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Warum du in der Fastenzeit nicht auf Sex verzichten solltest

Eine britische Expertin erklärt, warum der Verzicht auf Sex in der Fastenzeit nicht immer eine gute Idee ist.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Vom 22. Februar bis 6. April ist Fastenzeit. Das bedeutet: Weltweit versuchen ChristInnen, in diesen 40 Tagen auf Laster wie Süßigkeiten, Schimpfwörter oder Alkohol zu verzichten. Die Fastenzeit bezieht sich darauf, dass Jesus durch die Wüste irrte und weder etwas zu essen noch zu trinken hatte. In der Zeit sollen Selbstbeherrschung und Disziplin trainiert werden.

Doch besonders im Netz taucht nun immer häufiger der Trend zur Enthaltsamkeit auf. So erklären beispielsweise UserInnen auf TikTok, dass sie durch den Zölibat ihr "spirituelles Wachstum" anregen und ihren "Verstand klar machen". 

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Doch kann es wirklich stimmen, dass der Sex-Verzicht eine "entgiftende" Wirkung hat? Die briitsche Sex- und Beziehungsexpertin Ness Cooper ist davon wenig überzeugt.

"Es gibt keine Beweise dafür, dass der Verzicht auf Sex dem Geist oder dem Körper guttut", sagte die Expertin gegenüber "Metro". Oftmals wird Sexualität als etwas "Negatives" dargestellt. 

Laut Cooper wurde häufig behauptet, dass Geschlechtsverkehr unter anderem unsere Leistungsfähigkeit beeinflussen kann. Das hat eine Studie aus dem Jahr 1016 widerlegt – die Annahme, dass Sex vorm Sport die Leistung senkt, ist demnach inkorrekt. 

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Sex-Verzicht löst nicht alle Probleme

"Diejenigen, die einen Nutzen darin sehen, sind möglicherweise durch die sozialpsychologischen Auswirkungen der Sexualerziehung zur Enthaltsamkeit beeinflusst worden und nicht durch etwas, das mit einem biopsychologischen Ansatz gemessen werden kann", erklärte die Sexualexpertin.  

Laut Cooper entscheiden sich manche Menschen für die sexuelle Enthaltsamkeit, weil sie sich um ihre Beziehung sorgen, und durch den "Verzicht" daran arbeiten möchten oder eine Sexsucht vermuten.

Auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, ist nichts Negatives. Wer herausfinden möchte, wie er/sie sich ohne Techtelmechtel fühlt, sollte dies auf jeden Fall machen.

Man darf jedoch nicht erwarten, dass das Zölibat plötzlich alle zwischenmenschlichen oder sexuellen Probleme löst. Ein magischer "Detox" durch Sex-Verzicht ist demnach sehr unwahrscheinlich. Hier rät die Expertin, professionelle Hilfe zu konsultieren.

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Sex macht dich nicht zum schlechteren Menschen 

Wer gerne mit andern Menschen intim wird, ist definitiv kein schlechterer Mensch. Denn das sexuelle Verlangen ist kein "Gift", das aus dem Körper vertrieben werden muss. Wie Cooper betonte, gibt es keine wissenschaftlichen Beweise, dass der Verzicht auf Geschlechtsverkehr uns geistig oder körperlich "gesünder" macht. 

Tatsächlich deuten wissenschaftliche Studien darauf hin, dass Orgasmen

"Ich rate nicht dazu, generell auf Sex zu verzichten, es sei denn, man hat bestimmte Operationen hinter sich, bei denen bestimmte Bereiche erst verheilen müssen", sagte Cooper. 

Wer in der Fastenzeit dennoch auf Sex verzichten möchte, sollte sich nicht davon abhalten lassen. Falls du gerade in einer Beziehung bist, dann solltest du das mit deinem/deiner PartnerIn besprechen, um mögliche Konflikte aus dem Weg zu räumen. 

Wie auch immer du deine Wahl triffst: Dein Körper, deine Entscheidung! Wenn du in dieser Zeit deine Selbstbeherrschung testen möchtest, dann kann diese "Sex-Challenge" überaus spannend werden.

Fakt ist jedoch, dass es wissenschaftlich nicht belegt ist, dass man durch den Verzicht auf Sex "besser" oder "reflektierter" wird. Achte beim Geschlechtsverkehr immer auf Konsens und verkehre nur mit Menschen, denen du deinen Körper im Endeffekt wirklich "anvertrauen" kannst. 

Das Wichtigste ist, dass du Spaß hast und dich dabei gut fühlst – bei allem, was du tust!

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Wer unter sexuellen Problemen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken.

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