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Unterschiedliches sexuelles Verlangen in der Beziehung: Das kannst du tun

Unterschiedliches sexuelles Verlangen in der Beziehung kann zur Zerreißprobe werden. Wir haben eine Sexualtherapeutin dazu befragt.
Sabrina Kraussler

Sexualität ist so individuell wie das Bedürfnis nach Nähe. Problem: In einer Beziehung kommen meist zwei (oder mehrere) Individuen mit eigenen Wünschen und Interessen zusammen. Deshalb ist auch völlig normal, dass das sexuelle Verlangen in Beziehungen unterschiedlich ist. Oft lässt es mit der Zeit nach und nach einigen Jahren reduziert sich das Sexleben bei vielen auf ein Minimum im Vergleich zum Beginn der Beziehung. 

Dafür gibt es aber eine einfache Erklärung, weiß Magdalena Heinzl, Sexual-, Trauma- und Theaterpädagogin: "Die ersten sechs Monate sorgen die Hormone noch für eine Hochphase", weiß die Expertin.

"Die sogenannte 'rosarote Brille' fällt aber nach etwa einem halben Jahr. Es ist wichtig, dass man sich das bewusst macht. Diesen Zustand des Verliebtseins würde der Körper gar nicht länger aushalten."

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Die Hormone ballern nur in den ersten Monaten

Das sexuelle Verlangen ist also hormonell gesteuert: "Unser Gehirn sagt uns in dieser Zeit nur 'fortpflanzen, fortpflanzen'. Aus diesem Grund haben viele in der ersten Zeit auch wahnsinnig viel Sex. Dass dieser dann weniger wird, ist also völlig normal."

In ihrem Podcast "Sexologisch" gibt Magdalena Heinzl wertvolle Tipps und leistet Aufklärungsarbeit. Denn Sexualtherapie kann vielen Menschen helfen. Die Hürde, Hilfe anzunehmen, ist aber oft groß. "Bei der Sexualtherapie können manchmal schon wenige Einheiten helfen", so die Expertin.

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Wer mehr will, verliert

Wenn man von einer Paarbeziehung ausgeht, ist es sicher für beide Personen nicht leicht, wenn sie bemerken, dass sie ein unterschiedliches Verlangen haben. 

"Leider ist es in Beziehungen oft so: Wer mehr will, verliert gegenüber dem, der weniger will. Den Ton gibt also die Person an, die etwas nicht möchte", erklärt Magdalena Heinzl. 

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Warum lässt das sexuelle Verlangen nach?

"Man weiß, wie der andere tickt, wie er oder sie riecht, kennt die Bewegungen, weiß, wann der andere kommt. Oft fehlt die Spannung, die viele aber für ein erfülltes Sexualleben brauchen", meint die Sexualtherapeutin.

"Für viele ist Sex aber auch Spannungsabbau – etwa bei Stress. Andere müssen die Spannung erst wieder suchen, nachdem sie den Partner oder die Partnerin in und auswendig kennen." 

Man könne versuchen, die Spannung in sich selbst zu finden und in seinem Körper hervorzurufen, erklärt die Sexualtherapeutin. In einem ersten Schritt fängt Sexualität nämlich bei einem selbst an.

Was tun bei unterschiedlichem sexuellen Verlangen in der Beziehung?

Es sei wichtig, dass man wieder Zugang zu seiner eigenen Sexualität bekomme, so die Sexualtherapeutin. "Viele haben verlernt, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, und suchen die Lösung des Problems in der Kognition. Dabei ist es wichtig, wieder zurück in den Körper zu kommen, ihn wahrzunehmen und zu spüren." 

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Wie das geht? Mit einfachen Übungen wie etwa einem Workout, einer Runde Tanzen oder auch ein paar Minuten Zeit nach der Dusche, um sich bewusst mit einer Bodylotion einzucremen. "Es ist wichtig, im Alltag Momente des Genusses zu schaffen und sinnlich zu werden. Viele haben verlernt, etwas zu genießen."

Auch Masturbation kann helfen, wieder mehr Zugang zu sich selbst und zum eigenen Körper zu bekommen, erklärt sie. "Dann kann man wieder leichter erfahren, wie es um die eigene Lust steht. Nur wenn wir uns selber gut spüren, können wir auf die andere*n Person*en eingehen und wirklich da sein."

Mehr zu Sex in Langzeitbeziehungen und Tipps von Magdalena Heinzl findet ihr hier.

Anmerkung: Achtet beim Sex auf Konsens. Das bedeutet: Fragt nach, ob alle Beteiligten zustimmen und ob die Sexualpraktiken auch wirklich einvernehmlich praktiziert werden.