APA - Austria Presse Agentur

"Scream 6": Popcornkino mit Gruselfaktor

Mehr als ein Vierteljahrhundert hat Teil 1 der kultigen "Scream"-Horrorfilmreihe auf dem Buckel. Bald acht Jahre ist Wes Craven tot, als Regisseur verantwortlich für die "Scream"-Teile 1 bis 4. Beliebt ist die Reihe bis heute, der 5. "Scream" bekam 2022 gute Kritiken. Am 9. März kommt mit Teil 6 die nächste selbstreferenzielle Genreparodie in die Kinos. "Scream 6" wartet neben Courteney Cox auch mit Jenna Ortega aus der "Netflix"-Serie "Wednesday" auf.

Traurig stimmen könnte manch Fan aber, dass Hauptdarstellerin Neve Campbell diesmal nicht mit von der blutigen Messerpartie ist. Im ersten "Scream" von 1996 musste Drew Barrymores Figur ein selbstreferenzielles Frage-und-Antwort-Spiel zum Thema Horrorfilme über sich ergehen lassen. Ein unbekannter Anrufer droht damit, ihren auf der Terrasse gefesselten Freund zu erledigen, sollte sie das hintersinnige Spiel verlieren. Nach dem Tod eben dieses Freundes macht der mit einer weißen Maske getarnte Killer dann auch Jagd auf sie: Und ihre Eltern, die finden nur noch ihre Leiche.

Der erste "Scream" war eine kuriose und faszinierende Mischung aus Gruselfilm, Kriminalstück und Komödie, ein schlaues Spiel mit all jenen Versatzstücken, die den US-Horrorstreifen so genial wie gleichzeitig vorhersehbar machen. Aber, und das gilt auch für die nun lancierte Fortsetzung: Genießen kann man "Scream" auch, wenn man weder Hitchcocks "Psycho" noch Wes Cravens "A Nightmare on Elm Street" gesehen hat, wenn einem John Carpenters "Halloween" ebenso wenig sagt wie Brian De Palmas "Carrie". "Scream 6" führt das selbstreferenzielle Spiel freudig fort – gleich zu Beginn muss eine Film-Professorin in einer famos inszenierten Sequenz ihr Leben lassen, nachdem ihr zuvor am Telefon (man kennt das!) unter anderem die Frage gestellt wurde, was denn ihr Lieblings-Grusel-Streifen sei.

Hier zeigen die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett (die auch für den Vorgänger von 2022 verantwortlich sind) mit ganz einfachen und doch höchst wirkungsvollen Mitteln (Klassiker: die dunkle Gasse), was sie können. Das ist unheimlich und macht doch Spaß; bestes amerikanisches Popcornschauerkino.

Zuweilen jedoch übertreibt es der neue "Scream" mit all seinen Bezügen und Verweisen. Zwar gehört das gekonnte Spiel mit, das Thematisieren von Genrekonventionen unbedingt zu den Alleinstellungsmerkmalen dieser Horrorserie – zuweilen aber droht sich der neue "Scream" in seiner Selbstreferenzialität zu verheddern. Schließlich muss wohl selbst die Zahl 96, die hier an einer New Yorker U-Bahn-Wand prangt, als Verbeugung vor dem im Jahr 1996 lancierten legendären Erstling verstanden werden.

Im sechsten Teil des Horror-Franchise jedenfalls lassen die vier Überlebenden der jüngsten Mordserie des berüchtigten Ghostfacekillers ihre Heimatstadt Woodsboro hinter sich, um in New York ein neues Kapitel einzuläuten. Sie teilen sich eine WG mit noch weiteren Mitbewohnern – lange freilich währt es nicht, das studentische Hochgefühl (inklusive exzessiver Partys). Der Ghostface-Mörder (oder sind es mehrere?) treibt auch im Big Apple sein lustvolles Angstspiel. Und das in einer Stadt, in der sowieso gerade alle mit Horrormasken unterwegs sind, ob auf der Straße oder in der Metro: New York feiert Halloween; in der berühmtesten Großstadt der Welt tummeln sich lauter vermeintliche Killer... Bei allen Schwächen zeigt auch diese Fortsetzung, warum es sich beim Horrorfilm um ein faszinierendes und, bei allen Klischees (auch hier läuft schließlich alles auf einen eher müde stimmenden Endkampf hinaus), schlichtweg nicht tot zu kriegendes Genre handelt.