Musiker Oskar Haag nutzt für Debüt das "richtige Tempo"
Begonnen hat alles im ersten Coronalockdown 2020: Damals begann Haag damit, seine ersten Songs zu schreiben. "Das war zunächst nur aus Langeweile", erklärte er im APA-Interview. "Irgendwann kam dann aber schon der Gedanke: Hey, es wäre cool, vor anderen Leuten zu spielen. Aber das war noch weit entfernt. Ich habe zunächst nichts Konkretes gedacht. Es ging einfach ums Musikmachen." Und das schien schnell auf ziemlich hohem Niveau zu funktionieren, wie die dreizehn Nummern nun verdeutlichen.
Wobei der kreative Ausdruck nicht von ungefähr kommt: Neben seinem Musikervater ist Oskar Haags Mutter als Kostüm- und Maskenbildnerin tätig, er selbst besuchte bis vor kurzem eine Schule mit künstlerischem Schwerpunkt, hat in seiner Jugend Tanzerfahrung gesammelt und stand schon mehrfach auf Theaterbühnen oder vor Filmkameras. War da der Karriereweg vorherbestimmt? "Ich hab' das einfach getan, weil es so viel Spaß gemacht hat", zuckte Haag mit den Schultern. "Natürlich habe ich von Zuhause vollste Unterstützung in dieser Hinsicht bekommen. Aber klar war nie irgendwas."
Wobei seine Eltern nicht überrascht gewesen seien, dass es ihn auf die Bühne gezogen hat. "Ich war ja schon immer kunstaffin." Nachsatz: "Es wäre aber auch nicht schlimm, wenn ich Tischler geworden wäre." Klingt nach viel Spielraum für einen Teenager, der auf Rebellion verzichten kann. "Ich brauche das tatsächlich nicht so wirklich. Es ist schwer, bei uns daheim zu rebellieren, weil meine Eltern ein bisschen zu cool sind für das", schmunzelte der Musiker. "Die einzige Rebellion, die ich jemals gestartet habe, war der Schulabbruch und dann nach Wien zu ziehen. Aber da haben sie mich letztlich auch unterstützt."
Nun gilt also der ganze Fokus der Musikerkarriere. Und an die geht Haag, es verwundert nicht, mit einer erfrischenden Unbekümmertheit heran. Druck habe er nach dem ersten Erfolg von "Stargazing" jedenfalls nicht verspürt. "Es interessieren sich jetzt scheinbar viele Menschen für meine Musik, was natürlich cool ist, aber mich null beeinflusst. Ich mache das nach wie vor für mich." Wobei nicht zuletzt das Feedback eines Livepublikums "einfach schön" sei. "Man nimmt schon die Energie auf. Wenn die Leute ganz ruhig und ganz bei mir sind, dann spiele ich meine besten Konzerte. Dann kann ich richtig in das reinfallen und mich im Konzert verlieren."
Was bei seinen Songs gut vorstellbar ist: Mal reduziert auf Gitarre und seine ausdrucksstarke Stimme, dann mit perkussiven Elementen angereichert und von elektronischen Sounds unterfüttert, bietet Haag angenehm zeitlosen Pop, der gleichermaßen anschmiegsam sein kann ("Lady Sun and Mr. Moon") wie traurig und entrückt ("Tired Eyes"). Umgesetzt hat er all das alleine. "Mir war wichtig, dass das erste Album nur ich bin", nickte Haag, um lachend zu ergänzen: "Natürlich kriege ich hin und wieder einen Tipp von meinem Vater, weil der sich ein bisschen auskennt mit Musik. Aber im Großen und Ganzen bin das alles ich."
Schuld am nunmehrigen Musikerdasein ist aber eigentlich nicht der Vater, sondern eine Poplegende: Die Beatles haben Oskar Haag den Kopf verdreht. "Das war wie ein Paukenschlag. Ich wollte ein Jahr lang nichts anderes hören, weil alles andere so mittelmäßig gewirkt hat. Durch die Beatles habe ich erst gemerkt, wie gut Musik sein kann." Auch habe er sich ab diesem Zeitpunkt erst überlegt, wie Songs überhaupt entstehen. "Das wollte ich dann auch probieren." Lange hat die Versuchsphase übrigens nicht angehalten, bis er mit seinen Liedern zufrieden war. "Das war beim dritten Song", grinste Haag.
Vor wenigen Tagen fand der Maturaball seiner alten Schule statt. Den Abgang bereue er aber nicht. "No regrets", unterstrich der Sänger. "Es ist viel besser so. Ich habe diese Chance, da möchte ich nicht in zehn Jahren denken: Hätte ich es doch einfach probiert. Ich mache es einfach. Und derzeit scheint es aufzugehen - auch wenn man nie weiß. Wenn ich in drei Jahren obdachlos bin, mache ich eben die Schule fertig." Zunächst aber ist die Bühne sein Zuhause, wenn er ab Freitag auf Tour geht. "Ich freue mich sehr darauf, auch wenn ich nicht weiß, wie die Verkaufszahlen sind. Aber das ist egal. Es bringt nichts, sich auf so etwas zu konzentrieren, es wird so oder so schön. Der Vorteil bei meiner Musik ist, dass es eigentlich keinen Unterschied macht, ob ich vor 200 oder zehn Leuten spiele. Ich lasse mich einfach überraschen."
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - Oskar Haag live: 3.3. Rabenhof Theater Wien, 4.3. Posthof Linz, 5.3. Kammerlichtspiele Klagenfurt, 8.3. ArgeKultur Salzburg, 9.3. Dom im Berg Graz, 10.3. Treibhaus Innsbruck, 13.4. Cinema Paradiso St. Pölten, 15.4. Spielboden Dornbirn, 20.4. Cinema Paradiso Baden; www.instagram.com/oskar.hg)
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