"Kopftuchmafia": Humoristisch überzeichnete Heimatstudie

Regisseur Prochaska verfilmte ersten Stipsits-Krimi
Eine Stinatzer Hochzeit ist nichts für schwache Gemüter. Jedenfalls, wenn es nach Thomas Stipsits geht: Der Kabarettist und Schauspieler nimmt den vermeintlich schönsten Tag des Lebens zum Anlass für seinen ersten Krimi "Kopftuchmafia", den Daniel Geronimo Prochaska nun verfilmt hat. Am 28. Oktober (20.15 Uhr auf ORF 1) ist natürlich Stipsits selbst als liebenswert-schrulliger Gruppeninspektor Sifkovits zu erleben, den ein Mordfall in die alte Heimat führt.

Es ist eine ziemlich feuchtfröhliche Feier, die sich in Stinatz abgespielt hat und an die sich am nächsten Tag kaum ein Beteiligter so richtig erinnern kann. Schon gar nicht die Braut, liegt die doch als Leiche im Kukuruz-Feld. Klarer Fall für Sifkovits, oder? Dabei macht sich der ehemalige Sohn des Ortes zunächst nur widerwillig auf den Weg, wartet in Stinatz doch die Mama (eine großartige Erika Deutinger), die er schon viel zu lange nicht besucht hat. Auch alte Freundschaften leben wieder auf, was für etliche launige Momente sorgt.

Während sich der Kriminalfall selbst zunächst in sehr klassischen Bahnen entwickelt und vermeintliche Ortskaiser mit größenwahnsinnigen Bauprojekten ins Visier geraten, sind es allen voran die Nebentöne, die hier die Musik machen. So etwa die titelgebende Kopftuchmafia, zu der neben Mama Sifkovits noch zwei weitere meinungsstarke Damen gehören, die von ihrer Parkbank aus das alltägliche Leben in Stinatz mit beißendem Witz zu kommentieren wissen. Ganz zu schweigen von ihrer Bedeutung als profunde Auskunftspersonen über alles und jeden im Ort.

Sifkovits stolpert unterdessen als burgenländischer Columbo durch die Gegend und macht seine Sache natürlich um Längen besser, als es eigentlich den Anschein hat. Da werden grüne Wiesen genauestens untersucht, Kilometerstände nachgeprüft und der Uhudler-Likör ein ums andere Mal zugunsten von Käsepappeltee abgelehnt. Aber wer ein gutes Ohr hat und hinter die Schrulligkeit von Land und Leuten blickt, kommt eben oft weiter als jene, die nur Dienst nach Vorschrift erledigen.

Prochaska, der mit Stipsits schon bei der ORF-Stadtkomödie "Geschenkt" zusammengearbeitet hat, gelingt neuerlich ein leichtfüßiger Film, bei dem man die Figuren vom ersten Moment an zu kennen glaubt. Auch optisch weiß er mit besonderen Kamerafahrten und schnellen Schnitten zu überzeugen, während die tolle Musik von Garish-Sänger Thomas Jarmer eine weitere Ebene einzieht.

Mit "Kopftuchmafia" wird das Krimirad keineswegs neu erfunden, allerdings sind dieser Inspektor Sifkovits und seine Freunde sowie Bekannten eine willkommene Bereicherung in einem Metier, das am Rande der Übersättigung steht. Vielleicht sollte man diesen Film aber auch weniger als klassischen Krimi denn humoristisch-überzeichnete Heimatstudie deuten. In jedem Fall sieht man dem Ensemble, zu dem neben Stipsits etwa Gerhard Liebmann, Christoph Krutzler oder Clemens Berndorff gehören, gerne beim Scheitern an sich selbst zu. Das Leben ist ohnehin ernst genug.

(Von Christoph Griessner/APA)

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