Nach Mega-Hit "Heat Waves": Glass Animals sind zurück
Glass Animals ist natürlich eine Band: Vier Mann an Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug. Genauer betrachtet aber ist die Formation aus der Universitätsstadt Oxford das Projekt des Songwriters und Sängers Dave Bayley. Ein introvertierter, so nachdenklicher wie fantasiebegabter Mann – und dazu bekennender Eigenbrötler.
Nach dem Erfolg des über zwölf Millionen Mal verkauften Albums "Dreamland" habe Bailey häufig Anrufe bekommen: "Viele prominente Leute meldeten sich bei mir. Sie wollten mit mir am neuen Glass-Animals-Album arbeiten", verriet der Frontman dem Musikmagazin "Rolling Stone".
Eine Weile habe er sich darauf eingelassen und sei aufgeschlossen in die Songwritingsessions gegangen. Aber: "Ich habe dabei viel gelernt und ich war mir nicht sicher, ob das wirklich 'ich' war." Außerdem habe es sich für den Mastermind nicht nach einem echten Glass-Animals-Projekt angefühlt.
Als er nach diversen musikalischen Experimenten in Los Angeles alleine in einem Haus war, noch dazu mit Corona erkrankt, habe es ihm gedämmert: "Du musst nicht all' die Dinge tun, die dir andere empfehlen." Er habe erkannt, dass er ein ziemlich introvertierter Mensch sei und dass es – geht es um das Schreiben von neuen Glass-Animals-Songs – nur eine Option gebe: "Das muss ich alleine tun."
Die anderen Bandmitglieder Drew MacFarlane (Gitarre, Keyboards), Edmund Irwin-Singer (Bass, Keyboards) und Joe Seaward (Schlagzeug) dürften gegen den Egotrip ihres Sängers kaum Einwände haben. Immerhin hat Bayley bewiesen, dass er ein glückliches Händchen für das Schreiben von Hits hat.
Mit den zehn Tracks von "I Love You So F***ing Much" möchten Bailey und seine Bandmitstreiter daran anknüpfen. Wie schon auf dem Vorgängeralbum finden auch diesmal Elemente aus Indie-Rock, Trip-Hop, Pop, Psychedelic-Rock und Electro einen gemeinsamen Nenner.
Ein musikalischer Mix, der – nicht nur im Opener "Show Pony" – einen Schwerpunkt auf den Synthie-Pop der 1980er-Jahre setzt, sich aber gegen eine klare stilistische Zuordnung verwehrt. Auch wenn es sich im weitesten Sinne um Lovesongs handelt, spannt der kreative Überflieger einen weiten thematischen Bogen: "Es geht um den Weltraum, um existenzielle Krisen und um intime Liebesgeschichten", sagt er.
Diese inhaltlichen Kontraste hätten dazu geführt, dass, wie bei "Creatures In Heaven", spacige Weltraumklänge auf verzerrte Retro-Gitarren-Sounds treffen. Für weitere Highlights des Albums sorgen die langsame Nihilismus-Ode "Wonderful Nothing", das gefühlvolle, auf den Wurzeln des R&B basierende "Never Enough" und der schlichtweg perfekte Pop von "On The Run". Ein Nachfolger von "Heat Waves" drängt sich auf Anhieb aber nicht auf.
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