"King's Land": Mads Mikkelsen erobert die "dänische Frontier"
Der im vergangenen Jahr mit dem dänischen Filmpreis ausgezeichnete Film von Nikolaj Arcel heißt im dänischen Original "Bastarden", ein Titel, der eigentlich viel besser zu den schmutzigen Fingernägeln, der unbändigen Erde und den hartherzigen Schnöseln seines Western passt. Der Titel könnte sich auch auf den Helden seiner Geschichte beziehen, der als Sohn einer unverheirateten Dienerin geboren wurde. Mads Mikkelsen spielt diesen inzwischen pensionierten Hauptmann Ludvig Kahlen, der sich nichts sehnlicher als einen Adelstitel und ein Stück Land wünscht. Die Handlanger des Königs versprechen ihm all das, sollte es Ludvig gelingen, die unbarmherzige Heide Jütlands zu kolonisieren, eine karge Steppe, die so unfruchtbar ist, dass jeder am Hof Friedrichs V. im 18. Jahrhundert sie fast aufgegeben hat. "Die Heide kann nicht gezähmt werden", sagt einer.
Die Heidelandschaft Jütlands war einst eine karge Einöde, die von Gesetzlosen und Roma bewohnt wurde, die einen lateinischen Dialekt sprachen. Das Einzige, was eingangs noch karger ist, ist das Temperament von Ludvig, ein harter, manchmal herzloser Zuchtmeister, und Mads Mikkelsen versteht natürlich den Wert eines guten, kalten, nachdenklichen Blicks. Seine charismatische Darstellung, älter und grauer, als wir ihn je gesehen haben, ist der Fels, auf dem diese dänische Saga steht. In den ersten Szenen, im Breitbildformat unter bleiernem Himmel, sieht man ihn vergeblich schuften. Er baut ein Gehöft, stellt ein paar entflohene Diener zur Hilfe ein und versucht verzweifelt, dem toten Boden Leben zu entlocken. Zu allem Überfluss taucht ein ausgerissenes Roma-Kind (eine entzückende Melina Hagberg) vor seiner Tür auf und weigert sich zu gehen.
Mehr noch als die Bedingungen macht ihm ein aufgeblasener Adeliger zu schaffen. Frederik de Schinkel (herrlich zischend: Simon Bennebjerg) ist ein eingebildeter Landbesitzer, der den Status quo in seiner Ecke Dänemarks beibehalten möchte. Außerdem hat Ludvig seine Lieblingsdienerin Ann Barbara (einnehmend: Amanda Collin) "gestohlen". Doch der sture Kerl bleibt in dem Blockhaus hocken, das er "Königshaus" nennt, und glaubt an sein Recht, auf dem Land des dänischen Königs zu bauen. Als ihm eine Option genommen wird, findet er eine andere und lässt sich von Aussätzigen helfen, um den Boden fruchtbar zu machen. Er hat nämlich einen Trumpf im Ärmel: er hat aus dem Krieg in Deutschland die in Europa damals noch neuen Kartoffeln mitgenommen - und die gedeihen unter fast allen Bedingungen.
Wer schon einmal von den "Kartoffeldeutschen" gehört hat, der wird wissen, dass Ludvig erfolgreich war. Nikolaj Arcels Drama ist eine stark fiktionalisierte Darstellung, die auf dem dänischen Bestsellerroman "Kaptajnen og Ann Barbara" von Ida Jessen basiert. Im dänischen Feuilleton wurde er als "sanftmütiger Western" bezeichnet, der anstelle von Indianern und der Prärie die jütische Heide und deren Besiedlung konzentriert. Das ist wohl die beste Beschreibung.
Es ist eine Art Rückkehr zu seinen Wurzeln für den dänischen Regisseur Arcel ("Die Königin und der Leibarzt"), der 2017 in Hollywood die viel geschmähte Stephen-King-Adaption "Der Dunkle Turm" drehte. Mit "King's Land" scheint er dort weitergemacht zu haben, wo er in Dänemark aufgehört hat und erzählt eine Geschichten in der es sehr menschelt. Er hat aber auch etwas aus den USA mitgenommen, was die Amerikaner sehr gut beherrschen: eine gefühlsbetonte Erzählweise, eingewickelt in einen Western.
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