"Longlegs": Worum geht's in dem Horrorfilm und wann ist Kinostart?
Kinostart von "Longlegs" in Österreich ist am 8. August. Wovon handelt der Horror-Thriller?
Die junge FBI-Agentin Lee Harker ("It Follows"-Star Monroe) ist Teil einer Ermittlergruppe, die eine seit Jahrzehnten andauernde Mordserie aufklären soll. Da sie dabei ein extremes Maß an Intuition an den Tag legt, holt sie ihr Vorgesetzter Carter (Blair Underwood) eines Tages in den engsten Kreis des Teams, um Longlegs das Handwerk zu legen. So nennt sich der Killer, der bis auf kryptische Briefe keine Spuren an den Tatorten hinterlässt. Mehr noch: Es hat den Anschein, als würde er seine Opfer dazu bringen, sich gegenseitig und letztlich selbst zu töten. Stets hat er es auf Familien abgesehen, in denen sich Töchter finden, die am 14. eines Monats Geburtstag haben.
Okkulte Elemente und religiöse Untertöne
Das klingt nicht nur mysteriös, sondern ist es auch: Bezieht sich Perkins zu Beginn ganz auf Thrillerklassiker wie "Das Schweigen der Lämmer", wenn sich die im Umgang mit anderen Personen distanziert bis unbeholfen agierende Harker mit der Gedankenwelt des Killers auseinandersetzt, so reichert der auch für das Drehbuch verantwortliche Filmemacher seine Geschichte zusehends mit okkulten Elementen und religiösen Untertönen an. Hier scheinen dunklere Mächte ihre Hände im Spiel zu haben, was für Harker letztlich auch eine Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit bedeutet.
In Zahlenspielen versteckte Botschaften, unheimliche Puppen mit Menschenhaar, bedrohliche Besuche in der Nacht: Es sind klassische Zutaten aus dem Thriller- und Horrorhandbuch, die Perkins verwendet. Allerdings versteht es der Sohn des legendären "Psycho"-Darstellers Anthony Perkins, diese zu einem wunderschönen Schauermärchen zusammenzusetzen. Wie schon bei seiner Gebrüder-Grimm-Bearbeitung "Gretel und Hänsel" (2020) überzeugt er besonders mit seiner visuellen Handschrift: Kameramann Andrés Arochi zeigt verlassen wirkende Häuser, düstere Hütten im Wald und die raue Schönheit des pazifischen Nordwestens in symmetrischen Tableaus, die wie dem Kopf Edward Hoppers entsprungen wirken. Nur dass sich hier neben der Einsamkeit der Menschheit als Motiv ein bitterböser Abgrund auftut.
Diesem begegnet Monroes Figur mit stoischer Miene: Ihrer Ermittlerin mag zwar das vermeintlich ungezwungene Gespräch mit einem achtjährigen Mädchen wie ein unbezwingbarer Gipfel erscheinen, gleichzeitig zögert sie aber keine Sekunde, um eine schemenhafte Erscheinung vor ihrem Zuhause zu verfolgen. Schritt für Schritt taucht sie auf diese Weise tiefer in den Kaninchenbau ein, an dessen Ende sich ein Nicolas Cage in Bestform befindet. Wobei Perkins den Schauspielstar mit Hang zum (diesmal sehr passenden) Overacting erst spät wirklich ins Bild rückt, sorgen anfangs doch nur seine Stimme und ein Teil des Gesichts für reichlich Grusel. Und selbst wenn er in voller Pracht die Leinwand füllt, muss man wohl zweimal hinschauen, um unter dem bleichen Antlitz das typische, schelmische Grinsen von Cage zu dechiffrieren.
Aber selbst er ist in "Longlegs" letztlich nur ein Puzzlestein unter vielen, die in ihrer Gesamtheit ein stimmiges Bild ergeben. Genauso wichtig wie der schrille Killer sind eben auch die zwischendurch eingestreuten Spitzen auf übliche Konventionen des Genres, wenn etwa die in Filmen porträtierte Polizeiarbeit durch den Kakao gezogen wird oder religiöse Motive über Gebühr auf ihr Schreckenspotenzial abgeklopft werden. All das funktioniert nur, weil Perkins als Autor wie Regisseur genügend Fingerspitzengefühl mitbringt, um seine Charaktere glaubhaft zu halten und der Erzählung den richtigen Drive mitzugeben. Dass er dabei zwischendurch etwas übers Ziel hinausschießt, sei ihm verziehen - dafür ist der Film einfach zu schön anzuschauen.
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