Romy-Verleihung mit Ostfriesenwitz und Hollywoodglanz

US-Schauspielstar Fraser hatte auch in Wien Grund zum Jubeln
Ostfriesenwitze, die seit Jahrzehnten funktionieren, gab es Samstagabend in der Wiener Hofburg. Zumindest im übertragenen Sinn. Denn ihr Urheber, der deutsche Kultkomiker Otto Waalkes, wurde bei der 34. Romy-Gala mit dem Preis für sein Lebenswerk geehrt. Die vom "Kurier" in Kooperation mit dem ORF vergebenen Film- und Fernsehpreise hatten auch Hollywoodglanz zu bieten, gab sich doch Oscar-Preisträger Brendan Fraser die Ehre. Genauso wie zahlreiche hiesige Publikumslieblinge.

"An einen Mann, der die Comedy revolutioniert hat", wie es die nach einem Skiunfall mit Krücken ausgestattete Moderatorin Arabella Kiesbauer beschrieb, ging die Platin-Romy: Otto Waalkes, der im Sommer seinen 75. Geburtstag feiern wird. Die Laudatio hielt ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher, der Otto 1997 ein legendäres "ZiB2"-Interview gegeben hat. "Diese Urgewalt an Unterhaltung hat mich sichtbar überrascht", erinnerte sie sich. "So nicht zu antworten, das war noch das eine oder andere Level drüber. Aber wir hätten erwarten müssen, dass es so kommt." Eine Aufzählung seiner vielen Auszeichnungen beschloss sie mit: "Wir brauchen unseren Otto, so wahr ich Ingrid Turnschuh heiße."

"Ich dachte, diese Romy bekomme ich als beliebtester Piefke Österreichs", begann Otto wiederum seine Dankesrede. "Aber es ist doch ein Lebenswerk geworden. Jetzt kommt nichts mehr, es ist vorbei." Immerhin habe er noch alle seine Haare, woraufhin er seine mittlerweile obligatorische Kappe mit Haarverlängerung lüftete. "Als ich damals unter den Moderatorentisch gerauscht bin, das war keine Anarchie, sondern reine Verzweiflung. Sie verzweifelte an meinen unseriösen Antworten, ich verzweifelte an ihren seriösen Fragen." Im Saal sorgte er jedenfalls für eine ausgelassene Atmosphäre und stimmte gleich "Wir haben Grund zum Feiern" an. Für die Preisträger stimmte das in jedem Fall.

Zu ihnen gehörte eben auch Brendan Fraser, der Ende der 1990er mit Filmen wie "Die Mumie" zur Hollywoodelite aufgestiegen ist. Nach Jahren, in denen es ruhiger um ihn geworden war, überzeugte er als adipöser Sterbender in Darren Aronofskys "The Whale" und erhielt dafür heuer den Oscar als bester Hauptdarsteller. In Wien gab es obendrauf die Romy International, für die er sich mit einem kleinen Geheimnis bedankte: "Ich habe kürzlich herausgefunden, dass ich österreichische Vorfahren habe", meinte Fraser. Diese ließen sich bis auf die Zeit der Errichtung der Hofburg zurückverfolgen. "Und sie haben Wein angebaut, Welschriesling." Also doch irgendwie eine Auszeichnung in rot-weiß-rot.

Einen Jury-Sonderpreis gab es für "She Said", respektive die Macherinnen hinter dem Kinofilm. Die US-Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey brachten 2017 mit einem Enthüllungsartikel die MeToo-Bewegung ins Rollen und letztlich Starproduzent Harvey Weinstein zu Fall. Sie wurden gemeinsam mit Regisseurin Maria Schrader, die ihre Geschichte mit Carey Mulligan und Zoe Kazan in den Hauptrollen verfilmt hat, ausgezeichnet. "Für mich sind die beiden moderne Heldinnen", dankte Schrader den Journalistinnen. "Ich habe gelernt, dass jede Art von Gerücht nichts zählt, solange sie nicht den weiten Weg gegangen sind, um belegbare Fakten auf den Tisch zu legen. Ihre Arbeit an dem Buch 'She Said' ist ein beeindruckendes Zeichen dafür, dass Journalismus tatsächlich die Welt verändern kann."

Ganz dem Publikum überlassen blieben die neun weiteren Kategorien: Eine Romy als beliebteste Filmschauspielerin ging an Anke Engelke ("Der Onkel/The Hawk"), die allerdings nicht persönlich anwesend war. Stattdessen nahm ihr Filmpartner Michael Ostrowski den Preis in seiner unnachahmlich amüsanten Art entgegen. Engelkes männliches Pendant war Thomas Stipsits, der aktuell mit der Komödie "Griechenland" im Kino abräumt. "Sicherlich hatte meine Oma einen großen Anteil an meinen Stimmen", schmunzelte er und lud Fraser auf einen "wirklich guten Wein", einen Uhudler ein. In der Kategorie Serie/Reihe gab es Trophäen für Jella Haase ("Kleo") und Michael Steinocher ("Landkrimi: Schutzengel"), der 16 Jahre nach seiner ersten Romy erneut prämiert wurde.

Ein Duo war in der Sparte "Show und Unterhaltung" erfolgreich: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die mit ihren diversen Formaten auf dem deutschen Privatsender ProSieben für kurzweilige Momente sorgen. Höchstnoten für einen perfekten Telemark gab es für das Gespann Andi Goldberger und Michael Roscher, deren Skisprung-Kommentaren im ORF in der Kategorie "Sport" gewürdigt wurden. "Dass wir zwei kriegen, damit hätten wir nicht gerechnet", schmunzelte Roscher über die Trophäen. "Dieser Preis ist unheimlich wertvoll, weil er von den Menschen kommt, für die wir das tun: das Fernsehpublikum."

Und auch der Preis für den besten TV-Journalismus hatte zwei Empfänger, dieser ging an Lisa Gadenstätter und Hanno Settele, die Woche für Woche in der ORF-Reihe "Dok 1" brennenden Fragen der Gesellschaft nachspüren. "Wir sind ein bisschen sehr überrascht", freute sich Gadenstätter, die an ihr gesamtes Team gerichtet meinte: "Es gibt ganz viele Menschen, die uns tagtäglich unterstützen bei dieser Arbeit - das gehört euch allen!" Als beste Nachwuchsschauspieler wurden wiederum die deutsche Influencerin Julia Beautx ("Gestern waren wir noch Kinder") und der Schweizer Max Hubacher ("Sachertorte") prämiert.

(S E R V I C E - https://kurier.at/romy)

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