APA - Austria Presse Agentur

Metalband Cult of Luna schöpfte in Wien aus dem Vollen

Es war der erwartete Sturm, den das Dreigespann Cult of Luna, Russian Circles und Svalbard am Montagabend in der Wiener Arena entfacht hat. Allen voran die schwedischen Headliner, die aktuell mit ihrem im Vorjahr erschienenen Album "The Long Road North" unterwegs sind, setzten ganz auf durchschlagende Brutalität im Sound und eine intensive Setlist, die kaum Zeit zum Durchschnaufen ließ. Bei Johannes Persson und Co darf es eben immer ein bisschen mehr sein.

Das wurde gleich beim Opener "Cold Burn" deutlich, für den der muskelbepackte Sänger und Gitarrist mit seinen Kollegen gewissermaßen den eisigen Wind des kurzen Wintereinbruchs auf die Bühne holte: Ein an- und abschwellendes Dröhnen läutete diesen Track ein, der sich wie eine Dampfwalze entwickelte und unbarmherzig nach vorne drückte. So klar und kraftvoll der Sound war, so eindimensional waren Cult of Luna allerdings in puncto Dynamik. Entweder ganz oder gar nicht, kam einem als Motto in den Sinn, kurze, ruhigere Zwischenspiele musste man schon mit der Lupe suchen.

Was dem gelungenen Eindruck aber keinen Abbruch tat, egal ob bei "Nightwalkers" oder dem massiven "The Silent Man": Das Sextett, das über weite Strecken mit zwei Drummern und damit entsprechend massiv agierte, war bestens eingespielt, warf sich quasi blind die Bälle zu und türmte Riff über Riff, um der stoisch headbangenden Masse in der Arena ein kathartisches Erlebnis nach dem anderen zu verschaffen. Geübt sind sie ja, gibt es die Formation doch heuer seit 25 Jahren, wobei nur Persson und Percussionist/Gitarrist Magnus Líndberg als Gründungsmitglieder noch dabei sind.

"Wir versuchen dieselben Dinge auf unterschiedliche Weise zu machen", hatte Persson vor dem Gig im APA-Interview die Krux beschrieben, nach so langer Zeit noch relevant zu klingen. In den jüngeren Jahren gab es dabei geradezu eine "kreative Explosion", wie er es beschrieben hat, mit zwei überlangen Alben und einer EP. Und jetzt? "Hat die Maschine angehalten", schmunzelte der sympathische Musiker. "Aber das ist eigentlich eine gute Sache. Wir haben gerade erst darüber gesprochen, wie es weitergehen wird. Aktuell ist alles offen. Mal sehen, in welche Richtung es uns treibt." Warten also auf die Muse? Eher nicht bei Persson. "Manchmal muss man das forcieren. Du kannst nicht ewig auf einen Geistesblitz warten."

Nicht lange warten musste das Wiener Publikum auf Russian Circles: Das US-Trio war erst vergangenes Jahr zu Gast, hat in der Zwischenzeit mit "Gnosis" aber ein hervorragendes neues Album veröffentlicht, das nun gefeiert werden durfte. Der Kontrast zu den jeden kleinen Freiraum zukleisternden Cult of Luna konnte größer nicht sein, agierten Mike Sullivan, Dave Turncrantz und Brian Cook doch ungemein transparent, wenngleich nicht minder hart im Klang. Allen voran Drummer Turncratz stand bei diesem Set, das mit einer ziemlich ausgeklügelten Lichtshow zu begeistern wusste, im Fokus, jeden Song mit einer anderen Spielart veredelnd. Wie sehr er dabei den Nummern seinen Stempel aufdrückte, wurde nicht zuletzt bei "Quartered" deutlich.

Einiges erwarten darf man sich in Zukunft auch von Svalbard: Die britische Formation um Sängerin und Gitarristin Serena Cherry hat auf ihren bisherigen drei Alben Hardcore, Metal und Postrock zu einer ziemlich bekömmlichen Mischung zusammengeführt. Gewürzt wurde das auch mit einer Prise Sozialkritik, wie etwa das frenetisch gefeierte "Click Bait" in der Arena unter Beweis stellte. Im Vorjahr unterschrieb das Quartett einen Vertrag beim Szeneprimus Nuclear Blast Records, was wohl in naher Zukunft eine neue Veröffentlichung nach sich ziehen dürfte. Mit "Eternal Spirits" gab es bereits eine erste Kostprobe der neuen Richtung, mit der wohl stärker in die Extreme - laut wie melodisch - gegangen wird.

Apropos Extreme: Deutliche Worte fand Persson, der auf seinem Amp während der Show eine ukrainische Flagge hängen hatte, auch für den russischen Angriffskrieg. "Ich bin ja aufgewachsen in der Annahme, dass die Dinge immer besser werden. Erst später habe ich realisiert: Nein, so ein Naturgesetz gibt es nicht. Ein paar Leute haben die Macht, es für alle anderen zu versauen - das sieht man auch in der Ukraine. Und dabei müssen wir uns vor Augen führen, dass wir nur marginal betroffen sind. Gut, unser Essen wird vielleicht teurer. Aber die Menschen in der Ukraine kämpfen und sterben für ihr Land, sie verlieren einfach alles." Mit der Flagge wolle er ein Zeichen der Solidarität setzen. "Es ist wichtig, dass wir im Bewusstsein behalten, was dort passiert."