"Stams": Wintersport zwischen Erfolg und Leidensdruck

"Stams"-Regisseur Bernhard Braunstein
An ihnen soll es liegen, künftig für Weltcupsiege, Goldmedaillen und weitere große Triumphe zu sorgen: Auf den Nachwuchstalenten der Wintersportschmiede Stams lastet einiger Druck. Der Salzburger Regisseur Bernhard Braunstein hat die Jugendlichen für seinen Dokumentarfilm "Stams" knapp zwei Jahre lang dabei begleitet, wie sie Schulalltag, Training und Wettkampf meistern. Heute, Sonntag, feierte der durchaus intime Blick hinter die Kulissen bei der Berlinale Weltpremiere.

Toni Innauer, Marlies Schild, Stephan Eberharter, Katharina Liensberger: Ihnen allen sind nicht nur große Erfolge in ihren jeweiligen Sportarten gemein, sind stehen auch samt und sonders auf der Absolventenliste des renommierten Skigymnasiums im Tiroler Oberland. Stams gilt nicht umsonst als "Österreichs Kaderschmiede", wie Braunstein seinen Film auch untertitelt hat. Egal, ob es um alpine Disziplinen, Skisprung oder Langlauf geht, in Stams werden die technischen Kenntnisse vermittelt und Körper gestählt. Dass die beinharte Vorbereitung auf die große Bühne des Wintersports auch mit dem Verschieben von Grenzen verbunden ist, wird in diesen knapp einhalb Stunden schnell deutlich.

Wobei Braunstein nur wenig Kontextualisierung anbietet und sich völlig auf die Athletinnen und Athleten fokussiert. Über weite Strecken sind sie in Großaufnahme zu sehen, während etwa Lehrende und Trainer vielfach nur aus dem Off zu hören sind. Stattdessen rücken also die Regungen der jungen Menschen in den Mittelpunkt, wenn sie einen Motivationsfilm von US-Superstar Mikaela Shiffrin betrachten oder über die Gefahren des Dopings aufgeklärt werden. Auch das intensive Videostudium darf natürlich nicht fehlen, inklusive durchaus harter Kritik an Fehlern und Mängeln, was zu so manchen frustrierten Gesichtern führt.

Verständlich, denn an Biss mangelt es den Nachwuchssportlern nicht. Eine Läuferin hält da etwa trotz einiger Rückschläge fest, dass sie ohne den Sport wohl nicht sie selbst sei. Der Preis, der für diesen Ehrgeiz zu zahlen ist, kann durchaus hoch sein. Nicht wenige der durchs Bild laufenden Schülerinnen und Schüler sind nach Verletzungen mit Krücken unterwegs oder haben Schienen an den Beinen. Auch die Physiotherapie ist steter Begleiter. Andererseits reicht ein Blick in die Sportnachrichten, um zu sehen, wohin der Weg auch führen kann. Der aktuelle rot-weiß-rote Star der Nordischen Kombination, Johannes Lamparter, ist in Braunsteins Film ebenfalls kurz zu sehen.

Der Filmemacher selbst und damit sein Publikum bleibt ganz in einer beobachtenden Rolle. Wenn hier in Gesprächen über Verletzungen, Motivationsprobleme oder Druck gesprochen wird, dann kommt es von den Jugendlichen selbst. Ihnen wollte er "eine Stimme geben", erzählte Braunstein im APA-Interview über seinen Ansatz. Das ist durchaus geglückt, wenngleich man den optisch oft sehr eindrucksvollen Bildern teils eine Spur mehr Kontextualisierung gewünscht hätte. So bleibt es bei einem tagebuchartigen Blick auf den Schulalltag einer der in diesem Bereich wohl immer noch wichtigsten Anlaufstellen, wenn es um künftige Träger von Gold, Silber und Bronze geht.

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