Michel Jean setzt mit "Qimmik" Reihe über Vertreibung fort

Autor befasst sich mit Schicksal seinesVolkes
Seit seinem 2021 auf Deutsch erschienenen Roman "Kukum" über seine Urgroßmutter Almanda Siméon, die 1875 im Alter von drei Jahren von Irland nach Québec kam und einen Innu (in Québec lebende Indianer, die zu den First Nations in Kanada zählen, Anm.) heiratete, ist Michel Jean auch hierzulande ein gefragter Autor. Nun veröffentlicht er mit "Qimmik" einen weiteren Band in seiner Reihe über die Vertreibungs- und Unterdrückungsgeschichte der kanadischen Ureinwohner.

Neben "Kukum" hat der 1960 geborene Journalist und Moderator mit seinen weiteren Büchern wie "Atuk" oder "Maikan" die bittere Vertreibungs-und Unterdrückungsgeschichte seines Volkes einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Mit "Qimmik" widmet sich der 64-Jährige nun einem weiteren dunklen Kapitel der Geschichte der Ureinwohner von Quebec: der massenweisen Erschießung der Schlittenhunde der Inuit (qimmiit) in den 1960er-Jahren durch Beamte der "Sécurité du Québec".

Anhand der Liebesgeschichte zwischen dem Jäger Ulaajuk und der jungen Inuk Saullu zeichnet er ein Bild vom damaligen Leben und Jagen in Nunavik, dem nördlichsten Teil der Labrador-Halbinsel. Gemeinsam mit zwei Gespannen von jeweils zehn Schlittenhunden leben die beiden mehrere Jahre in den Weiten des dünn besiedelten Areals, wo sie von der Jagd auf Robben, Belugas und Karibus leben.

Als sie in Saullus Heimatdorf Kuujjuarapik zurückkehren, müssen sie erfahren, dass inzwischen nicht nur neue Häuser gebaut und Straßen angelegt wurden, sondern auch die Hunde erschossen wurden, um das Volk daran zu hindern, weiterhin unkontrolliert in den Weiten von Nunavik zu jagen. Erneut verwebt Michel Jean beeindruckende Naturschilderungen mit kenntnisreichen Beschreibungen der Lebensweise der Innu und zeichnet ein Verbrechen nach, das gerade einmal so alt ist wie der Autor selbst.

(S E R V I C E - Michel Jean; "Qimmik", Wieser Verlag, 214 Seiten, 21 Euro, ISBN 978-3-99029-652-3)

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