"Tiergarten": Der Zoo Schönbrunn als Ort der Vielfalt
Den Einstieg legt Guttner, der sich 2019 in "Die Burg" dem Burgtheater genähert hat, sehr pathetisch an: Farbstarke Bilder des Universums leiten den Weg zur Erde, bis zuletzt klassische Gemälde von biblischen Zitaten überlagert werden. Schließlich hat sich der Mensch Fauna und Flora zu Untertan gemacht, wie Klimaerwärmung und Raubbau quer über den Globus schmerzlich deutlich machen. Wie aber passt hier der Tiergarten Schönbrunn, seines Zeichens ältester noch bestehender Zoo der Welt, hinein?
Ganz einfach als ein Ort, an dem Artenschutz und Biodiversität großgeschrieben werden. Von Direktorin Dagmar Schratter, die den Zoo zwischen 2007 und 2019 leitete, abwärts kommen etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Wort, die nicht nur ihre tägliche Arbeit in den Fokus rücken. So werden Pandas gefüttert, Mehlwürmer gesichtet und Elefantenbabys nass gespritzt. Es geht Guttner aber weniger um jene Welt, die sich Besuchern erschließt, als vielmehr das Bemühen der Verantwortlichen, ihren Beitrag zum Erhalt gefährdeter Arten beizutragen.
Folglich begleitet man einen Schwarm Waldrappe, wie sie den so dringend notwendigen Flug Richtung Süden an der Seite ihrer Betreuerinnen in Ultraleichtflugzeugen absolvieren. Eine andere Projektbeteiligung betrifft wiederum Sumpfschildkröten in den Donauauen, die vor Fressfeinden wie dem Fuchs geschützt werden, um die Population wieder zu steigern. Stets ist dabei die Reflexion der Beteiligten spürbar, wie stark ihre Eingriffe sich möglicherweise auf das Verhalten der Tiere auswirken. Gleichzeitig ist das Wissen um die Nachzucht diverser Tierarten unumgänglich, um diese auch adäquat schützen zu können. Der Zoo stellt sich hier als riesiges Forschungslabor dar.
Und trotzdem dürfe der Vergnügungsaspekt nicht vernachlässigt werden. Einerseits würden beim Betrachten der Tiere Glückshormone ausgeschüttet, andererseits sei es ein feines Ausbalancieren, wenn es um die Auswahl der gehaltenen Arten gehe. Auf Löwen könne man schließlich nur schwer verzichten als besucherstarker Zoo, selbst wenn diese unter Erhaltungsaspekten für den Tiergarten eher nachrangig sind. Aber nicht nur der Tierschutz und die Sicherung des Genpools seien notwendig. Auch um die Vielfalt an Lebensräumen komme man nicht herum. Nur so könne sich ein gesundes Ökosystem entwickeln.
Die Kamera ist dabei stets nah an den Protagonisten dran - menschlichen wie tierischen. Auf einordnende Kommentare verzichtet Guttner und lässt das Gesagte stattdessen durch Expertenzitate aus dem Off kontextualisieren. Teils fehlt etwas die Stoßrichtung, wenn man zwischen Tierarten und Schutzprojekten hin und her springt. Als kurzweiliger Einblick in eine Sache, für die es sich zu kämpfen lohnt, ist "Tiergarten" aber allemal gelungen.
(Von Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - www.film-tiergarten.com)
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