"LaRoy": Ein Coen'scher Trip durch Texas

Der Cast von "LaRoy" beim Tribeca Festival 2023
Bisweilen gelingt einem Nachwuchsfilmer mit seinem Debüt, eine erstaunliche Reife an den Tag zu legen, sich vor Vorbildern zu verneigen, ohne ein Imitat abzuliefern. Shane Atkinson ist dies mit "LaRoy" geglückt. Der Filmemacher liefert eine skurrile Erzählung aus den texanischen Weiten, die vor Humor, Blut und Filmzitaten nur so strotzt. Die Viennale hatte den dunkelhumorigen, österreichisch koproduzierten Thriller bereits im Programm, ab Freitag läuft er im Gartenbaukino.

Alles beginnt mit einer grandiosen Auftaktszene, in der Atkinson, der auch als Drehbuchautor für sein Werk verantwortlich zeichnet, seine Fähigkeit unter Beweis stellt, subtil Gewichte und Bedrohungen zu verschieben, wandern zu lassen. Und wendungsreich bleibt auch der Fortgang der Geschichte, die sich im fiktiven und titelgebenden Städtchen LaRoy inmitten texanischer Einöde abspielt.

Dort erfährt Baumarktbesitzer Ray Jepsen (John Magaro) von seinem entfernten Bekannten Skip (Steve Zahn), der versucht, als Privatdetektiv zu reüssieren, dass seine Frau, die Ex-Schönheitskönigin Stacy-Lynn (Megan Stevenson), eine Affäre hat. Ray ist der klassische arme Tropf des US-Kinos. Ein gutmütiger, aber stets vom Leben betrogener Verlierer, der von seinen Freuden und seiner Familie gleichermaßen an der Nase herumgeführt wird.

Und so richtet sich Rays Aggression auch nicht gegen die betrügende Gattin, sondern sich selbst. Er kauft sich eine Waffe und möchte sich auf einem Parkplatz das Leben nehmen. Just in dieser Situation jedoch wird er von einem ihm Unbekannten für einen Auftragskiller gehalten - und Ray nimmt den Job an. So findet sich der brave Kleinbürger alsbald in einem Strudel aus verschiedenen Interessen, verschwundenem Geld und einer Leiche - den echten Killer (Dylan Baker) dabei als latente Bedrohung im Nacken.

"LaRoy" steht in der Gestaltung eigenwilliger bis kauziger Charaktere klar in der Tradition der Coen-Brüder und arbeitet immer wieder mit Bildern, die an Edward Hoppers kühle Szenerien respektive Wim Wenders' "Don't Come Knocking" gemahnen. Dabei durchzieht "LaRoy" nicht zuletzt dank konsequent verwendeter 70er-Jahre-Gefährte ein steter Retrotouch. In diesem Setting gelingt Atkinson die Balance aus Witz und der Schilderung echter Männerfreundschaften. Die eine oder andere Kugel hin oder her.

(Von Martin Fichter-Wöß/APA)

Kommentare