"Kaiser" Franz Klammer feiert 70er mit Pisten-Remmidemmi

Klammer freut sich auf das Legendenrennen zu seinen Ehren
Seinen 70. Geburtstag zelebriert der Abfahrtskaiser standesgemäß. Wie schon beim 40er, 50er und 60er lädt Franz Klammer Weggefährten und Pisten-Prominenz zu einem Legenden-Rennen in Bad Kleinkirchheim. "Alle zehn Jahre ist ein guter Abstand und Anlass, dass man größer feiert", befindet Klammer. Der Olympiasieger von 1976 erfreut sich an seinem heutigen Ehrentag bester Gesundheit und ist dem Skisport weiter eng verbunden.

Wie populär der Jubilar mit dem ewigen Spitzbubenlächeln noch immer ist, kann man am 7. Dezember (11.10 Uhr/ORF 1) sehen und erleben. Zahlreiche Granden, darunter Annemarie Moser-Pröll, Bernhard Russi, Gustav Thöni, Werner Grissmann, David Zwilling, Fritz Strobl, Stephan Eberharter und Matthias Mayer, geben ihr Stelldichein. Die Wertschätzung freue ihn ungemein, sagte Klammer im APA-Gespräch. "Dass so viele auch Jahre später noch immer kommen, ist besonders schön. Es sind viele Freundschaften übriggeblieben."

Er werde dennoch versuchen, die sogenannte Richtzeit vorzugeben, meinte Klammer vor dem Remmidemmi. "Den Rennfahrer bringt man nicht weg. Ich versuche nach wie vor, der Schnellste zu sein, halt nicht mehr so verbissen." Wer weiß, vielleicht kommentiert er seine Fahrt dann mit jenen Worten, die älteren Skifans noch in Erinnerung sind: "Heit hot's mi wieda von ob'n bis unt'n obegebeitelt."

Am nunmehrigen Feierort Bad Kleinkirchheim bekam Klammers Laufbahn 1971 durch den Sieg in der Europacup-Abfahrt einen "Schub", der ihn bis zu Olympia-Gold trug. Am 5. Februar 1976 in Innsbruck war er, der mit seinem verwegenen Fahrstil die Massen begeisterte, nicht nur Hoffnung einer ganzen Nation. Gold wurde allgemein erwartet, nachdem Klammer 1975 jede Abfahrt gewonnen hatte - wenn er ins Ziel kam.

Am Start stimmte er sich mit einem Trompetenkonzert von Hummel ein und raste dann als 22-jähriger Draufgänger in einem grellgelben Renndress zum Olympiasieg. Mit Nummer 15 fing er den lange führenden Schweizer Bernhard Russi noch ab. "Beim Wegfahren habe ich gewusst, ich gewinne." Er erfüllte damit die Erwartungen der laut Medienberichten bis zu 60.000 Fans im Zielraum des Patscherkofels und darüber hinaus.

"Ohne Olympiasieg wäre es eine schöne, aber nicht diese Karriere gewesen. Er war der Tupfen auf dem i. Diese Dramatik rund um das Rennen, ich komme dann als Nummer 15 und gewinne - das Drehbuch war einfach gut geschrieben", sagte Klammer vor Jahren. "Ohne Patscherkofel wäre ich nicht die Person, die ich heute bin." Der Bergbauernbub aus Mooswald in Kärnten war plötzlich Kaiser, er zehrt bis heute von jenem Erfolg.

Die Risikobereitschaft, die er nach dem verhängnisvollen Ski-Unfall seines seither querschnittsgelähmten Bruders Klaus (1977) zwischenzeitlich verlor, brachte ihn oft in akute Sturzgefahr. Sie bescherte ihm aber auch bis heute unerreichte 25 Weltcupsiege in der Abfahrt. Er wird wohl noch länger die Nummer eins in der Königsdisziplin bleiben. Der Südtiroler Dominik Paris hält als erfolgreichster aktiver Fahrer bei 17 ersten Plätzen, der Norweger Aleksander Aamodt Kilde bei zwölf.

Klammer zweifelt nicht daran, dass sein Bestwert früher oder später fällt. "Jetzt haben sie 13 Weltcup-Rennen im Jahr, wir hatten acht oder neun. Wenn du so drauf bist wie ein Kilde oder ein Odermatt - der wird auch in der Abfahrt sicher ein Seriensieger werden - ist das nur eine Frage der Zeit. Die fahren ja auch alle länger als wir damals. Man hat auch geglaubt, dass der Schumacher-Rekord in der Formel 1 einer für die Ewigkeit ist." War er nicht, wie Lewis Hamilton bewies.

Auch Klammers fünf Siege in der Abfahrt-Disziplinwertung sind Rekord. Gesamtweltcupsieger, wie etwa Odermatt ("der wird uns Österreichern noch länger lästig sein"), war er nie. Für Klammer dennoch kein Makel einer glanzvollen Karriere. "Meine Karriere war eine runde Geschichte. Der Gesamtweltcup wäre ein Bonus gewesen, die Umstände haben nicht gepasst." 1975 hätte er ihn ohne Streichresultate wohl gewonnen (nur fünf seiner acht Abfahrtssiege wurden gewertet), oder wenn in der Megeve-Abfahrt nicht die Bindung aufgegangen wäre. Im abschließenden Parallelslalom war er gegenüber den Technikern Gustav Thöni und Ingemar Stenmark chancenlos.

Fast 39 Jahre ist Klammers letzter Schwung im Weltcup her, es war im März 1985 in Aspen. Der Rennanzug vom Olympiasieg passt ihm schon länger nicht mehr. "Die Proportionen haben sich verschoben, aber das Gewicht ist gleich geblieben." Er sei gesund und mache das, was ihm Spaß bereite, betonte der seit Jahrzehnten in Wien wohnende Kärntner. "Ich wohne in Wien, aber daham bin ich in Kärnten."

Ein drittes Enkerl ist mittlerweile hinzugekommen. "Da bin ich wieder Skilehrer." Auf 60 Skitage im Jahr wie vor Corona komme er zwar nicht mehr, "aber 30 bis 40 schaffe ich eigentlich immer". Auch aufgrund seiner Tätigkeit als Head-Botschafter. Skifahren, Golfen, Radfahren - Österreichs dreifacher Sportler des Jahres ist weiter sportlich aktiv. "Die Fitness ist ganz okay." Dem Feier-Marathon steht nichts im Wege. "Das wird eine Riesengaude." Ein Problem aber gebe es: "Die Erholungsphasen dauern deutlich länger als früher."

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