Hoovering: Toxisches Phänomen kann bei Trennungen auftreten.

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"Hoovering": Wenn Narzisst:innen dich nicht gehen lassen

Blumen, Anrufe, Liebesbriefe: Vor allem Narzisst:innen greifen zu dieser Methode, um das Gegenüber vom Gehen abzuhalten.
Monika Kässer

"Dann mach doch Schluss, wenn er:sie dir nicht guttut!" Was so einfach klingt, ist für viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen ungemein schwer. Denn plötzlich verhält sich das Gegenüber reumütig, liebevoll und fürsorglich. Was "Hoovering" damit zu tun hat und wie du den Teufelskreis durchbrechen kannst. 

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Was ist "Hoovering"?

Laut "rnd" geht es bei dieser Methode darum, seine:n Partner:in zum Bleiben zu bewegen, auch wenn sich diese Person trennen möchte. Die Entscheidung, die Beziehung beenden zu wollen, wird nicht akzeptiert oder kann gar sabotiert werden. Man lullt den:die Ex-Partner:in dermaßen ein und setzt alles daran, die Partnerschaft weiterzuführen, beziehungsweise einen vermeintlichen Neuanfang zu wagen, der in Wahrheit nur an Altes anknüpft.

Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt "verschlingen" oder "staubsaugen". Ähnlich wie bei dieser Form der Hausarbeit wird man regelrecht eingesaugt und kann sich dem Sog der Manipulation kaum entziehen. Hier wird emotionale Abhängigkeit par excellence geschaffen. Insbesondere narzisstisch veranlagte Menschen machen den Ausbruch aus einer toxischen Partnerschaft zu einer großen Herausforderung – wenn auch nicht unbedingt bewusst missbräuchlich. 

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Anzeichen von "Hoovering"

Die abservierte Person möchte den:die Ex-Partner:in um jeden Preis zurückgewinnen, ihn wieder für sich begeistern und betreibt regelrechtes Love Bombing. Zeigt sich dieses Verhalten in ungesundem Ausmaß, stecken nicht etwa Liebe und tiefe Emotionen dahinter, vielmehr möchte die Person nicht an Bedeutung im Leben des anderen verlieren und den:die Ex-Partner:in am Aufbau einer glücklichen und insbesondere selbstständigen Zukunft hindern. Laut "Umgang-mit-Narzissten" können folgende Anzeichen auf "Hoovering" hinweisen:

  • Ständige Kontaktaufnahme: Man wird mit Anrufen und Nachrichten überhäuft.
  • Überraschungsbesuche zu Hause oder gar in der Arbeit.
  • Du bekommst Blumen oder kleine Geschenke.
  • An schöne Erlebnisse wird immer wieder erinnert.
  • Appell an die gemeinsame Verantwortung, falls Haustiere, Kinder oder Krankheit eine Rolle spielen.
  • Plötzlich wird das Verhalten an den Tag gelegt, dass du dir so sehr an ihm:ihr gewünscht hast.
  • Es wird so getan, als wäre nichts passiert.
  • Banale Gründe werden gesucht, um ein Treffen zu initiieren.
  • Um Vergebung betteln und Besserung geloben.
  • Vermeintlich tiefe Reue wird gezeigt.
  • Ständige Versuche, Mitleid zu erregen.
  • Es kommen Aussagen wie "Ich kann ohne dich nicht leben!"
  • Freund:innen der abservierten Person mischen sich zu seinen:ihren Gunsten ein.
  • Abwertung, falls auf die Annäherungsversuche keine Reaktion erfolgt.

Von einer narzisstischen Person loskommen – aber wie?

Zu sehen, wie das Gegenüber unter der Trennung leidet, oder es zumindest vorgibt, kann das Loslassen zum emotionalen Kraftakt machen. Den Betroffenen fällt es sehr schwer, den Kontakt zu unterbinden – wird dieser schließlich immer wieder aufs Neue gesucht. So nimmt der Teufelskreis seinen Lauf: Reagiert man nur ansatzweise auf die Annäherungsversuche, wird das sogenannte "Hoovering" ungebremst weitergeführt.

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Folgendes sollte man sich laut "Umgang-mit-Narzissten" bewusst machen: "Hoovering ist kein Prozess, der eine Entwicklung und Veränderung einleitet, sondern der Versuch, zum alten Zustand zurückzukehren."

Hat man die Absichten durchschaut, so gelingt es der betroffenen Person besser, den richtigen Weg zu gehen. Und der lautet vollständiger Kontaktabbruch. Keine Anrufe annehmen, die Tür nicht öffnen, wenn es klingelt, auf Nachrichten nicht zurückschreiben. Nur so bleibt auch Zeit und Raum, damit die eigenen Wunden, welche die Beziehung und die Trennung womöglich hinterlassen haben, heilen können.