Proteste in Neapel gegen Dreharbeiten der Serie "Gomorrha"

Roberto Saviano nicht gern gesehen in Neapel
In Neapel ist es dieser Tage zu Protesten gegen Dreharbeiten für die populäre TV-Serie "Gomorrha" gekommen. Eine Crew, die in der Altstadt einige Szenen drehen wollte, wurde von Demonstranten vertrieben. Die Produktion wird kritisiert, ein negatives Bild der Stadt Neapel zu vermitteln. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Bestseller des Autors Roberto Saviano und kreist um die Camorra-Familie Savastano, die die illegalen Geschäfte in Neapel kontrolliert.

"Verdient euch das Geld woanders", lautete einer der Parolen, die während des Protests an Saviano und die Produzenten der Serie gerichtet wurden. Die Anrainer der berüchtigten Quartieri Spagnoli behaupten, dass die Serie und Savianos Bücher dazu beigetragen hätten, ein negatives Bild des Viertels zu verbreiten. Dieses würde nicht die Realität widerspiegeln. Die neue Serie gilt als Prequel von "Gomorrha" und erzählt den Aufstieg des Kriminellen Pietro Savastano. Regisseur ist der Neapolitaner Marco D'Amore.

Demonstranten kritisierten scharf die Darstellung der Altstadt

Die Demonstranten kritisierten scharf die Darstellung der Quartieri Spagnoli, dem ältesten Viertel Neapels mit seinen typischen engen Gassen, als einen von Kriminalität und Gewalt geprägten Ort. Nach Ansicht der Anrainer hat sich dieses verzerrte Bild negativ auf die öffentliche Wahrnehmung ausgewirkt und dem Ruf Neapels geschadet. "Wir sind nicht nur Camorra und Gewalt", erklärten einige Teilnehmer des Protests und betonten, dass es in den Quartieri Spagnoli auch Geschichten der Solidarität und des sozialen Zusammenhalts gebe, die es verdienen würden, erzählt zu werden.

Roberto Saviano, Autor des Buches "Gomorra", auf dem die Serie basiert, hat sich nicht offiziell zu den Protesten geäußert. Allerdings hatte er sein Werk in der Vergangenheit oft verteidigt und erklärt, dass es sein Ziel sei, die Ungerechtigkeiten und kriminellen Dynamiken aufzudecken, die Neapel und andere italienische Städte plagen. Saviano hatte wiederholt betont, dass seine Erzählungen auf realen Fakten beruhen und dass er die Öffentlichkeit für die Probleme im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen sensibilisieren wolle.

"Wir erklären nicht Neapel der Welt, wir erklären die Welt am Beispiel Neapels", sagte der Autor und Journalist. Saviano tritt seit Jahren als Gegner der Mafia auf und musste dafür schon mehrfach Morddrohungen hinnehmen.

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