Achtung vor der Boyfriend oder Girlfriend Experience.

Unsplash Nina Hill

Dating-Trend: Achtung vor der "Girlfriend/Boyfriend-Experience"

Ihr bekommt das "Girlfriend/Boyfriend-Treatment" beim Dating, seid aber nicht in einer Beziehung? Was steckt dahinter?

Ihr wundert euch immer öfter, schließlich datet ihr seit geraumer Zeit einen netten Menschen, der euch seinen/ihren FreundInnen vorstellt, mit euch Abendessen geht, im Kino rumknutscht und großen Raum in eurem Leben einnimmt. Aufgrund dieses Verhaltens öffnet ihr euch schrittweise und fühlt euch dieser Beziehung verpflichtet. Schließlich führt es doch potenziell in etwas Festes. So zeigt ihr euch gerne von eurer besten Seite und investiert viel Zeit, Kraft und gutes Benehmen – schließlich macht man das doch so?

Das große Problem dabei ist nur, dass der/die vermeintliche/r PartnerIn gar kein Interesse daran hat, eine waschechte Beziehung einzugehen. Was ist die "Girlfriend/Boyfriend"-Experience

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Was steckt hinter dem Begriff "Girlfriend/Boyfriend-Experience"?

"Girlfriend-" beziehungsweise "Boyfriend-Experience" sind garantiert keine neuen Wortkreationen, schließlich stammt dies laut "NZZ" aus dem Sex-Work-Jargon. Wer sich diese Erfahrung leistet, bekommt für eine oder mehrere Stunden eine/n "waschechte/n" feste FreundIn. Neben sexuellen Diensten werden also Liebesschwüre ausgetauscht, private Probleme besprochen oder einfach nur gekuschelt. Alles Dinge, die im Rahmen einer traditionellen Paarbeziehung stattfinden. Sogar ganze TV-Formate hat diese Art von Transaktion inspiriert – die amerikanische Serie "The Girlfriend Experience" läuft seit 2016. 

Dating-Trend "Girlfriend/Boyfriend-Experience"

Was auch manchmal als das "Girlfriend/Boyfriend-Treatment", also Behandlung, deklariert wird, beschreibt laut "Metro" den Fakt, dass in einer losen Beziehung gewisse Standards gelten, wie sie in einer langjährigen, festen Paarbeziehung gelebt werden. Dies ist speziell verwirrend, da mindestens eine Person in der Beziehung nur auf "casual-Dating" aus ist. Die andere Partei aber in dem Glauben lebt, dass sich gerade etwas entwickelt und es einfach länger dauert.

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Fragile Anfangsphase von Beziehungen

Nicht selten kommt es zu romantischer Verwirrung, die aber aufgrund von Angst vor einem Korb nicht direkt angesprochen wird. Verhalten ist schließlich laut der Theorie von "Watzlawik" auch eine Art der Kommunikation. Nicht selten finden sich Personen als feste PartnerInnen, ohne dies erst aussprechen zu müssen – man habe es einfach gefühlt und nicht mehr in Frage gestellt. Außerdem will man doch gerade in der fragilen Anfangsphase niemanden damit verschrecken, das "Beziehungs"-Messer zu schnell anzusetzen. Schließlich sind wir alle doch total cool, entspannt und es ist uns sowieso gleichgültig, was in der Liebe passiert, nicht?

Liberales Dating und Beziehungsdynamiken

Je mehr sich das Dating-Verhalten liberalisiert, desto öfter werden aber wohl auch offene Gespräche rund um einen Status-Quo nötig sein, um Erwartungen abzuklären. Wie die Beziehungsexpertin Sarah Louise Ryan in "Metro" erklärt, gehen zwei Menschen manchmal eine Verbindung ein und sehen komplett verschiedene Realitäten in ein und derselben Sache.

Mehr romantische Möglichkeiten und sexuelle Offenheit bieten aber auch mehr Szenarien, in denen man sich vor Treue und festen Labels drücken kann. Wer sich in einer "Girlfriend/Boyfriend-Experience" befindet, der wird mit der Zeit entdecken, dass eine Person mehr investiert, als die andere. Irgendjemand wird sich zwangsweise mehr Freiheiten herausnehmen, gleichzeitig aber alle Vorzüge einer traditionellen Paarbeziehung genießen.

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"Girlfriend/Boyfriend-Experience", was tun?

Fällt es einem wie Schuppen von den Augen und man bemerkt, dass die eigene vermeintliche Beziehung doch nicht in der Form existiert, wie man zuerst dachte, dann gibt es eigentlich nur einen Ausweg: Die Offensive! Wie die Beziehungsexpertin Ryan erklärt, komme es wohl zu dieser Situation, wenn Personen Bindungsprobleme, nicht aufgearbeitete Trauma aus alten Beziehungen oder schlichtweg Angst davor haben, dass es doch funktionieren könnte.

Die einzige Möglichkeit, um dieses Konstrukt aufzulösen, ist demnach laut der Expertin dies direkt anzusprechen und die berühmte Frage zu stellen: Was ist das eigentlich zwischen uns? Das kann dann in Folge in Commitment enden, oder eben auch darin, dass man einen Korb kassiert. Zumindest ist man danach wieder frei, andere Personen kennenzulernen, die im Idealfall keine Fake-Beziehung führen möchten.