Letzte große Mireille-Mathieu-Tour: "Mehr Zeit für mich"

Die 78-Jährige will es ruhiger angehen, aber noch nicht Schluss machen
Es ist nicht das erste Mal, dass Mireille Mathieu ihre langjährige Karriere mit einer Tournee feiert. Diesmal mischt jedoch ein kleiner Wermutstropfen mit. Denn "Goodbye my Love Goodbye" ist die letzte große Auslandstour der Schlagerikone, die sie nun nach Deutschland führt. Bis Mitte November tritt sie in zehn Städten auf, darunter Berlin, Nürnberg, München und Frankfurt. Den Startschuss gibt die 78-Jährige am Donnerstag in Chemnitz.

Deutschland ist in Europa die erste Station der internationalen Jubiläumstournee. Danach geht es für den Schlagerstar weiter nach Prag und nach Bratislava. Zu möglichen Auftritten in Österreich liegen derzeit keine Informationen vor.

Der Titel "Goodbye my Love Goodbye" gab zu Spekulationen Anlass, ob die Best-Of-Tour, mit der die Französin ihre 60-jährige Karriere feiert, womöglich ihre letzte sei. Nicht wirklich, beteuert sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Sie werde nur noch kurze Gastspielreisen machen und weniger Städte besuchen: "Längere Tourneen mache ich aber keine mehr."

Eine Entscheidung, die mit ihrem Alter zu tun hat. Aber nicht nur: "Ich will auch das Tempo drosseln, um mehr Zeit für mich und für kreative Projekte zu haben." Wie zum Beispiel komponieren.

Um durchzuhalten, zeigt sie eine Disziplin, die sie mit der von Hochleistungssportlern vergleicht: viel Schlaf, gesunde Ernährung und täglich Gesangs- und Atemübungen. Ein Programm, das sie sich auch zu Hause in Paris auferlegt. Mit wenigen Ausnahmen, wie sie charmant gesteht. Wie zum Beispiel ein Glas Champagner.

Wie sie hervorhebt, war Deutsch die erste Fremdsprache, in der sie sang. Das war 1969 mit "Hinter den Kulissen von Paris". Weitere Hits folgten wie "Der Pariser Tango", "Hinter den Kulissen von Paris", "Akropolis Adieu" und "Ganz Paris ist ein Theater". Erstmals wird sie in Deutschland das Lied "Maman, tu es la plus belle du monde" (Mama, du bist die Schönste der Welt) singen, das ihrer 2016 verstorbenen Mutter gewidmet ist. Wie sie sagte, war ihre Mutter ihr größter Fan und begleitete sie regelmäßig auf ihren Tourneen. Das Lied nun erstmals in Deutschland vorzutragen, werde für sie voller Emotionen sein.

Im vergangenen Jahr hat sie in Frankreich die Doppel-CD "Mireille Mathieu chante Piaf" veröffentlicht. Eine neu gemasterte Ausgabe der bekanntesten Lieder von Edith Piaf. Einen der Titel, "L'amour en robe noire", hat Mathieu komponiert. Denn sie habe ihr viel zu verdanken.

So gewann Mathieu mit dem Piaf-Chanson "La vie en rose" 1964 in Avignon einen Gesangswettbewerb, auf den eine Einladung nach Paris zu einer Fernsehshow folgte, in der sie "Jezebel" sang, ein weiterer Piaf-Hit. Der Anfang einer steilen Karriere.

Einst stand auf ihren großen Tourneen auch Russland auf dem Programm - ein Staat, in dem sie seit dem Krieg nicht mehr aufgetreten ist und dessen Land und Leute sie mag. Zu ihren Fans dort gehört der russische Präsident Wladimir Putin, 2008 sangt sie vor ihm im Großen Saal des Kremlpalasts. Was sie über den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine denke? Sie sei Künstlerin, keine Politikerin: "Niemand spricht von Frieden, man hört nur das Wort Krieg. Man redet nur über Drohnen und Raketen."

Was sie am Anfang sehr hart gefunden habe, seien die Sanktionen gegen die russischen Künstler gewesen. "Aber weder Sie noch ich sind in der Lage, etwas zu ändern." Man könne sich nur Frieden auf Erde wünschen, den sie in "Mille Colombes" heraufbeschwört. Ein Lied, das sie 1977 unter dem Titel "Nimm noch einmal die Gitarre" auch auf Deutsch interpretierte.

Mathieu hat ihre ersten Lieder in Berlin aufgenommen. Damals war die Stadt bereits durch die 1961 errichtete Mauer in Ost- und Westberlin getrennt, die 1989 geöffnet wurde. Das habe sie sehr bewegt.

Was sie darüber denke, dass heute Deutschland und Frankreich politisch und gesellschaftlich so gespalten sind? Sie glaube an die Demokratie: "Jeder drückt sich nach seinem Herzen und seinen Überzeugungen aus. Und das muss man respektieren." Sie mache Musik und die kenne keine Grenzen, fügte sie hinzu.

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