Getrennte Betten in der Beziehung? Warum das Sinn macht.

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Getrennte Betten in der Beziehung: Ist das gut oder schlecht?

Schlafen Paare, die sich das Bett teilen, besser oder schlechter? Und welche Auswirkungen haben getrennte Betten auf die Beziehung?
Monika Kässer

Sich mit seinem Schatz abends gemütlich ins Bett zu kuscheln und gemeinsam einzuschlafen, kann wunderschön sein. Zumindest in der Idealvorstellung, denn da wären noch ein paar andere Dinge, welche das geteilte Bett nicht mehr ganz so romantisch erscheinen lassen: stinkende Fürze, die dir die Tränen in die Augen treiben, nerviges Hin-und Herrollen, das dich aufweckt, die Bettdecke, die ungewollt Gegenstand von Tauziehen wird, sein/ihr Wecker, der früher klingelt als deiner, pausenloses Schnarchen und zu wenig Platz.

Manche Paare praktizieren deshalb bereits, wozu einige ExpertInnen raten: in getrennten Betten schlafen. Was das bringen soll und ob es im Endeffekt gut oder schlecht ist, erfährst du bei uns.

 

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"Sleep Divorce" ist auf dem Vormarsch

Schon mal was von "Sleep Divorce" gehört? Schlafforscherin Daniela Janssen erklärte gegenüber "20 Minuten", dass das Bedürfnis, gemeinsam zu schlafen, bis in die Steinzeit zurückgeht. Damals diente das Gruppenschlafen dazu, Schutz und Nähre zu suchen. Dennoch entscheiden sich heutzutage viele Paare bewusst dazu, in getrennten Betten zu schlafen. Dieses Phänomen nennt sich dann "Sleep Divorce", was übersetzt so viel wie "Schlaf-Scheidung" bedeutet. Laut einer Umfrage der "National Sleep Foundation" bevorzugt immerhin schon eines von zehn Paaren getrennte Schlafzimmer. 

Schlafen Frauen besser allein?

Es lassen sich durchaus unterschiedliche Studienergebnisse zum Thema "getrennte Betten" finden. So fand der Verhaltensbiologe John Dittami der Universität Wien in seiner Studie "Geschlechtsunterschiede der inneren Uhr auf Umgebungsreize" heraus, dass die Frauen, die an der Studie teilnahmen, alleine wesentlich besser und erholsamer schliefen als zusammen mit ihrem Partner. 

Auch eine One-Poll-Umfrage mit 2.000 US-Amerikaner:innen zeigt, dass vor allem Faktoren wie

  • Schnarchen des/der Partners/Partnerin (52 Prozent)
  • Handyscrollen vorm Schlafengehen (33 Prozent) 
  • Partner:innen, die die Bettdecke wegziehen (27 Prozent), sich im Schlaf wälzen (25 Prozent) oder quer im Bett liegen (21 Prozent)
  • und das nächtliche Aufstehen, um auf die Toilette zu gehen (33 Prozent)

am häufigsten Gründe, die für einen unruhigen Schlaf sorgen. 36 Prozent der Befragten bevorzugen es demnach, wenn ihr:e Partner:in nicht zu Hause ist und sie alleine schlafen können. 

Bei Männern sei genau das Gegenteil der Fall: Ihr Schlaf ist ruhiger, wenn sie sich mit ihrer Partnerin das Bett teilen. 

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Gemeinsam schlafen – die Vorteile 

Dass das gemeinsame Ehebett – unabhängig vom Geschlecht – besser für einen erholsamen Schlaf ist, berichtet das ForscherInnenteam um Henning Johannes Drews vom Universitätsklinikum Kiel in einer Studie, welche im Journal "Frontiers of Psychiatry" erschienen ist. Untersucht wurde der Schlaf von 24 Paaren im Alter zwischen 18 und 29 Jahren. Es stellte sich heraus, dass die REM-Phasen bei den Paaren länger und auch weniger gestört waren als bei den ProbandInnen, die alleine geschlafen haben.

REM steht für "Rapid Eye Movement" und bezeichnet die letzte Phase eines Schlafzyklus, in der man besonders tief schläft und intensive Träume möglich sind. "Durch gute REM-Phasen kann die mentale Gesundheit erhalten bleiben", erklärt Drews und ergänzt: "Die Vermutung liegt nahe, dass man dadurch emotional ausgeglichener wird." Die vermehrten Körperbewegungen, die beim Paarschlaf bekannt sind, dürfe man aber nicht mit schlechterem Schlaf verwechseln. "Das Gehirn schläft dabei trotzdem gut", so der Forscher. 

 

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Bessere Beziehung und mehr Sex dank getrennter Betten?

Schlafcoach Christine Lenz hingegen plädiert für getrennte Betten in Paarbeziehungen. Wie Lenz gegenüber "Men's Health" erklärt, wird der Schlaf des/der Partners/Partnerin durch Schnarchen, Zähneknirschen, starken Nachtschweiß oder Schichtarbeit wesentlich gestört, was einen negativen Einfluss auf Leistungsfähigkeit und Immunsystem der PartnerInnen haben kann. Und das zieht sich dann wie ein Rattenschwanz durch und kann sich in Folge dessen langfristig gesehen negativ auf die Beziehung auswirken.

Dass getrennte Betten besser für die Partnerschaft sein können, bestätigt auch Schlafpsychologe Günther Amann-Jennson im YouTube-Interview mit "radioEXPERTEN": "Wir machen mindestens 20, 25 große Körperbewegungen während dem Schlaf und etwa 50 kleinere Körperbewegungen. Die führen dann natürlich zu Aufweckreaktionen beim Partner." Der Experte rät daher, in getrennten Betten zu schlafen.

Laut einer Umfrage von "Bensons for Beds", an der 2.000 Personen teilnahmen, gaben 34 Prozent der Befragten an, besseren Sex zu haben, seitdem sie in getrennten Betten schlafen. 38 Prozent meinten sogar, dass sich die Qualität ihrer Beziehung verbessert habe. 

Ähnliche Ergebnisse lieferte auch eine Umfrage eines US-amerikanischen Bettenherstellers, bei der über 1.000 Personen befragt wurde. Dreiviertel der TeilnehmerInnen im Alter zwischen 18 und 73 Jahren gaben an, dass ein geteiltes Bett ihren Schlaf beeinträchtigt. Knapp 60 Prozent hielten getrennte Schlafzimmer daher förderlich für die Partnerschaft.

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Traditionsmodell Ehebett

Warum sich manche Paare dennoch ein Schlafzimmer teilen, obwohl beide einen unterschiedlichen Rhythmus haben und sich gegenseitig den Schlaf rauben können, erklärt der Leiter des schlafmedizinischen Zentrums der Charité Berlin Ingo Fietze gegenüber "rnd": „Viele Menschen haben fast schon einen Ehrgeiz, zusammen zu schlafen, weil sie denken, getrennt zu schlafen sei ein Zeichen für eine zerrüttete Ehe." Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, ergänzt, dass der gemeinsame Schlaf im selben Bett ein Gefühl von Nähe und Intimität vermittle.

Vor dem Verlust jener Intimität warnt Beziehungsexpertin Birgit Natale-Weber im Interview mit der "Zeit": "Wenn eine Beziehung gerade nicht gut läuft und die emotionale Intimität schon gelitten hat, können getrennte Betten auch dafür sorgen, dass man sich gefühlsmäßig noch weiter voneinander entfernt."

Getrennt oder zusammen schlafen?

Wie die Studienlage zeigt, gibt es unterschiedliche Ansichten, ob denn nun getrennte Betten oder ein gemeinsames Schlafzimmer besser für Partnerschaft und einen erholsamen Schlaf seien. Am besten fährt man wohl damit, wenn man das macht, was sich gut anfühlt. Stört man sich zum Beispiel am Schnarchen des/der Partners/Partnerin, an den Schlafgewohnheiten oder dem anderen Schlafrhythmus, so macht es Sinn, in getrennten Räumen zu schlafen. Ansonsten spricht nichts dagegen, Nacht für Nacht nebeneinander einzuschlafen und die Nähe zu genießen.