"Wiener von Welt" Hanno Pöschl wird 75

Pöschl (l.) wurde oft als Strizzi und grantiger Wiener gecastet
Er arbeitete im Circus Roncalli, war eines der bekannten Fernsehgesichter der 1980er-Jahre und weiß auch, wie man ein Szenecafé schupft. Vor allem ist Hanno Pöschl aber eines: "Wiener von Welt", als der er bei der Diagonale 2019 anlässlich seines 70ers in der Schiene "Zur Person" gewürdigt wurde. Am Dienstag feiert der Künstler mit Strizzicharme seinen 75. Geburtstag.

Grundsätzlich stammt Pöschl aus dem noblen Wiener Villenbezirk Döbling, wo er am 2. Juli 1949 zur Welt kam. Der weitere Lebensweg gestaltete sich dann jedoch zunächst proletarischer als die formelle Herkunft vermuten lässt, hängte Pöschl doch einer Konditorlehre zahlreiche Jobs im Mechaniker- und Speditionsbereich dran. Er besuchte allerdings auch die Schauspielschule und verdingte sich beim Circus Roncalli - als Regieassistent und Artist.

Die erste große Karriere begann dann jedoch auf der Bühne, wo sich Pöschl vom Ensemble Theater, dem Akademietheater und dem Schauspielhaus Wien bis an die Burg vorarbeitete. Ab 1992 war er dort engagiert, wobei er gleich mit einer Inszenierung von Paulus Manker ("Liliom") im Haus am Ring seinen Einstand feierte. Weitere Arbeiten mit Größen wie Hans Gratzer, George Tabori oder Frank Castorf folgten.

Seine Filmkarriere war zu dieser Zeit bereits im Gange, hatte er doch 1979 an der Seite von Helmut Qualtinger unter Maximilian Schell in "Geschichten aus dem Wienerwald" gespielt. 1982 gehörte Pöschl zum Ensemble von Rainer Werner Fassbinders letztem Spielfilm "Querelle". "Ich mach' dich zum Star", soll das Filmgenie zu Pöschl gesagt haben - und kurz darauf gestorben sein. So hatte sein Schützling 1987 im "Wiener" James-Bond-Film "Der Hauch des Todes" sowie 1995 in Richard Linklaters "Before Sunrise" kleine Gastauftritte. Nach einer kinematografischen Durststrecke war Pöschl 2008 als Bordellbesitzer in Götz Spielmanns oscarnominiertem Werk "Revanche" auf der Leinwand zu sehen.

Und auch in der Fernsehwelt der 1980er war Pöschl ein gern besetztes Gesicht, wobei er mit Vorliebe als Strizzi und grantiger Wiener gecastet wurde. Von "Kir Royal" bis "Ein Fall für zwei", von "Der Alte" bis "Derrick" und zum "Kaisermühlen Blues" - kaum eines der bekannten Fernsehformate, in denen Pöschl nicht einen Auftritt hatte. Bis 2006 war er knappe zehn Jahre lang der Mechaniker Max in der Serie "Medicopter 117" und hatte später noch Auftritte in der Comedy-TV-Groteske "BÖsterreich".

Während sich Pöschl aus der Schauspielerei inzwischen so gut wie vollständig zurückgezogen hat, ist er als Wirt nach wie vor aktiv. Er betreibt das legendäre Kleine Café am innerstädtischen Franziskanerplatz, das in "Before Sunrise" auch einer der Filmschauplätze ist. Das nahe gelegene Gasthaus Pöschl heißt zwar immer noch so, sein namensgebender Betreiber hat es aber bereits vor einigen Jahren einem Nachfolger übergeben.

Der ORF gratuliert Pöschl mit einer Mitternachtseinlage: Am 5. Juli zeigt ORF 2 um 0.05 Uhr Peter Patzaks Film "Hart im Nehmen" aus dem Jahr 2000, in dem neben dem Jubilar auch Elke Winkens und Gregor Bloéb in Hauptrollen zu sehen sind.

Kommentare