APA - Austria Presse Agentur

Schauspielerin und Aktivistin Mercedes Echerer wird 60

Schauspielerin, Moderatorin, Herausgeberin, Musical-Darstellerin, Politikerin und Kulturaktivistin: Die vielseitig begabte Linzerin Mercedes Echerer wird am Dienstag 60 Jahre alt. Ihren ersten Bühnenauftritt feierte sie als "Ballettratte" am Landestheater ihrer Geburtsstadt, wie es auf der Internetseite Echerers heißt. Es folgte eine Karriere, die sie abseits der Bühnen auch in die Politik - konkret ins Europäische Parlament - führte.

Der Vater Kärntner, die Mutter Ungarin aus Siebenbürgen, ist Mercedes Echerer zweisprachig aufgewachsen. Nach der Matura absolvierte sie eine Ausbildung in Schauspiel, Tanz und Gesang am Linzer Landestheater. Ihre Großmutter hatte eine Schneiderei, als Kind spielte Echerer dort oft zwischen Schmuck, Federn und Kostümen, erzählte sie in einem Interview mit dem Online-Portal diestadtspionin.at. "Da habe ich vor dem Spiegel alle möglichen Theaterstücke aufgeführt. Von mir, mit mir, für mich. Irgendwann war klar, das wird mein Leben."

Nach der Schule wurde Echerer ans Landestheater Salzburg engagiert, tingelte durch die "Provinz" und war eine der jüngsten Darstellerinnen in der deutschsprachigen Erstaufführung von "Cats" am Theater an der Wien. Von 1985 bis 1989 war sie am Wiener Volkstheater und von 1990 bis 1998 am Theater in der Josefstadt tätig. "Mercedes Echerer spielte Haupt- und Titelrollen, von der Klassik bis zu Uraufführungen, gastierte im In- und Ausland unter der Regie von Frank Arnold, Angelika Domröse, Rosemarie Fendel, Florentin Groll, Maria Happel, Rupert Henning, Otto Schenk, Kurt Palm, Helmut Lohner, Joshua Sobol u.a.", heißt es in ihrem offiziellen Lebenslauf.

Mercedes Echerer moderierte die ORF-Kultursendung "kunst-stücke" und die Gala des Prix Ars Electronica, außerdem war sie Gastgeberin der Radiosendung "Café Sonntag" auf Ö1. Außerdem spielte sie in zahlreichen Filmen mit, etwa in "Schmutz" (1985) unter der Regie von Paulus Manker oder "Der See" (1996) unter der Regie von Thomas Roth. Ebenso sah man Echerer in TV-Rollen für Sendungen wie "Mein Opa ist der Beste", "Der Winzerkönig", "Die Rosenheim-Cops" und zuletzt 2022 "SOKO Kitzbühel".

Nachdem Echerer bereits in mehreren Bürgerbewegungen aktiv war - so unterstützte sie "Mütter gegen Atom", zahlreiche kulturpolitische Initiativen sowie die Initiative für die Anerkennung der Gebärdensprache -, zog die Befürworterin der EU-Osterweiterung als Grüne Abgeordnete (aber parteiunabhängig) ins Europaparlament ein. "Der Mut der Unwissenden hat mir gestattet, gewisse 'Frechheiten' zu begehen", sagte sie über ihre dortiges Engagement dem jüdischen Stadtmagazin "Wina". Seit ihrer Rückkehr aus der Politik "sind die Theaterbretter wieder ihre Heimat", heißt es auf ihrer Internetseite.

2004 hatte Echerer das "EU XXL film, forum and festival of european film" gegründet, 2010 den Kulturverein "Die2", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Vielfalt von Europas Kulturen dem Publikum aufzufächern. Seit 2019 fungiert sie als Obfrau der Akademie des Österreichischen Films. Diese beendete heuer wegen der Koalition der ÖVP mit der FPÖ in Niederösterreich die Kooperation mit dem Land - "als Zeichen der Zivilcourage", sagte Echerer dem "Kurier".

Die zweifache Mutter, verheiratet mit dem Filmemacher und Regisseur Rupert Henning, ist auch Herausgeberin vornehmlich (ost-)europäischer Literatur. 2015 erhielt sie den Berufstitel Professorin.