigte das Vorgehen bzw. die Reihung am Montag auf "X": Das Timing berücksichtige das Ergebnis der EU-Wahl im Juni und spiegle die im APA-Wahltrend zusammengefassten Umfragen wider. Oberste Prinzipien des ORF seien Unabhängigkeit, Ausgewogenheit, Objektivität und Äquidistanz. "Unser Publikum kann sich darauf verlassen, dass die ORF-Journalistinnen und -Journalisten - gesetzlich geschützt - unabhängig und weisungsfrei arbeiten und ausschließlich vor diesem Hintergrund ihre Entscheidungen treffen", so Bruckenberger.
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