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Tinder-Schwindler-Ex packt aus: "Er war von mir besessen"

Kate Konlin war mit dem Schwindler Simon Leviev zusammen – auch als seine Betrügereien aufflogen. Nun sprach sie über ihre Erfahrung.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

TRIGGERWARNUNG: In diesem Beitrag werden Themen wie häusliche Gewalt und Cyber Mobbing angesprochen. 

Die Netflix-Doku "Der Tinder-Schwindler" war 2022 ein Riesenerfolg. Die Story handelt von Simon Leviev, einem sogenannten "Love-Scammer" aus Israel, dessen Fall vor einigen Jahren für Schlagzeilen sorgte. Der Liebesbetrüger gab sich als wohlhabender Erbe aus und betrog zahlreiche Frauen, denen er eine Beziehung vorgespielt hatte.

Eine der Betroffenen war auch seine Ex-Freundin Kate Konlin, die nun gegenüber "BBC" erzählte, wie toxisch die Beziehung zu Leviev war und warum sie an seiner Seite blieb, als seine Betrügereien aufgeflogen sind. 

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Emotionale Manipulation und Geldprobleme

Das israelische Model erzählte, dass sie Leviev über Instagram kennenlernte und mit ihm eine Beziehung führte. Als im Februar 2022 die Netflix-Doku über ihren damaligen Freund veröffentlicht wurde, blieb sie dennoch mit ihm zusammen. Der Grund dafür soll vor allem sein emotionaler Missbrauch gewesen sein. Leviev stritt dies ab und schickte laut "BBC" Videos an das Medium, in dem er die 23-Jährige als Lügnerin bezeichnete. "Natürlich würde er mich als Lügnerin bezeichnen", sagte Konlin. "Er hat jede Frau, die sich gegen ihn ausgesprochen hat, als Lügnerin bezeichnet. Er will nicht, dass ich meine Geschichte des emotionalen Missbrauchs erzähle."

Die Beziehung sei zu Beginn rosig gewesen. "Am Anfang war unsere Beziehung eine Liebesbombe", erzählte Konlin. "Er war besessen von mir." Leviev begleitete sie zu Modelshootings, putzte ihre Wohnung und schickte ihr lange und liebevolle Sprachnachrichten.

Laut dem Model sei die Beziehung intensiv gewesen, doch nach einer Weile begann sich das Paar zu streiten. Als Leviev ihr Aussehen, ihre Kleidung, ihr Gewicht und ihre Haut kritisierte, führte das dazu, dass sie immer mehr ihr Selbstvertrauen verlor. "Ich hatte das Gefühl, auf Eierschalen zu laufen", sagte das Model. Insgesamt 1,5 Jahre waren die beiden ein Paar, doch Konlin sah ihre FreundInnen immer seltener. Und wenn sie sie zu Gesicht bekam, dann erklärten sie der 23-Jährigen, dass sie nicht mehr die lebhafte und fröhliche Person von damals war. 

Doch die Streitigkeiten und die verletzenden Kommentare von Leviev sollen nicht alles gewesen sein, denn der Tinder-Schwindler bat seine damalige Freundin um Geld. Insgesamt 150.000 Euro soll er sich von seiner Ex-Freundin ergaunert haben. Kate Konlin war ein internationales Fotomodel und verdiente genug Geld, das wusste auch ihr damaliger Freund, dem das zugunsten kam. 

"BBC" zufolge hat Konlin mehrere Sprachnachrichten vorgelegt, in denen ihr Ex-Freund sie anschreit und um mehr Geld bittet. Nachdem die junge Frau ihn fragte, warum er das ausgeliehene Geld nicht zurückzahlen kann, sagte er in einer Aufnahme: "Kate, ich bin ein Millionär! Und das ist eine Tatsache. Im Moment stecke ich in der Klemme." Danach erklärte er ihr, dass er das Geld von ihr nicht von ihr "gestohlen" habe: "(...) Ich habe es nicht von dir gestohlen. Du hast es mir aus freien Stücken gegeben. Du hast es mir geliehen. Ich stecke fest, das ist alles."

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Zusammen Tinder-Schwindler-Doku gesehen

Wären diese Umstände in der Beziehung für Kate Konlin gewesen, erzählte sie in dem Interview zudem, dass sie zusammen die Netflix-Doku angesehen haben: "Ich wusste, dass das alles wahr war", sagte Konlin, welche sich "verpflichtet" gefühlt habe, die Version ihres Freundes über die Geschehnisse zu akzeptieren. Laut der jungen Frau wäre die Beziehung so toxisch gewesen, weshalb es dem Tinder-Schwindler auch leicht gefallen sei, Konlin zu überreden, ihn in der Öffentlichkeit zu verteidigen. Unter anderem in der US-Nachrichtenshow "Inside Edition": Der Grund für ihren TV-Auftritt war laut Leviev simpel, so soll er zu seiner damaligen Freundin gesagt haben: "Wenn du für mich eintrittst, werden mir die Leute glauben, weil du eine Frau bist."

Kate Konlin über Hate im Netz

Ihr Auftritt führte dazu, dass Konlin zahlreiche Hassbotschaften auf Instagram bekam. "Die Leute sagten mir, dass sie sich wünschen, dass ich Krebs bekomme oder von einem Auto überfahren werde, und dass ich das Schlimmste verdiene, weil ich mit ihm in einer Beziehung war", sagte das Model. 

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Paar wurden immer heftiger und am 29. März spitzte sich die Situation zu. "Ich sagte: 'Das war's, ich gehe. Ich halte es nicht mehr aus.' Ich fing an, meine Sachen zu packen", erklärte die 23-Jährige weiter. Das Paar hätte sich gestritten und sei dabei handgreiflich geworden, wobei sich Konlin am Fuß verletzte. Die junge Frau rief danach einen Krankenwagen, während der Betrüger im Hintergrund schrie, dass ihr nichts passiert  sei. 

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Nachdem sie im Krankenhaus war, erstattete sie bei der Polizei Anzeige gegen Leviev. Die Beziehung habe so viel Stress bei Kate Konlin ausgelöst, dass sie sogar untergewichtig war. Ein Jahr nach der Veröffentlichung der Doku ist die Modelkarriere von Konlin wieder im vollen Gange. Sie will nun Frauen helfen und ihnen zeigen, wie sie toxische Beziehungsmuster erkennen und ausbrechen können. 

Wer Erfahrungen mit Gewalt oder sexuellen Übergriffen erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat, kann sich kostenlos und anonym an die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800/222-555, www.frauenhelpline.at, an die Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, www.haltdergewalt.at, an die Frauenhelpline für gehörlose Frauen, www.oegsbarrierefrei.at/bmf/hilfseinrichtungen/ oder an die Männerberatungsstelle unter 0720 / 70 44 00, https://www.maennerinfo.at wenden.

 

Wer unter (Cyber-)Mobbing leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen oder Beratungsstellen.

Mehr Informationen findest du auch unter saferinternet.at.