Pearl Jam ziehen auf neuem Album alle Register

Pearl Jam bleiben mit zwölftem Album relevant
Auch wenn Pearl Jam mit Nirvana zu den prominentesten Vertretern des Grunge gehör(t)en, sind sie längst ihr eigenes Genre. Auf dem neuen, am Freitag erscheinenden Album "Dark Matters" zieht die Gruppe aus Seattle so gut wie alle Register, die diese Band ausmachen: Es wird ordentlich gerockt, mal im Midtempo, dann flott und hart, zwischendurch radiotauglich. Epische Tracks, perfekte Soundteppiche für Eddie Vedders Stimme, sind ebenso enthalten wie stilvolle Balladen - und Pop.

Zwischen dem bisher letzten Studiowerk von Pearl Jam, "Gigaton" (2020), und dem Vorgänger "Lightning Bolt" waren sieben Jahre verstrichen. Diesmal mussten Fans nicht so lange warten. Aufgenommen wurde in den Shangri-La Studios in Malibu mit dem derzeit sehr gefragten Produzenten Andrew Watts, der u.a. auch das gefeierte "Hackney Diamonds"-Album der Rolling Stones inszenierte. Er habe bei der Arbeit an "Dark Matters" an die Wünsche der Fans gedacht, sagte Watts dem britischen Magazin "Mojo".

Wer bei Pearl Jam elektrisierende Gitarrenparts von Stone Gossard und Mike McCready, pumpende Bässe von Jeff Ament, treibende Rhythmen von Drummer Matt Cameron und kräftige Vocals von Vedder erwartet, liegt beim "Dark Matter" tatsächlich richtig. Mit dem Ohrwurmopener "Scared Of Fear" geht es schon ordentlich zur Sache, das folgende "React - Respond" legt in Sachen Tempo noch einen Zahn zu. Später findet man mit "Running" (als zweite Single im Voraus veröffentlicht) den härtesten Track des Albums (mit Post-Punk-Attitüde). Und dann wäre noch der düstere, als erste Single ins Rennen geschickte Titelsong.

Aber "Dark Matters" ist im Gesamteindruck keineswegs so heavy, wie diese Lieder vermitteln. Es ist auch die andere Seite von Pearl Jam repräsentiert. Das euphorische, hymnische "Wreckage" etwa scheint für das Radio komponiert (wenn man im Radio noch intelligente, melodische Rockmusik bringt), man findet Parallelen zu Tom Petty (etwa in "Won't Tell") und zum Pop der 60er-Jahre ("Something Special"). Am Ende durchtränkt Country-Flair das wunderschöne "Setting Sun". Bei aller guter Handarbeit und Vedders emotionaler Stimme, an der die Jahre spurlos vorübergegangen sind, zeugen auch die Kompositionen von Qualität.

Man sei an einem Punkt angelangt, wo man sich auch zurücklehnen könnte, sagte Vedder unlängst. "Aber es ist uns immer noch wichtig, etwas zu veröffentlichen, das Sinn macht und von dem wir hoffen, dass es unsere beste Arbeit ist", wird er in einem Pressetext zu "Dark Matter" zitiert. Nachsatz: "Keine Übertreibung, ich denke, das ist unsere beste Arbeit." Darüber lässt sich natürlich diskutieren, aber für eine Band, die mehr als drei Dekaden im Geschäft ist, hat man sich mir dem zwölften Album als immer noch relevant erwiesen.

Am Donnerstag findet im Wiener Badeschiff ab 20 Uhr eine Release-Party statt. Dort feiert "Dark Matter" bei Clublautstärke seine Österreichpremiere. Ab Mitternacht können Fans an Ort und Stelle das Album erwerben, der Eintritt ist frei.

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