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Was zur Hölle ist ein negativer Orgasmus?

Schon mal von einem negativen Orgasmus gehört? Was es mit dem Phänomen auf sich hat.

Der Orgasmus ist für viele das erklärte Ziel sexueller Begegnungen. Und obwohl man Sex genießen und auch dann wahnsinnig gut finden kann, wenn man vielleicht nicht gekommen ist, kann es für PartnerInnen manchmal ziemlich enttäuschend sein, wenn das Gegenüber keinen Orgasmus hatte.

Dabei ist ein Orgasmus nicht der einzige Grund, warum Menschen Sex miteinander haben. Wenn es für manche dann doch so ist, kann das Druck auf Sex-PartnerInnen auslösen. Forschende haben sich mit der Thematik etwas genauer auseinandergesetzt – und das Ganze unter dem Begriff "Negativer Orgasmus" zusammengefasst.

 

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Was ist ein negativer Orgasmus?

Wie die Forschenden der University of Michigan und der kanadischen Queens University herausgefunden haben, können Orgasmen einen negativen Beigeschmack haben. Genauer gesagt: Ein Orgasmus heißt nicht, dass das Sexerlebnis automatisch positiv war.

Für die Studie wurden 726 Personen befragt. Davon schilderten 289 Menschen, schon einmal eine negative Orgasmus-Erfahrung gemacht zu haben. 

Sex ist nicht automatisch gut, nur weil der oder die andere zum Orgasmus gekommen ist. "Menschen sollten nicht annehmen, dass der Orgasmus vom Partner oder der Partnerin bedeutet, dass er oder sie den Sex mit ganzem Herzen genossen hat", so die Studienautorinnen Sara Chadwick und Sari van Anders gegenüber "PsyPost". "Es ist in Ordnung, trotz Orgasmus gemischte oder komplett negative Gefühle gegenüber sexuellen Begegnungen zu haben." 

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Fehlende Orgasmen können Performance-Druck auslösen

Wenn wegen eines fehlenden Orgasmus Druck auf das Gegenüber ausgeübt wird, kann dies zu Frust, Scham und vermindertem Lustgefühl führen. Die Teilnehmenden berichteten von Erlebnissen, die ihre Beziehungen und psychische Gesundheit negativ beeinflussten.

Ein bisexueller Mann berichtete beispielsweise genauer von einem derartigen Erlebnis: "Ich fühlte mich nicht wirklich hingezogen zu ihr, aber ich hatte eine Durststrecke und sie kam auf mich zu. Sie setzte mich unter Druck und fing irgendwann zu weinen an und fragte mich, warum ich nicht kommen kann. Das war keine gute Erfahrung. Der Orgasmus war dann nicht sehr befriedigend, eher eine Erleichterung als ein Vergnügen."

Viele Teilnehmende sprachen von unangenehmen Orgasmen und physischen Schmerzen. Manche fühlten sich danach verärgert, frustriert oder emotional distanziert. Manche der religiöseren Teilnehmenden fühlten Scham oder Schuld.

Fehlender Orgasmus: Frauen wollen männliches Ego nicht angreifen

Frühere Untersuchungen der AutorInnen haben gezeigt, dass einige Männer den Orgasmus ihres Gegenübers als männliche Errungenschaft ansehen. Das spielte auch in dieser Studie eine Rolle, wie "PsyPost" berichtet. Viele Hetero-Frauen fühlten sich unter Druck gesetzt, einen Orgasmus zu haben, um das Ego ihres Partners nicht anzugreifen. 

"Für guten Sex müssen die Leute aufmerksam zuhören, welche Bedürfnisse und Wünsche ihre PartnerInnen äußern und nonverbal mit Gesten etc. kommunizieren", so die Studienautorinnen.