APA - Austria Presse Agentur

Sozialdrama "O Corno" gewann "Goldene Muschel"

Das spanische Sozialdrama "O Corno" ist am Samstagabend beim 71. Internationalen Filmfestival von San Sebastian mit der "Goldenen Muschel" als bester Festivalbeitrag ausgezeichnet worden. Mutterschaft, das Recht auf den eigenen Körper, Abtreibung und Solidarität unter Frauen stehen im Mittelpunkt des Films der spanischen Regisseurin Jaione Camborda, welche mit der beeindruckend gefilmten Geschichte virtuos eine sehr aktuelle Gesellschaftsdebatte in Spanien beleuchtet.

Der Argentinier Marcelo Subiotto aus dem argentinischen Festivalbeitrag "Púan" und der Japaner Yutaka Fuji aus dem Demenz-Drama "Great Absence" wurden ex aequo mit der "Silbernen Muschel" für "beste schauspielerische Leistung" gewürdigt.

Die "Silberne Muschel" für den besten Nebendarsteller ging an den spanischen Schauspieler Hovik Keuchkerian für seine großartige Darstellung in Isabel Coixet' überwältigender Literaturverfilmung "Un Amor" ("Eine Liebe") des gleichnamigen Bestsellers der spanischen Schriftstellerin Sara Mesa.

Die taiwanesischen Filmemacherinnen Tzu-Hui Peng und Ping-Wen Wang erhielten für ihr Erstlingswerk "A Journey in Spring" den Preis für die "beste Regie". Es handelt sich um ein bewegendes Drama um Verlassenwerden, emotionale Bindungen, Trauer, Partnerschaft und Einsamkeit.

Der Preis für das "beste Drehbuch" ging an die argentinische Sozialkomödie "Púan" von María Alché und Benjamín Naishtat, die bei den kommenden spanischen Goya-Filmpreisen als Favorit für den "besten iberoamerikanischen Film" gehandelt wird. Das dänische Selbstfindungsdrama "Kalak" erhielt den begehrten Jury-Sonderpreis sowie die Auszeichnung für die "beste Fotografie".

Im mit 20.000 Euro dotierten "New Directors"-Wettbewerb konnte sich die indische Filmemacherin Diwa Shah mit ihrem Debütfilm "Bahadur the Brave", einer eindrücklichen, leicht verrückten Sozialstudie über die Corona-Pandemiezeiten, durchsetzen.

Der Preis in der Sparte "Horizontes Latinos" ging an das bewegende Mutter-Tochter-Porträt über emotionale Bindungen "El Castillo" des Argentiniers Martin Benchimol.

Der griechische Regisseur Christos Nikou erhielt für seinen beeindruckenden Streifen "Fingernails" den angesehenen internationale Fipresci-Filmkritikerpreis. Der Film erzählt von einer unheimlichen Zukunft, in welcher Paare mit Technologien ihr Niveau an Liebe messen lassen und eine Partnerwahl treffen, anstatt auf ihre Gefühle zu hören.

Unterdessen wurden Oscar-Preisträger Javier Bardem, der japanische Animationsmeister Hayao Miyazaki und der spanische Regisseur Victor Erice mit den Festival-Ehrenpreisen für ihre Filmkarriere geehrt.

Der mit 50.000 Euro dotierte Publikumspreis ging wie erwartet an den dramatischen, hochemotionalen Survival-Thriller "Die Schneegesellschaft" des spanischen Hollywoodregisseur Juan Antonio Bayona ("The Impossible", "Jurassic World"). Der bereits Anfang September auf dem Filmfestival von Venedig gefeierte Film, der die wahre Geschichte eines Flugzeugabsturzes in den chilenischen Anden 1972 nacherzählt, wird auch von Spanien ins Rennen um den Auslands-Oscar geschickt.

Während bei der nächsten Oscar-Vergabe Anfang kommenden Jahres wohl der Streik der US-Schauspieler beendet sein dürfte, litten heuer die europäischen Filmfestivals unter vielen Absagen großer Stars. Auch in San Sebastian waren in diesem Jahr weniger Hollywoodstars als gewöhnlich. Dennoch füllte sich der Rote Teppich in der nordspanischen Küstenstadt mit Prominenten wie Oscarpreisträgerin Jessica Chastain, Mads Mikkelsen, Gabriel Byrne, Dominic West oder Juliette Binoche. San Sebastian gehört neben Cannes, Venedig und Berlin zu den weltweit wichtigsten Filmfestivals.